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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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und zerrt mich am Knöchel in seine Richtung. Er ist stark. Viel zu stark. Schmerz schießt in mein Bein und ich schreie.
    Callistus lacht und beißt mir in die Wade. Ohne jede Vorwarnung habe ich seine Zähne im Fleisch und ich kreische und versuche freizukommen. Er nimmt seinen Kopf hoch. Blut klebt an seinen Zähnen und er lacht.
    Ich versuche, mit meinen Händen Halt am Laken zu finden, von ihm weg zu strampeln.
    Wieder ein Ruck.
    Callistus zerrt mich an sich ran, erwischt meinen Arm und beißt hinein. Immer und immer wieder beißt er mich. Arme und Schultern. Es geht ihm nicht ums Trinken. Er ist nur ein Sadist, der mir wehtun will.
    Tränen brennen in meinen Augen, als sich seine Hand in mein Haar krallt. Ich denke daran, wie er es mit Maribella gemacht hat. Dann habe ich seine Zähne in meinem Hals. Mein ganzer Körper brennt. Lärm erfüllt das Zimmer. Es gibt nur noch Lärm. Dumpf nehme ich wahr, dass es von meinen Schreien kommt.
    Ich will nur noch bewusstlos sein, fort sein. Er säuft in gierigen Schlucken aus meiner Ader. Schwindel stiehlt sich in meine Sinne. Ich höre meinen Puls in den Ohren hämmern. Er verdichtet sich zu einem Rauschen und eine Welle der Übelkeit schwappt durch meinen Bauch. Ich habe das Gefühl, meine Magensäure brodelt darin wie in einem Wasserkocher.
    Dann wird es noch lauter. Ich bin zu benommen, um zu verstehen, was geschieht. Callistus scheint sich in zwei Richtungen zu bewegen.
    Auf mich drauf. Das tut er.
    Und von mir fort.
    Fort!
    Das will er nicht.
    Sein Schreien mischt sich unter meines und er lässt von meinem Hals ab. Hastig fasse ich mit meiner Hand nach der Wunde und betrachte meine Finger. Rotes Blut klebt daran wie nach einem Massaker. Alles verschwimmt von meinen Tränen.
    Callistus flucht noch immer.
    „Lauf Elise!“, höre ich dumpf und blinzle in die Richtung.
    Starke Hände haben Callistus gepackt. Erst denke ich, dass es Konstantin ist, doch die Stimme klingt völlig anders. Dann sehe ich raspelkurze Haare.
    Marcellus!
    Mühsam befreie ich mein linkes Bein, das sich in der Decke verfangen hat. Ich krieche davon und falle über die Kante vom Bett. Der Aufschlag am Boden rauscht durch meinen Körper wie der Gong in einem Orchester. Es weckt meine verbliebenen Sinne und ich gehe auf die Knie und stütze mich an der Matratze ab.
    Rufe von Männern hallen von weither zu mir, doch ich verstehe ihre Worte nicht, als wäre ich gefangen in einer Blase, die mich vom Rest der Welt isoliert. Dabei geschieht alles direkt neben mir. Der Raum scheint zu schwanken und ich taumele mehr, als zu laufen.
    Auf die Tür zu. Auf das Licht zu.
    Licht!
    Ich muss ins Wohnzimmer. Ein Gedanke von Sicherheit formt sich in meinem Bewusstsein. Draußen ist Licht. Es ist noch nicht so lange her, dass Callistus ins Zimmer kam und mir wird klar, dass draußen noch Tag ist.
    Ich kämpfe das Gefühl von Übelkeit herunter, schlucke mehrmals trocken, will mich nicht übergeben. Als ich Teppich unter meinen Füßen spüre, weiß ich, dass ich den halben Weg geschafft habe. Ich greife nach den Möbeln, der Couchlehne, der Tischkante. Dabei ziehe ich eine Decke herunter und das Scheppern einer zerberstenden Vase mischt sich in den allgemeinen Tumult.
    Laut.
    Viel zu laut.
    Weinend halte ich mir die Ohren zu.
    Noch drei Schritte.
    Ich zucke zusammen, als ich Holz splittern höre.
    Noch zwei Schritte.
    Das Geräusch einer Faust, die menschliches Fleisch bearbeitet, klatscht durch den Raum.
    Noch ein Schritt.
    Ich stolpere und knalle mit dem Knie auf den harten Boden. Haut platzt auf und brennt. Doch alles in mir brennt und ich taste mit den Fingern nach dem Schalter für den Rollladen.
    Schleppend arbeiten sich meine Fingerkuppen an der Wand hoch. Putz bleibt unter meinen Nägeln kleben, während ich immer wieder abrutsche. Zuletzt schaffe ich es, berühre den Knopf. Das mechanische Surren des Motors für den Fensterschutz klingt schöner als der Gesang von Möwen am weiten Strand.
    Tränen brechen aus mir heraus und mein ganzer Körper bebt, als sich der Schein der Sonne über meinen Körper ausbreitet. Wie Balsam gleitet ihr Licht über mich. Ich heule wie ein kleines Kind und stemme mich hoch.
    Mit der letzten verbliebenen Kraft, entriegele ich die Balkontür und bin draußen.
    Wärmende Sonnenstrahlen hüllen mich ein. Ich bin in Sicherheit. Hierher kann er mir nicht folgen. Innerlich ist mir so kalt, dass ich zittere. Der Schweiß von Angst und Schmerz rinnt zwischen meinen Schulterblättern

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