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Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Schattengreifer - Die Zeitenfestung

Titel: Schattengreifer - Die Zeitenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Huhn?«
    Neferti hob beschwichtigend eine Hand. »Oh, keinesfalls! Ganz im Gegenteil: Das Huhn steht in Hieroglyphen für einen Beschützer.«
    Caspar drückte den Rücken durch und strahlte erleichtert. »Ach so«, sagte er. »Ja, irgend so etwas hatte ich mir auch schon gedacht.«
    Neferti lächelte ihm zu.
    Simon schielte unauffällig auf Nefertis Stein und musste grinsen. Dieses Symbol hätte er ihr auch hineingeritzt. Eine stolze, sitzende Katze prangte darauf.
    Doch dann wies Simon auf den Stein, der neben seinem lag und vor dem niemand kniete. Ein Geier war als Hieroglyphe in diesen Stein geritzt worden. »Für wen ist der? Und was bedeutet das Symbol?«
    »Mut«, gab Neferti zurück. »Das Symbol steht für großen Mut. So, wie ihn nur wahre Kämpfer besitzen und …«
    »Aber was soll das alles?«, fragte Nin-Si, die ebenfalls auf die beiden unbesetzten Steine blickte. »Was hast du vor?«
    Neferti griff nach dem winzigen Beutel mit dem Pulver darin. »Ich hoffe, es gelingt mir. Der Priester meiner Familie hat es mir erklärt. Allerdings besitze ich keine Zauberkraft.«
    »Du versuchst einen Zauber?«, fragte Nin-Si erstaunt.
    Neferti nickte. »Ich kenne die Formeln, doch ich besitze keine magische Macht.«
    »Aber wie …«
    Neferti wandte sich zu der kleinen Krähe um. »Ich brauche deine Hilfe«, sagte sie. »Du trägst Magie in dir. Und ich weißdie Formeln. Mein Wissen und deine Kraft – der Priester sagte, so müsste mein Zauber gelingen.«
    »Aber was denn für ein Zauber?«, erkundigte sich Caspar ungeduldig. »Was hast du vor? Mit uns und mit diesen Steinen?«
    »Gebt acht«, sagte Neferti. Sie setzte sich die Krähe auf die Schulter, damit sie die Hände frei hatte, um sich etwas von dem Pulver auf die Hand zu streuen und es ins Feuer zu werfen. Eine helle, grellgelbe Stichflamme erhob sich augenblicklich.
    Neferti verstreute nun das Pulver auch auf die Steine zu ihren Füßen.
    »Gebt acht«, wiederholte sie noch einmal, bevor sie die Krähe von ihrer Schulter nahm und sie mit beiden Händen fest vor ihren Körper hielt. Die Krähe schloss die Augen. Und auch Neferti schloss die Augen, dann brachte sie leise die ersten Worte hervor.
    Simon erkannte sofort die außergewöhnliche Sprache des ägyptischen Priesters in seinem hohen Saal wieder. Und er wunderte sich erneut, dass er wieder einmal kein Wort davon verstand. Bisher hatte er noch jede Sprache verstehen können auf diesem Schiff und auf ihren Zeitreisen und …
    Plötzlich begriff er: Diese Sprache war eine Geheimsprache. Eine selbst erfundene Sprache, die wahrscheinlich nur Nefertis Familie und der engste Freundeskreis kannten. Und deshalb wirkte auch der Zauber des Schattengreifers nicht. Diese Sprache war zu …
    Simon wurde aus seinen Gedanken gerissen. Etwas ging mit ihm vor. Und nicht nur mit ihm. Auch seine Freunde hatten etwas bemerkt. Sie blickten sich unsicher um.
    Nefertis Zauber zeigte Wirkung.
    Der Stein in Simons Händen erwärmte sich. Und gleichzeitig begann sein Herz wild zu schlagen. Doch es war kein unangenehmes Gefühl. Im Gegenteil, es fühlte sich an wie das besondere Herzschlagen, wenn man sich auf etwas freute. Oder wenn man sich glücklich fühlte oder aufgeregt war.
    Die Wärme durchströmte nun Simons ganzen Körper. Wohlig. Er sah sich nach seinen Freunden um. Auch sie schien dieses Gefühl gerade zu durchströmen.
    Die zwei Steine, die unberührt auf dem Schiffsdeck lagen, begannen sich ebenfalls zu erwärmen. Sie sahen bereits aus wie glühende Kohlen in einem Feuer. Doch Simon war sicher, dass sie sich nicht heiß anfühlen würden, wenn er sie jetzt in die Hände nähme.
    Er schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf Nefertis beschwörende Stimme. Es war faszinierend, ihr zuzuhören. Auch wenn er kein Wort von dem verstand, was sie von sich gab. Neferti löste einen Zauber aus, der allen guttat. Sie zog sie alle in ihren Bann.
    Plötzlich musste Simon grinsen. Es war ihm, als habe er doch ein Wort verstanden. Als habe er einen Namen aus dem Redestrom heraushören können. Doch er hatte sich gewiss getäuscht. Ganz bestimmt sogar. Er …
    Da wieder. Ein zweiter Name. Dieses Mal eindeutig.
    Konnte das sein? Sollte Nefertis Zauber etwa das bewirken, was Simon nun vermutete?
    Schnell riss Simon die Augen auf und blickte neben sich. Tatsächlich, vor dem Stein mit dem Geier darauf tat sich etwas. Erst war es nur ein dünner Hauch, den Simon erkennen konnte.Wie ein Schemen im Nebel. Doch schnell verdichtete

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