Schattengreifer - Die Zeitenfestung
wie wohl seine Eltern in dieser Situation gehandelt hätten, und da wusste er plötzlich, was zu tun war.
»Komm!«, sagte er knapp, während er sie am Arm mit sich zog. »Wir sollten gehen.«
Jessica zögerte kurz, dann gab sie Toms Drängen nach. Nachdenklich ließ sie sich von Tom durch die Straße führen.
Der Junge musste sie durch Menschenmassen schleusen, was nicht so leicht gewesen wäre, wenn Nin-Si ihnen nicht vorausgegangen und die Menschen sacht zur Seite geschoben hätte.
Kaum einer beachtete die Gruppe. Alle waren mit dem beschäftigt, was sich an der Rotkopf-Klippe abspielte.
Schließlich hatten sie Jessicas Zuhause erreicht. Tom schloss mit ihrem Schlüssel die Tür auf, und gemeinsam gelang es ihnen, Jessica auf das Sofa im Wohnzimmer zu legen.
Tom atmete erleichtert auf. Jessica schien allmählich aus ihrer Erstarrung zu erwachen. Es schien ihr gutzutun, wieder zu Hause zu sein.
Seine Schulter schmerzte. Aber all seine Gedanken, all seine Hoffnungen waren bei Simon.
»Komm nach Hause, Freund«, rief er ihm in Gedanken zu. Und er hoffte darauf, dass Simon diese Nachricht erfühlen konnte, dort, wo immer er jetzt auch war.
Es zischte. Und zu beiden Seiten stoben an Simon grünliche Flammen vorbei, die seinen Kopf nur knapp verfehlten.
»Ehrenvoll!«, schrie der Magier und schleuderte erneut zwei Feuerkugeln durch den Raum. »Alles, was du sagst, sind Lügen. Die dummen Gedanken eines enttäuschten Jugendlichen.«
Wieder bildeten sich Feuerbälle in seinen Klauen. Seine schneeweißen Handflächen schimmerten hell in dem grünen, flackernden Licht der Flammen. Er ging weiter auf Simon und Neferti zu.
Die beiden drückten sich verängstigt gegen die Wand. Sie hielten sich die Arme schützend über den Kopf und duckten sich vor der Wut des Schattengreifers.
»Du glaubst, du hast alles verstanden?«, schrie der Magier. »Nichts weißt du. Gar nichts. Ich werde …«
Urplötzlich schrie er auf. Gellend.
Simon und Neferti fuhren erschrocken zusammen.
Der Magier brannte. Er stand in einem Meer von Flammen, die sich gierig an seinem ganzen Körper hochfraßen.
Hinter ihm konnten sie den ägyptischen Priester sehen, in der Hand eine Schale, aus der Flammen züngelten. Gerade griff der Priester erneut in die Schale, zog eine Flamme hervor und warf sie dem Schattengreifer über.
Noch einmal blickte der Magier an sich herunter, dann hatte er seinen Schrecken überwunden. Er brauchte nur einmal dieArme zu heben, einen Fluch auszustoßen, und sogleich erstarb das Feuer, das an ihm nagte, ebenso wie die Flammen in der Schale des Priesters.
Der Ägypter blickte völlig überrascht auf sein Gegenüber. Damit hatte er nicht gerechnet. Und so war er auch nicht gefasst auf das, was nun kam: Mit einem gewaltigen Stoß ließ der Schattengreifer den schmächtigen Priester mit nur einer einzigen Handbewegung durch den Raum fliegen. Der Ägypter wurde über den Tisch geschleudert und riss im Fallen einige Schüsseln und Krüge mit sich, die klirrend auf dem Boden zerbrachen.
Mit einer zweiten Handbewegung stieß der Schattengreifer den Tisch zur Seite und baute sich vor dem Priester auf. Sein ganzer Hass schien sich in diesem Moment auf diesen schmalen, alten Mann zu richten, der ihn angegriffen hatte, denn gerade riss der Magier beide Hände in die Höhe und ließ den vor Angst schreienden Priester über ihren Köpfen durch den Raum schweben.
»Hört damit auf!«, schrie Neferti den Schattengreifer an, doch der schien keinerlei Notiz mehr von ihr und Simon zu nehmen. Ein kurzer Wink mit seiner rechten Hand, und der Priester flog erneut durch den ganzen Raum und fiel mit einem Krachen zu Füßen der Katzengöttin nieder.
Der Priester stöhnte kurz auf, doch dann gewann er schnell wieder die Fassung. Überraschend schnell. Er erhob sich, sah den Schattengreifer an und begann, eine Zauberformel zu sprechen. Dabei hob er seine Hände in der gleichen Weise, wie es der Schattengreifer vorhin getan hatte.
Der Magier allerdings zeigte sich wenig beeindruckt. »Was glaubst du, mit wem du es zu tun hast?«, fragte er den Priester.»Denkst du wirklich, deine geringen magischen Fähigkeiten reichen aus, um es mit mir aufzunehmen?«
Er streckte nur eine einzige Klaue hervor und wippte kurz mit dem Zeigefinger, als der Priester sich erstaunt an den Hals fasste. Er röchelte. Dann wurde er in die Höhe gehoben, an der Statue der Katzengöttin entlang. Als sein Rücken vor dem Gesicht der Statue schwebte, ließ
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