Schattenherz
oder?«
Malin nickte höflich, obwohl sie solchen Schnickschnack nicht ausstehen konnte. Sie war immer noch sprachlos und hin und her gerissen angesichts von Kellys GroÃzügigkeit.
SchlieÃlich schob Kelly ihr altes iPhone resolut zu Malin herüber. »Der Code ist 2701. Siebenundzwanzigster Januar. Mein Geburtstag.« Sie machte eine spielerische kleine Verbeugung, »Wassermann, Aszendent Löwe. Ist auch der Geburtstag von Mozart, falls ihrâs mal vergesst.«
»Danke â¦Â« Malin war nachhaltig beeindruckt. Zwar spielte Geld in Kellys Leben anscheinend keine Rolle, aber es war trotzdem ein ungewöhnlich üppiges Geschenk.
»Es ist nämlich so â¦Â«, fuhr Kelly fort, »ich hab da jemand kennengelernt â¦Â« Sie grinste schelmisch, »toller Typ. Und der wohnt in der Nähe von Bremen. Und da hab ich gedacht: Wenn ich schon mal gut anderthalb Stunden Richtung Süden fahre, kann ich den kleinen Umweg auf der Rückfahrt auch noch dranhängen und ihn besuchen.«
Aha, wusst ich doch, dass hinter dem Geschenk noch was anderes steckt als reine Nächstenliebe â¦
»Und damit du nicht zu lange auf die Folter gespannt wirst«, setzte Kelly hastig hinzu, »ruf ich dich gleich, wenn ich ausm Knast komme, von meinem nigelnagelneuen Teil hier an!«
»Okay. Verstanden.« Malin war froh, endlich wieder beim Thema gelandet zu sein.
Ob Kelly ihr von ihrem Knastbesuch live oder per Telefon berichtete, war ihr von Herzen egal. »Du musst mir unbedingt genau sagen, wie sie aussieht und was sie fürn Eindruck auf dich macht«, sprudelte sie los. »Und ob sie eher tough ist oder schüchtern. Und du musst mir ganz ehrlich sagen, ob du ihr zutraust, dass sie âne Mörderin ist oder nicht, hörst du?«
Christina Kowalski hatte dem Interview spontan zugestimmt. Doch je näher der Termin rückte, desto stärker wurden ihre Bedenken. »Ich weià nicht, ob ich will, dass das alles noch mal wieder aufgerührt wird«, sagte sie nachdenklich und schob Rita Wenzel ihren Nachtisch zu.
»Musst ja nichts beantworten, was dir nicht passt«, erwiderte ihre Zellennachbarin und machte sich dankbar über Christinas Puddingschälchen her. »Ist doch toll, wenn man mit der ScheiÃe, die man gebaut hat, wenigstens der Wissenschaft ânen Dienst erweisen kann.«
Christina Kowalski warf ihrer Freundin einen amüsierten Seitenblick zu. »Hast du heute deinen altruistischen Tag oder haben die uns was ins Dessert geschüttet?«
»Na, ist doch wahr!«, verteidigte sich Rita-genannt-Würschtl entrüstet. »Für meinen Mist interessiert sich jedenfalls kein Schwein!«
»Genau das ist es ja, was ich nicht kapiere!«, wandte Christina ein. »All die Jahre ist nichts passiert und jetzt plötzlich, kurz bevor ich in den offenen Vollzug â¦Â«
»Stimmt. Jetzt wo duâs sagst.« Rita lieà irritiert von ihrem Nachtisch ab und schaute Christina forschend an. »Chrissie, mal ehrlich: Hast du irgendwas zu befürchten, wenn du drauÃen arbeitest? SchlieÃlich kommt dann jeder, der âne alte Rechnung mit dir offenhat, problemlos an dich ran!«
»Ich weià nicht â¦Â« Christina hielt dem forschenden Blick ihrer Freundin nicht stand und senkte die Augen.
»Du, Chrissie, mach keinen ScheiÃ, okay? Wenn da was im Busch ist, lass es mich wissen, ja? Ich kenn aus meinen alten Zeiten noch genug Leute, die â¦Â«
»Danke, aber ⦠Lass man gut sein«, Christina winkte ab, » wahrscheinlich seh ich einfach nur Gespenster.«
»Hello, stranger«, flötete Kelly in ihr nagelneues iPhone, »ich hab demnächst zufällig in deiner Nähe zu tun und da hab ich mir überlegt ⦠«
»Was?«, unterbrach sie Nico Gräther. »Was heiÃt denn zu tun? Ich dachte, du machst Dauerferien.« Er gab seinem Vater, der bei geöffneter Tür im Nebenraum am Schreibtisch saÃ, mit einer Geste zu verstehen, dass er sichruhig verhalten solle. »Malins kleine Freundin ist dran!«, flüsterte er mit zugehaltener Sprechmuschel.
»Von wegen Dauerferien«, zwitscherte Kelly weiter. »Sobald die Uni wieder anfängt, ist Schluss mit Freiheit und Abenteuer!«
»Und was treibt dich in meine Gegend? AuÃer die Sehnsucht nach deiner neusten Eroberung?«
Kelly lachte. »Bild dir bloà nichts ein! Ich hab âne Artâ¦
Weitere Kostenlose Bücher