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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schritte auf der Treppe.
     
    Sie waren nicht die Einzigen. Immer mehr Menschen kamen aus der Stadt zur Rotkopf-Klippe gelaufen. Sie alle wollten erfahren, was dieses ungewöhnliche Naturschauspiel zu bedeuten hatte.
    Über ihnen zogen die Krähen dahin. Sie flogen direkt in eine riesige Nische in der steinernen Wand. Zwischen zwei Felsvorsprüngen schossen die Tiere nacheinander in das Innere der Klippe hinein.
    Ängstlich und erschrocken verfolgten die Leute das Geschehen.
    Tom und Nin-Si hatten Jessica schnell gefunden. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Sie stand reglos inmitten mehrerer Menschen und starrte mit versteinertem Gesicht zu der schwarzen Wolke aus Krähen. Es schien Tom, als mache sich erst jetzt der Schock über all das Erlebte bei ihr bemerkbar.
    »Hier bist du ja!«, sagte Tom und stieß ihr freundlich mit der Hand gegen die Schulter, um sich bemerkbar zu machen. Sein Fuß jagte erneut Schmerzen durch seinen Körper. Aber noch immer ignorierte er diese Signale.
    Er wurde jetzt gebraucht. Und das gab ihm Kraft. Er musste jetzt für Simon da sein. Und für Nin-Si und Jessica. Gerade für Jessica.
    Er legte ihr von hinten eine Hand auf die Schulter, um ihr zu bedeuten, dass er für sie hier war.
     
    Simon nahm mit jedem Schritt gleich drei Stufen auf einmal. Dennoch hatte er das Gefühl, dass der Schattengreifer ihn fast eingeholt hatte. Die letzten fünf Stufen übersprang Simon, und so landete er hart auf dem Boden am Ende der Treppe.
    Neferti und der ägyptische Priester schreckten auf, als Simon so hereingestürzt kam.
    »Simon!«, rief Neferti aus. »Was …?«
    Weiter kam sie nicht. »Er ist hier!«, schrie Simon, während er sich wieder aufrichtete und von der Treppe entfernte. »Er …«
    Simon bemerkte einen Lederbeutel in Nefertis Händen, den er zuvor noch nie gesehen hatte. Doch das alles war jetzt nicht wichtig. Er musste sie warnen. Sie und den Priester. Und hoffen, dass …
    Zu spät. Schon erschien der Magier am Fuß der Treppe. Er stützte sich mit den Händen an der Mauer ab und blickte abschätzend durch den Raum.
    Der Priester sah dem Schattengreifer ungläubig entgegen. Der Magier musste dem Ägypter wie ein Wesen der Unterweltvorkommen. Schützend hob er die Hände vor sein Gesicht. Er fürchtete wohl den Blick seines Gegenübers.
    Doch der Schattengreifer interessierte sich nicht für den Mann. Er wandte sich Simon und Neferti zu: »Wie?«, raunte er mit geschlossenen Lippen. »Wie ist es euch gelungen zu entkommen? Unter welchem Zauber steht ihr, dass ihr euch meiner Kraft immer und immer wieder entziehen könnt?«
    Simon wagte einen Vorstoß. »Wir sind Freunde. Wir sind füreinander da. Und Ihr wisst doch, dass Euer Zauber gegen wahre Gefühle machtlos ist.«
    Die Augen verengten sich zu Schlitzen. Es war dem Schattengreifer anzusehen, dass er über Simons Antwort nachdachte.
    Inzwischen senkte der Priester wieder die Hände. Mit großem Interesse, aber auch mit Abscheu, besah er sich den unheimlichen Besucher.
    Doch auch jetzt nahm der Schattengreifer davon keine Notiz. »Wahre Gefühle?«, gab er spöttisch zurück. »Glaubst du etwa selbst an das, was du da sagst? Glaubst du wirklich, zwischen euch herrschen wahre Gefühle?« Er lächelte amüsiert. »Du machst dir was vor! Jeder von euch denkt doch nur an sich. So, wie die Menschen das seit jeher taten. Jeder von euch will nur sein eigenes Leben retten. Und einer nutzt dabei den anderen aus. Ihr könnt nur gemeinsam gegen mich antreten. Und das ist der Grund, warum ihr zusammenhaltet und …«
    »Das ist nicht wahr!« Simon schrie beinahe. »Wir sind füreinander da. Wir stützen uns gegenseitig. Ja, wir haben sogar schon unsere Leben füreinander aufs Spiel gesetzt.«
    »Unsinn! Jeder von euch denkt nur an sich. Jeder will …«
    Obwohl Simon den Magier fürchtete, trat er jetzt nahe an ihn heran. »Redet ihr vielleicht gerade von euch? Kann es sein, dass ihr die Seiten verwechselt? Wahre Freundschaft ist euch doch fremd. Ihr habt früher den eigenen Freund für eure Magie geopfert. Der Junge aus Eurem Stamm ist heute als kleine Krähe auf Eurem Schiff gefangen. Damals, am Strand, als Ihr ihn hättet retten können, da war Euer Zauber Euch wichtiger gewesen.«
    Der Schattengreifer funkelte ihn mit blitzenden Augen an. »Schweig!«
    »Warum? Bin ich der Wahrheit so nahe?« Simon wunderte sich selbst, woher er den Mut nahm, dem Magier so entschieden zu widersprechen. »Ihr wisst nicht, was Freundschaft bedeutet. Ihr

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