Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit
so vorsintflutlich.“
Konstantin robbt zu mir und zieht mit einem kräftigen Ruck die Decke von meinem Körper. Überrascht quieke ich auf und beginne zu strampeln, als er sich über mich schiebt.
„Bist du noch wund?“, fragt er wenig beiläufig.
„ Allerdings. Es ist erst ein paar Stunden her“, erinnere ich ihn.
Es ist amüsant, wie enttäuscht er die Nachricht aufnimmt.
„Schade“, seufzt er. „Da habe ich endlich eine Frau und dann das.“
Ich fange an zu lachen.
„Und wieder lacht sie mich aus“, murmelt er und schiebt mit seiner Hand die Haare von meinem Hals. Sein Blick klebt an meinem Puls und sein Gewicht drückt mich unnachgiebig in die Matratze. Er ist ganz Mann und gehört ganz mir. Ich will, dass er von mir trinkt statt von der Miniblutbar der Suite oder dem Tablett im Konferenzraum.
„ Ich glaube, deine Frau mag es nicht, wenn du von anderen trinkst“, informiere ich ihn zwinkernd.
„ Vorsintflutlich“, neckt er mich. „Diese Besitzansprüche.“
„ Komm und beiße mich“, flüstere ich und drehe meinen Kopf zur Seite.
Seine Lippen legen sich auf meinen Hals. Er beginnt, mich zu küssen, zu knabbern und zu saugen. Kräftige Hände halten mich fest. Ich genieße seine Nähe und schmiege mich an ihn. Als er mich beißt, kralle ich meine Nägel in seine Haut, tief und fest. So wie er es mag. Es hilft mir, den Schmerz, den sein Biss mir bereitet, über die Finger abzuleiten. Ähnlich wie Frauen, die Männern bei der Geburt die Hand zerdrücken.
Ein paar Sekunden später ebbt das Brennen ab und ich entspanne mich unter dem Klang seiner Schlucke. Ich bin ein Teil von ihm. Dann versorgt er die Wunde an meinem Hals, leckt sich die Lippen ab und sieht mich fragend an. Ich deute auf seinen Mundwinkel und er nimmt den letzten Rest Blut mit seiner Zunge fort, bevor er mich küsst.
Widerwillig steht er schließlich auf und verabschiedet sich nach einer kurzen Dusche in die Besprechung. Zufrieden räkele ich mich im Bett und habe noch etwa zwei Stunden, bevor ich aufstehen muss für unsere Abreise. Ich beschließe, mich noch einmal umzudrehen und eine kleine Mütze voll Schlaf zu genießen. Immerhin ist dies unser erster gemeinsamer Urlaub, oder nicht?
Es ist wunderbar friedlich und still. Eine angenehme Mattigkeit lässt mich dösen und die verdunkelten Fenster tun ein Übriges. Sanft gleite ich hinüber in den Schlaf.
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als ich Geräusche von nebenan höre. Die Zimmerkarte wird durchgezogen, ein Klacken, und die Tür fällt ins Schloss. Das leise Tappen von Füßen auf dem Boden. Die Schritte sind so ruhig, dass ich denke, Konstantin blättert dabei abgelenkt durch einen Stapel Papiere. Er kann so ein Workaholic sein.
Ich bleibe liegen und warte, dass er zu mir kommt. Nehme mir die Zeit, um wacher zu werden. Mein Herz schlägt schneller, als ich ihn an der Schlafzimmertür höre. Nichts geschieht und ich stelle mir vor, wie er mich beobachtet und annimmt, dass ich schlafe. Das lässt mich schmunzeln.
„ Jetzt liegst du also in seinem Bett“, höre ich eine Stimme, die mir die Haare aufstellt und wie Säure an meinem Rücken klebt. Angst kriecht in meine Knochen und ich sehe zur Tür. Ein fahles Licht dringt aus dem Wohnbereich. Es kommt von der Schreibtischlampe.
Natürlich – er kennt unsere Suite nicht und musste sich erst orientieren. Also hat er eine Lampe gefunden und betätigt.
Ich sehe ihn als dunkle Silhouette im Türrahmen stehen. Einige graue Haare werden von hinten angestrahlt. Doch ich muss ihn nicht genau sehen können, um zu wissen, wer er ist. Callistus.
Ich merke, wie ich zittere. Fühle mich gelähmt.
In seiner Stimme liegt etwas Niederträchtiges und mir ist klar, dass er nichts Gutes vorhat.
Langsam ziehe ich die Decke fester an mich und überlege fieberhaft, was ich tun kann. Konstantin ist in seiner Besprechung. Ich werfe einen Blick zur Uhr und sehe, dass etwa vierzig Minuten vergangen sind. Er wird noch nicht zurückkommen.
Ich bin auf mich allein gestellt. Gegen einen Vampir. Callistus ist zwar älter als ich, doch wie jeder Vampir auch kräftiger. Wie soll ich ihn dazu bringen zu gehen? Wie soll ich gegen ihn kämpfen? Im Kopf rattere ich die Möglichkeiten durch.
Die Tür zum Bad befindet sich seitlich von mir, aber sein Weg dorthin ist kürzer und er braucht nicht erst aufzustehen. Ins Wohnzimmer schaffe ich es überhaupt nicht, da er den Weg dorthin versperrt.
Mein Raum ist eine tote
Weitere Kostenlose Bücher