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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Bliefert
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war deutlich abzuleiten, dass sie nach Kräften mit jemandem am anderen Ende der Leitung flirtete.
    Der Brief erreichte die JVA bereits am nächsten Tag.
    Â»Komischer Zufall: Erst erkundigt sich dieser Kommissar Blümken oder wie der hieß intensiv – aber wenn ich’s mir recht überlege, ohne richtig nachvollziehbaren Grund – nach Christina und jetzt dieser Brief von einer …« Die Sekretärin warf einen Kontrollblick auf den Absender »… Kelly Schweikert. Jurastudentin. Geht um ’n wissenschaftliches Thema, ’ne Facharbeit oder so. Jedenfalls will sie Christina Kowalski dafür interviewen.«
    Ihre Vorgesetzte zuckte die Achseln. »Okay. Kein Problem. Wenn Christina einverstanden ist: am besten gleich nächsten Mittwoch, weil: Ab Freitag bin ich ja erst mal in Ferien.«
    Â»Du Glückliche.«
    Â»Alles relativ. Mein Mann will partout in die Berge.«
    Â»Und?«
    Â»Ich hab schon im Frühjahr heimlich gebucht. Bohuslän. Schwedische Küste. Mit Sauna und allem Drum und dran. Jetzt ist er sauer.«
    Â»Und?«
    Brigitte Siebenrock wedelte im Herausgehen mit einem Last-Minute-Reisekatalog. »Versuch du mal, in der Hochsaison noch was zu finden, wo er Berge hat und ich Meer.«
    Â»Gran Canaria?«
    Â»Soll das ’n Witz sein?«
    Die Sekretärin zuckte die Achseln. »Dann eben nicht. Frag Christina wegen Mittwoch und sag mir Bescheid, okay?«
    Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe!
    Â»Nächsten Mittwoch schon?« Malin klopfte das Herz bis zum Hals! »Okay, dann müssen wir uns ganz schnell genau überlegen, was du fragst und sagst. Da ist doch sicher jemand von der JVA dabei, wenn du mit meiner Mutter redest!«
    Â»Ich kann ihr ja heimlich ’n Zettel rüberschieben!« Kelly grinste und unterstrich ihre Worte mit slapstickhaft übertriebenen Gesten. »Ihre Tochter sucht Sie; schreiben Sie ihr gefälligst nach all den Jahren endlich mal ’nen Brief!«
    Malin und Anatol wechselten einen raschen Blick. Offenbar fand Kelly das Ganze wieder mal irrsinnig witzig.
    Â»Nee, jetzt mal im Ernst …« Malin hatte sich bereits stundenlang den Kopf darüber zerbrochen, was Kelly ihrer Mutter sagen konnte, ohne ihre Tarnung auffliegen zu lassen, aber sie war bisher zu keinem sinnvollen Ergebnis gekommen.
    Â»Im Ernst? Im Ernst werd ich sie einfach bitten, mich anzurufen, wenn sie dem Interview noch was hinzuzufügen hat. Und das werd ich ihr so verklickern, dass sie kapiert, dass sie das auf jeden Fall tun muss. Weil da noch irgendwas Ungesagtes im Busch ist. Ein Blick sagt mehr als tausend Worte. Ihr kennt mich doch.« Kelly riss ihre Riesenaugen auf, klimperte mit den Wimpern und summte She’s got Bette Davis Eyes . Dann faltete sie die Hände unterm Kinn zusammen und nahm eine typische Hollywood-Pose ein. »Bette Davis Eyes. Kim Carnes. Achtzigerjahre. Kennt ihr?«
    Anatol schüttelte den Kopf, Malin nickte. Sie weiß also ganz genau, wem sie ähnlich sieht …
    Â»Jedenfalls …« Kelly legte eine Kunstpause ein, um es extraspannend zu machen. »Jedenfalls wird sie, wenn sie dann meine Nummer anruft – tadiiii-tadammm!« Sie kreiste mit einem imaginären Zauberstab vor Malins Gesicht. » Jedenfalls wird sie dann auf direktem Weg und ohne Umschweife dich statt mich erreichen!«
    Â»Wie? Was?« Malin war die Show, die Kelly da abzog, nicht ganz geheuer. »Wie soll das denn gehen?«
    Â»Hier!« Kelly legte triumphierend ihr iPhone auf den Tisch. »Kannst du haben. Platte ist geputzt. Ich hab mir ’n neues besorgt!«
    Â»Kelly, das …, das ist wahnsinnig lieb«, stotterte Malin, »aber: mein iPhone ist entweder verbrannt oder die haben’s mir in der Klinik abgenommen. Keine Ahnung, ich war ja total neben der Spur, als die mich da eingeliefert haben…«
    Â»Ja und?« Kelly zuckte die Achseln. »Dann hast du jetzt ein neues! Ohne Handy ist man doch kein Mensch, oder?«
    Â»Aber … Kelly! Du weißt doch genau, dass ich kein Geld hab! Ich kann mir kein neues leisten. Auch kein gebrauchtes!«
    Â»Quatsch!« Kelly lachte sie regelrecht aus. »Wer redet denn von bezahlen? Ist geschenkt! Das alte Ding da ist doch eh total out of fashion.«
    Sie zog ein nagelneues iPhone aus ihrer Hosentasche. Es steckte in einer kreisch-pinkfarbenen Hülle, auf der ein Pop-Art-Kussmund abgebildet war. »Cool,

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