Schattengreifer - Die Zeitenfestung
getan hätte. Aber Simons ganze Sorge galt Neferti und seinem kleinen gefiederten Freund.
»Sie hat uns hierher geholt«, flüsterte Basrar. Er sah sich auf dem Schiffsdeck um. »Ich kann mich an alles erinnern. An alles!«
»Ich auch«, gab Salomon zurück, während Moon und Nin-Si sich nun ebenfalls neben ihnen auf den Planken niederließen. »Es ist schön, wieder hier zu sein.«
Basrar deutete auf Neferti. »Wie hat sie das geschafft?«
Simon zog die Schultern in die Höhe. »Ein besonderer ägyptischer Zauber. Wir waren in ihrer Stadt, in ihrer Zeit. Und sie hat euch hergeholt.«
»Beeindruckend«, stieß Basrar hervor und strich zärtlich über Nefertis Arm.
Simon nickte. »Sie ist ohnehin der beeindruckendste Mensch, den ich je gesehen habe. Und der mutigste und …«
Ein Grinsen zog sich urplötzlich über das Gesicht der Ägypterin: »Das hab ich gehört«, kicherte sie verschmitzt und öffnete langsam die Augen.
Simon atmete erleichtert auf. »Und sie ist der überraschendste Mensch, den ich kenne«, fügte er noch lachend an. Doch dann klang Sorge in seiner Stimme mit: »Wie geht es dir?«
»Du kennst mich«, war ihre Antwort. »Ich bin eine Katze. Ich lande immer auf den Pfoten.«
»Sieh einmal an, dein Zauber hat gewirkt«, lächelte ihr Simon zu, und er wies mit dem Kopf auf Basrar und Salomon.
»Wie wundervoll, euch hier zu sehen«, begrüßte sie die beiden. »So hat der Zauber des Priesters also gewirkt.« Sie nahm die kleine Krähe erneut in ihre Hände und streichelte über die schwarzen Federn. Langsam kam auch der Vogel zu sich. »Ich besitze keinerlei magische Macht, wie ihr wisst. Ich hatte mich nur daran erinnert, dass der Priester, den du, Simon, kennengelernt hast, einmal mit einer magischen Formel vertraute Freunde des Pharaos an unseren Hof geholt hatte. Binnen eines Augenblicks. Und das, obwohl sie alle zu diesem Zeitpunkt weit vom Palast entfernt waren.« Ihr Gesicht verzog sich kurz. Simon war sicher, dass sie gerade an den verstorbenen Priester dachte. »Er besaß keine solche magische Macht, wie sie dem Schattengreifer zur Verfügung steht. Aber der Zauber unseres Priesters reichte aus, um solche Verbindungen zu schaffen. Ich war damals sehr jung, aber die Erinnerung daran ist noch ganz frisch. Ich hatte ihn gesehen, wie er Hieroglyphen in Steine geritzt und mit einem gelblichen Pulver die Soldaten herbeigerufen hatte. Und ich finde …« Sie blickte sich nach Basrar und Salomon um. »Ich finde, wir brauchen Hilfe im Kampf gegen den Schattengreifer. Daher hatte ich diesen Plan. Und mit der magischen Hilfe unserer Krähe ist er auch gelungen.«
»Ein sehr guter Plan«, sagte Basrar, während er auf sie zukam. Er ergriff ihre andere Hand. »Danke, dass ich hier sein darf.« Dann wandte er sich Simon zu: »Freund!«
Die beiden fielen sich endlich in die Arme.
Auch Salomon begrüßte Simon begeistert. Und er kam ebenso auf Caspar zu, der ihm strahlend entgegenblickte.
»Basrar, du musst Caspar kennenlernen«, sagte Salomon, und er führte den Jungen aus dem Mittelalter in die Runde der Jugendlichen.
Auch die kleine Krähe kam erfreut herbeigeflogen.
Simon erklärte Basrar und Salomon hastig, was inzwischen geschehen war, und er berichtete ihnen von ihrem Plan, den Schattengreifer noch einmal in seiner Welt aufzusuchen.
»Dafür hat Neferti euch hierher geführt«, schloss Simon schließlich seinen Bericht, und Neferti schlug ungeduldig vor: »Wir sollten bald aufbrechen.«
Caspar stimmte ihr zu: »Jede Stunde, die wir zögern, kann der Schattengreifer nutzen, um seine Macht zu stärken.« Er sah Basrar und Salomon an. »Wenn alles stimmt, was ich von dir gehört habe …«
Basrar hob die Hand. »Wir werden sehen!«
Caspar nickte. Er steckte sich seine Messer in den Gürtel. Sein Blick fiel auf Basrars Gürtel, in dem ein kurzes Schwert steckte, und er blinzelte dem Karthager zu.
Simon bemerkte ihre Blicke und ärgerte sich plötzlich über sich selbst. Wie hatte er so dumm sein können? An die Taschenlampen hatte er gedacht. Aber er hätte ja ebenfalls Messer mitbringen können. Oder seinen Baseballschläger.
Verärgert setzte er die kleine Krähe auf seine Schulter und ging wortlos voraus. Er kletterte über die Reling des Seelensammlers und stieg die Strickleiter hinunter.
Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Dieses Mal klopfte es jedoch nicht aus Vorfreude. Dieses Mal schlug es in der bangen
Angst, dem Schattengreifer erneut entgegenzutreten, tief unten in seiner
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