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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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ich mir bewusst. Allerdings kann ich ihn nicht für seine Natur verurteilen und ich bin in seinem Bann. Er wirft mir nicht vor, nur ein Mensch zu sein – für seine Rasse gewissermaßen befleckt. Und ich werfe ihm nicht vor, dass er an die Dunkelheit gebunden ist. Wir tragen alle unsere Fesseln. So einfach ist das. Und so kompliziert.
    Als er mich küssen will, klingelt sein Handy und er atmet tief durch.
    „Eine Sekunde, ja?“
    „ Eins“, zähle ich.
    Er lächelt und geht ran. „Ja?... Okay, lege alles in den Lastenaufzug, ich hole es dann.“
    Konstantin trennt die Verbindung.
    „ Lust auf Weihnachten?“, fragt er mich.
    „ Du wirkst so gebildet“, meine ich keck. „Trotzdem ist dir das mit den Kalendermonaten nicht so klar, oder? November...“ Ich wackle mit den Augenbrauen.
    „ Kein Weihnachten im November, hm?“, vergewissert er sich.
    Ich schüttle den Kopf.
    Er streckt sich bequem aus. „Soll mir Recht sein, dann bleibst du noch einen Monat länger nackt.“
    „ Hhh!“ Ich sauge abrupt den Atem ein.
    „ Expresslieferung vom Modenordpol“, informiert er mich und will mich für einen Kuss an sich ziehen. „Keine Sorge, Klamotten werden nicht schlecht. Wir können sie später...“
    Ich strample mich frei und hopse aus dem Bett.
    „Hey!“, höre ich Konstantin. „Ich kann mich auch ausziehen. Du bist nicht allein. Lass uns Liebe machen. Hey!“
    Doch er lacht und ich weiß, dass er mich nur aufzieht. Ich flitze durch die Doppeltür seiner Suite und renne auf den Aufzug zu. Mir ist egal, dass ich nur mein Baumwollhöschen trage. Bisher war sein Personal nur unten. Ansonsten gibt es nicht so viel an mir zu sehen, weil ich meine offenen Haare nach vorne über die Schultern geworfen habe und damit gewissermaßen verhüllt bin.
    Als ich beim Lift ankomme, höre ich ein Ping und Pakete über Pakete verstopfen die Kabine.
    „ Himmel, Arsch und Zwirn! So viel?“, staune ich.
    Die schiere Menge der Bestellung wirkt in echt so viel ausladender als es mit ein paar Klicks im Internet der Fall gewesen ist.
    „Hey Rennmaus“, höre ich Konstantin hinter mir und schon habe ich seine Hände an meinen Hüften. „Ob das wohl reicht?“
    „ Reicht? Das Jahr hat nicht genügend Tage, um das alles zu tragen.“
    „ Ich habe auch nicht genügend Hände, um das alles zu tragen“, jammert er gespielt. „Es ist sinnlos. Wie bei Sisyphus. Lassen wir es bleiben und gehen wieder ins Bett.“
    Doch ich greife schon nach dem ersten Paket und laufe damit zurück ins Schlafzimmer.
    „Frauen! Sobald Ihr Kleider und Schuhe bekommt, haben Eure Ohren einen Wackelkontakt“, munkelt er.
    Artig hilft Konstantin tragen und bringt zwei Pakete herbei. Ich habe derweil einen Cutter gefunden und will den ersten Karton öffnen, als ich ihn hinter mir höre: „Du legst sofort das Messer weg.“
    Irritiert drehe ich mich um.
    „ Ich habe eine unschöne Erinnerung, wenn ich dich damit sehe. Bitte, lass mich das aufmachen.“
    „ Du kannst mich nicht für alle Zeit von Messern fernhalten“, erkläre ich mit wenig Energie.
    „ Das will ich auch nicht. Es gibt tolle, stumpfe Kindermesser. Die darfst du weiter benutzen. Alles andere verursacht bei mir einen Herzinfarkt und vorzeitiges Altern. Bitte.“
    Er streckt mir die Hand hin und ich lasse die Klinge wieder einfahren und reiche ihm den Cutter.
    „Das ist albern“, moniere ich dennoch.
    „ Egal. Hauptsache du hast keine blutenden Arme“, sagt er erleichtert.
    „ Ich würde doch jetzt nicht mehr...“
    „ Es ist die Erinnerung, die es in mir wachruft“, unterbricht er mich. „Ich hätte dich fast verloren. Im Moment kann ich dir nicht dabei zusehen, wie du mit scharfen Klingen hantierst.“
    „ Okay.“
    Ich weiß, dass mein Arm nur durch ihn wieder so gut aussieht. Er hat die blutigen Spuren gesehen und mit seiner Zunge berührt. Als wäre er mein Arzt gewesen. Dennoch muss nun erst etwas in ihm heilen.
    Ich lasse ihn das Päckchen öffnen. Irgendwie ist es ja süß, dass er so besorgt ist. Außerdem freue ich mich viel zu sehr auf meine Sachen – echte, schöne Sachen –, als dass ich mich an diesem bedrückenden Thema aufhalten möchte. Für Konstantin ist diese Erinnerung ein sehr dunkler Ort. Ich war selbst dort. Allein mit einem Messer. Beim letzten Mal habe ich kein Päckchen öffnen wollen. Es ist befremdlich, wie sehr ich es verdrängt habe; das Ende meines alten Lebens.
    Konstantin holt einen warmen Wintermantel aus dem Paket. Ich schlüpfe sofort

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