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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Glück!« rief Roland Averan zu. »Ich komme zurück und hole dich!« versprach er. Dann machte er kehrt und sprengte in Richtung Carris davon.
    Vier Katen von Baron Poll entfernt kauerte Averan an einem Steinzaun hinter einem Fliederbusch und beobachtete, wie Roland und der Baron in nördlicher Richtung davongaloppierten. Sie hatte der grünen Frau den
    Bärenfellumhang abgenommen, so daß ihre Hautfarbe jetzt mit der des Fliederbusches verschmolz und sie tarnte.
    Averan hielt ihre neue Gefährtin fest umklammert und sprach leise besänftigend auf sie ein, damit sie sich nicht bewegte.
    Averan konnte Roland und Baron Poll nicht erklären, warum sie das Gefühl hatte, fortgehen zu müssen. Die Männer würden das niemals verstehen. Seit dem gestrigen Tag jedoch verspürte Averan ein seltsames Gefühl, das immer mächtiger wurde.
    Sie war nervös geworden, als sie am gestrigen Abend ins Lagerfeuer geblickt hatte, und die Morgensonne tat ihren Augen weh, bis sie brannten. Und während Averan heute morgen über der Leiche von Raj Ahtens Meuchelmörder gekniet und so getan hatte, als esse sie, hatte sie danach gegiert, vom Blut des Mannes zu kosten.
    Jetzt glaubte sie zu spüren, was die grüne Frau brauchte, verstand es vielleicht sogar noch besser als die grüne Frau selbst.
    Sie brauchte die Erde. Sie mußte sich von deren Kraft erneuern lassen.
    Also hatte Averan sich an die grüne Frau geschmiegt, während Baron Poll herumfluchte und Roland versprach zurückzukommen.
    Augenblicke später preschten zwanzig von Raj Ahtens Rittern unter dem Geschepper ihrer Rüstung und dem
    Donnern der Hufe ihrer Schlachtrösser auf dem harten Untergrund der baumgesäumten Straße vorüber.
    Die grüne Frau rührte sich nicht, lehnte sich in Averans Umarmung, bis die Unbesiegbaren vorüber waren. Dann hob sie die Nase wie ein Hund, der versucht, eine Witterung aufzunehmen, und fragte. »Blut, ja?«
    »Blut, ja«, versprach ihr Averan, froh, daß die grüne Frau den Geruch von Raj Ahtens Soldaten wiedererkannt hatte.
    »Aber nicht jetzt. Du mußt dich ausruhen. Ich weiß, was du brauchst.«
    Averan hatte es in einer Vision gesehen, dessen war sie sicher. Sie hatte nicht verstanden, was ihr erschienen war, doch sie spürte, wie ein Verlangen sie antrieb, eine Gier, die tief aus ihrem Innersten herrührte. Die grüne Frau war ein Geschöpf der Erde, und in diesem Augenblick benötigte sie deren Umarmung.
    Noch immer hatte Averan Angst, sich zu bewegen. Eine morgendliche Brise strich seufzend durch den Ort und verbog den Fliederbusch. Die grüne Frau starrte hinauf in die Blätter, als fürchte sie sich vor dieser geheimnisvollen Kraft.
    »Es ist nichts«, versuchte Averan sie zu beruhigen. »Nur der Wind. Der Wind.«
    Sie hielt die Hand der grünen Frau hoch, ließ sie spüren, wie der Wind zwischen ihren Fingern hindurchströmte. Doch die grüne Frau zog ihre Hand entsetzt zurück.
    »Wind, nein!« flüsterte sie. Sie sah sich verzweifelt um, als suche sie nach einem Ort, an dem sie sich verstecken könnte.
KAPITEL 17
Unter staubigem Gewand
    D
    ie Straße durch die Durkinberge war eine einzige Staubwolke.
    Erin Connal war sie wenige Tage zuvor entlanggeritten, nachdem die Regenfälle der vergangenen Woche die Straße an den tiefergelegenen Stellen unter Wasser gesetzt hatten. Aber da hatte der Schmutz wenigstens fest am Boden gehaftet, zudem war sie alleine unterwegs gewesen.
    Jetzt, nach nur wenigen heißen Tagen, war die Straße nach Süden so trocken wie im Hochsommer. Hinzu kam, daß sie während der letzten Woche viel benutzt worden war und die Hufe zahlloser Tiere und die Räder Tausender Karren das Erdreich aufgewühlt und zu einem feinen Pulver zermahlen hatten, das allenthalben schmutzigbraun in die Höhe stieg und ihren Weg markierte. Immer wieder verspürte Erin den Wunsch, einfach unter die Bäume des Dunnwaldes und parallel zur Armee reiten zu können, um den Staub zu vermeiden. Doch das Gestrüpp neben der Straße war dicht, die Pfade holprig, außerdem konnte sie sich keine Verzögerung leisten. Die Armee hatte es zur Zeit eilig.
    Sie zog jetzt vorn bei der Vorhut in den Krieg, fast in allervorderster Reihe – an der Seite von König Gaborn Val Orden und dem dicken König Orwynne, einer Schar Lords und natürlich aller ihrer sie begleitenden Days.
    Man hatte auf der Straße vor ihnen eine Kette aus ein paar Dutzend Spähern und Gardisten gebildet, und der von ihnen aufgewirbelte Staub stieg hoch in die Luft. Grus verfing

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