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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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interessieren, außer er hat Durst. Ich kann nur hoffen, dass es sich auf die Getränke meines Tabletts beschränkt. Desillusioniert bügle ich mein Kleid auf und hänge es für den Abend an die Tür. Als ich mit den Vorbereitungen fertig bin, gestatte ich mir wieder, an mich selbst zu denken.
    Ich knie vor meinem Bett nieder und ziehe die alte Holzkiste darunter hervor, in der ich verwahre, was von einer schöneren Zeit übrig ist. Nicht viel. Meine Habseligkeiten, die mir etwas bedeuten, passen in diese Schatulle.
    Eine kleine weiche Babydecke, die anders duftete als alles, was ich sonst besitze. Die unverkennbare Mischung aus Baby und Puder, so lieblich. Ein Foto meiner Eltern von ihrem Hochzeitstag. Beide Vampire. Mama war wunderschön und mein Vater sehr verliebt. Ein getrocknetes Kleeblatt, von dem ich nicht weiß, ob es mir bereits Glück bringt, da ich es viel schlimmer haben könnte, oder ob es kaputt ist, weil ich so lebe.
    Die Spieluhr mit der Tänzerin, die mich daran erinnert, dass ich ein Jahr lang Ballett lernen durfte. Ich ziehe sie auf und sie beginnt sich zu drehen, spielt die wunderschönen Klänge von Schwanensee. Mein Herz ist noch bei ihr, aber meine Füße längst nicht mehr. Tylandora hat keinen Sinn darin gesehen, mich zu fördern.
    Der Flakon eines Parfums, das meine Mutter immer benutzt hat, glitzert in der Schachtel. Die Flasche ist schon lange leer und der Duft hat sich verflüchtigt wie der Rauch einer erloschenen Kerze. Tränen brennen in meinen Augen und ich klappe die Box zu. Ich will meinen inneren Kummer nicht überborden lassen. Wenn ich es tue, werden die Dämme nicht halten und Tylandora würde sich über ein verquollenes Gesicht auf ihrem Empfang schrecklich aufregen.
    Ich stelle meinen Wecker und beschließe, etwas zu schlafen. Die Nacht wird lang und keiner interessiert sich für meinen Tagesrhythmus.
     
     
    Ich versuche, mein Kreuz durchzudrücken, so gut es geht, denn Tylandora legt Wert auf eine gerade Haltung. Ich trage das Kleid und ein Tablett mit Getränken. Die Hand mit dem geschwollenen Daumen halte ich wie ein Diener hinter meinem Rücken.
    In der Empfangshalle sammeln sich die Gäste. Meine Tante hat weitere ihrer menschlichen Angestellten für den Anlass zusammen getrommelt, die sich um ihre Bedürfnisse kümmern und Erfrischungen und Canapés anbieten. Sie hat mich dazu abkommandiert, neben ihr Stellung zu beziehen.
    „ Tylandora, solch eine Pracht“, lobt eine der Eingeladenen.
    „ Es ist wirklich bemerkenswert, wie schön deine Feste immer sind“, befindet eine andere.
    „ Oh Tylandora, es ist viel zu lange her.“ Küsschen links, Küsschen rechts.
    „ Meine Liebe, Sie haben sich selbst übertroffen.“
    Eisskulpturen von vampirischen Engeln zieren den Raum. Der Kronleuchter schwebt über uns wie eine Korona. Weiße Liliengebinde säumen das Treppengeländer und füllen riesige Vasen in den Ecken des Saals. Die weißen Säulen sind von Lichterketten umwickelt und eine kleine Gruppe äußerst talentierter Musiker gibt ein Streichkonzert. Die Klänge von Vivaldi schweben durch die Luft und hüllen die Gesellschaft in eine musikalische Blase.
    „Tylandora, es ist wie immer eine Freude“, säuselt einer ihrer Gäste.
    „ Callistus, du bist mir stets willkommen.“
    Innerlich verdrehe ich die Augen über die Angewohnheit der Vampire, sich exotische Namen zu geben, um ihren Status zu betonen. Als wäre es in irgendeiner Form chic, lächerlich zu klingen.
    Meine Tante zwinkert ihm zu. Sie trägt ein goldenes, mit Strass besetztes Kleid und kostbaren Familienschmuck. Ihre braunen Haare sind nach oben getürmt und die Absätze ihrer Schuhe können es mit den Champagnerflöten aufnehmen. Ihr Lachen ist glockenhell, als Callistus ihr ein Kompliment macht.
    Er ist sicherlich zehn Jahre älter als meine Tante. Ich würde ihn auf fünfzig schätzen. Sein Haar tritt bereits den Rückzug an und eine altersfleckige Hand nähert sich meinem Tablett. Ich halte es ihm entgegen und er bedient sich mit einem abschätzenden Lächeln, nimmt mit seinen Augen Maß, als würde er die Größe für meinen Sarg brauchen. Ein Schauder rieselt zwischen meinen Schulterblättern entlang.
    „Tylandora, wer ist dieses nette Servier-Täubchen?“
    Meine Tante lächelt geschmeichelt und sieht mich an, wie einen Gegenstand, den sie vom Flohmarkt hat.
    „Das ist Elise.“ Kein: meine Nichte.
    Seine Augen weiten sich für einen Moment. „Sieh an.“ Er leckt sich über die Lippen. „Das

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