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Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit

Titel: Schattenherz - Fesseln der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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hinein und kuschle mich darin ein. Er ist herrlich weich und schön. Vor einem bodenlangen Spiegel bleibe ich stehen und sehe jemand fremdes. Das kann unmöglich ich sein.
    Ich fühle mich, wie ein Dienstmädchen, das seine Herrin bestohlen hat und Tagträumen von Wohlstand nachhängt. Ich weiß, wo ich hingehöre. Der Mantel sollte es auch wissen, aber er bleibt um mich geschlungen, ohne sich für meine Herkunft zu interessieren.
    „ Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich das anmacht“, raunt Konstantin.
    Ich blicke an mir hinunter, völlig verhüllt in ein winterliches Kleidungsstück. Zugegeben, es ist äußerst edel, aber züchtiger als züchtig.
    „Das?“, stelle ich klar.
    „ Mhm.“
    Er zwinkert mir zu.
    „Deswegen laufen Frauen in Pornos also immer mit Mänteln herum?“, erkundige ich mich unschuldig.
    „ Was weißt du von Pornos?“, fragt er irritiert und ich möchte schwören, seine Stimme ist plötzlich belegt.
    „ Dass es sie gibt, zum Beispiel. Wieso, was weißt du denn darüber?“
    Er lacht leise. „Das ist eine Fangfrage, die kein Mann gewinnen kann. Heißer Mantel.“
    „Ja, er wärmt gut. Ich kann nicht klagen.“ Lächelnd streiche ich über das Material. „Was genau macht ihn so heiß?“
    „ Dass du darunter nackt bist, würde ich meinen.“
    „ Das stimmt so aber nicht“, stelle ich klar.
    Er sieht mich wartend an. Bin ich ehrlich so verrucht? Was soll's? Das alte Ding muss sowieso dran glauben. Ich greife unter den Mantel, allerdings so, dass er mich ausreichend bedeckt, hake meine Daumen in den Bund meines Höschens und ziehe es runter. Dann richte ich mich auf, steige heraus und kicke es mit dem Fuß richtig Papierkorb.
    „Sag's noch mal“, verlange ich zwinkernd.
    Konstantin schüttelt den Kopf. „Das war gar nicht klug von dir, meine Hübsche.“
    „Ach? Ich glaube ja doch.“ Ich grinse ihn an. „Provozieren, heiß machen, tun was ich will“, zähle ich auf. „Und du bleibst artig. So war das doch, richtig?“
    „ Hast du das irgendwo schriftlich? Mein Gedächtnis ist im Alter so mies.“
    Ich hebe warnend meinen Finger. „Ich kann auch wieder umziehen in mein tolles Zimmer nebenan.“
    Er kneift die Augen zusammen, als hätte er Zahnweh. „Du lernst viel zu schnell, gemein zu sein.“
    „ Eigentlich nicht“, murmle ich. „Meine Tante war da eine ziemliche Steilvorlage.“
    „ Auch wahr. So gesehen bist du mein braves Rehlein.“
    Ich drehe mich mit dem Rücken zu ihm, schwinge meinen Mantel auf, in dem Wissen, dass er nichts sieht, und tänzle ein paar Schritte vor mich hin.
    „Nackiges Rehlein“, singe ich fröhlich und fühle mich frei.
    „ Das darf einfach nicht wahr sein“, stöhnt er.
    Ich lache, klappe meinen Mantel zu und drehe mich zu ihm zurück.
    „Der Mantel ist toll“, sage ich. „Darf ich den behalten?“
    „ Ich bestehe sogar darauf.“
    Wir widmen uns den anderen Kartons. Stunden vergehen, weil er darauf besteht, dass ich alles anprobiere. Er will mich darin sehen und bewundern und bei manchen Kleidern merke ich, wie ihm das Sprechen schwerfällt. Ich fühlte mich nie königlicher.
    Bezaubernde, feminine Kleider in schillernden Farben – manche dezent, andere regelrechte Haute Couture. Einige sind noch etwas locker, doch ich werde mich tapfer in die Sachen hinein futtern.
    Am besten gefällt mir ein nachtblaues Kleid, die Farbe ist matt und glänzt doch gleichzeitig wie Tinte. Es ist zum Sterben schön. Eine enganliegende Korsage definiert meinen Oberkörper. Sie hat winzig kleine Ärmel aus zarter Spitze. Das Rockteil besteht Lagenweise aus Chiffon. Jede einzelne für sich ist durchsichtig, doch alle zusammen verhüllen mich. Bei jedem Schritt zeichnet sich die Kontur meiner Beine ab. Wenn ich stehe, fällt es glatt hinunter, doch durch die Stufen darin wirkt es lebendig. Wenn ich gehe, fächern die einzelnen Säume auseinander und manchmal kann man dabei eine Wade sehen.
    Es ist so wunderschön, dass ich es am liebsten nicht mehr ausziehen würde.
    „ Dazu müsstest du deine Haare frisieren lassen“, sagt er begeistert.
    „ Ich kann sie selbst frisieren. Bei meiner Tante musste ich das regelmäßig.“
    „ Würdest du? Für mich? Jetzt?“ Seine Sehnsucht im Blick tut mir gut.
    „ Natürlich.“
    Ich gehe zurück in mein Zimmer, wo eine Frisierkommode steht. Die hinteren Haare stecke ich auf. Die vorderen mache ich mit einem Brenneisen zu Korkenziehern. Aus dem Blumenbouquet auf meiner Anrichte entwende ich einzelne Blüten

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