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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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Hand, dass das Wort „vertraulich“ heißt und meine Neugier siegt. Ich suche die anderen zerknüllten Zettel vom Boden und aus dem Eimer und stecke sie in meine Tasche. Mein Leben ist nicht wirklich unterhaltsam und vielleicht finde ich etwas über die Kröte raus.
    Eine geschlagene Viertelstunde später bin ich aus dem Büro und erledige die restlichen Räume während der nächsten drei Stunden. Es ist eine stumpfsinnige Tätigkeit. Nur weil ich ein Mensch bin, heißt das nicht, dass ich zu dumm zum Studieren bin.
    Ich versuche mir oft vorzustellen, wie die Welt früher einmal gewesen ist, als es nur Menschen und keine Vampire gab. Eine Zeit, die für mein Empfinden traumhaft klingt. Eine andere Welt für vergangene Leben bevor die Seuche kam. Doch ich habe keinen Zugriff auf jene Tage. Sie sind meinen Träumen vorbehalten. In meiner Fantasie bin ich Ärztin, habe ein eigenes Haus, Kinder und einen netten Mann. Und ich muss niemals putzen. Ich lächle bei dem Gedanken und seufze.
    Schließlich schiebe ich mein Wägelchen zurück und gehe mich umziehen. Ich hole meine erbeuteten Blätter aus den Taschen und stecke alles in meinen Rucksack. Das Wochenende steht an und ich hoffe auf etwas Abwechslung. Tylandora hat mir ein kleines Zimmer auf ihrem Anwesen zur Verfügung gestellt, mit vergitterten Fenstern und einer Tür, die nur von außen abschließbar ist. Innerlich nenne ich es die Hundehütte.
    Es ist Mittag, als ich bei meiner Herrin ankomme. Meine Hände, Füße und Nase sind durchgefroren. Mein Kopf tuckert wie ein alter Traktor und der Daumen ist angeschwollen, denn das Putzen ist ihm nicht bekommen. Mein Rücken und meine Muskeln sehnen sich nach einem heißen Bad. Wenn ich Glück habe, darf ich Tylandora eine Wanne einlassen. Näher werde ich meinem Wunsch nicht kommen.
    Das alte Backsteinhaus liegt in einer Zuckerschicht aus weißem Raureif am Hang, ohne dass die Sonne die Kältekristalle vertrieben hat. Eine Steinmauer umschließt das Gebäude, hoch, grau und wie die äußere Visitenkarte ihres Reichtums.
    Schmiedeeiserne Tore öffnen sich und lassen mich ein. Das Grundstück liegt offen wie ein Park – mit alten Weiden und weißen Beulen entlang der Einfriedung, von denen ich weiß, dass sich darunter Rhododendronbüsche verbergen, die nun friedlich ihren Winterschlaf halten. Es ist soweit, dass ich Büsche beneide.
    Ich sehe die Fußspuren der Hunde im verkrusteten Boden, auf dem ich entlang laufe. Tylandora hat zwei Doggen in ihr kaltes Herz geschlossen. Ich weiß, dass sie ihre Hunde mehr liebt als mich. Wenn man meine Tante kennt und weiß, dass Gefühle für andere nicht zu den Stärken gehören, mit denen sie in die Annalen eingehen wird, so erstaunt es, dass diese Tiere ihre uneingeschränkte Zuneigung haben. Auch auf die Hunde bin ich eifersüchtig.
    Als ich ins Haus trete, empfängt Tylandora mich bereits. Es ist ungewohnt, sie zur Mittagszeit zu sehen. Das ist gewissermaßen die Mitternacht für Vampire, Schlafenszeit. Ihre wasserblauen Augen ruhen ohne jede Regung auf mir. Sie steht vor mir in ihren Perlen und einem modischen Strickkleid. Groß, schlank und mit der Herzlichkeit eines Eisbergs.
    „Elise“, beginnt sie. „Diese Beschwerden über dich müssen aufhören. Wärst du irgendjemand fremdes, hätte ich dich dem System längst vor die Füße geworfen.“
    Ich schlucke. Mein Magen nimmt den freien Fall in meine Kniekehlen. Jeder Mensch braucht einen vampirischen Vormund. Wenn er keinen nachweisen kann, wird ihm einer per Auktionshaus zugeteilt –  auch bekannt als das System .
    „ Du würdest mich versteigern?“, winsele ich.
    Das ist noch schlimmer, als was ich bisher habe. Tylandora gibt mir täglich zu Essen, manchmal sogar ihre Reste und lässt mich einer kleinen Arbeit nachgehen. Außerdem wohne ich selbst in meiner Hundehütte sehr annehmbar. Warum kann ich nicht einfach zufrieden sein? Ein anderer Vampir könnte ein viel schlimmerer Besitzer sein. Ich habe normalerweise nicht das Gefühl, auf hohem Niveau zu jammern, wenn ich sehe, welche Stellung meine anderen Verwandten bekleiden. Aber ich könnte es wesentlich schlimmer haben.
    Sie hebt eine Braue, als hätte ich den Teller nicht aufgegessen und wäre ein unartiges Kind, dem wir dieses Wetter zu verdanken haben.
    „ Was du mir alles zutraust, Elise.“
    Tylandora verschränkt die Arme vor der Brust und lässt ihre Finger über ihre Ellbogen klopfen. Immer wieder von vorn. Sie denkt nach und betrachtet mich wie einen

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