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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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zwei Gaben der Anmut und war demzufolge ein prächtig anzusehender Mann. Sein Haar war von platinblonder Farbe, fast weiß, sein Gesicht schmal, aber kraftvoll. Die Augen leuchteten wie dunkle Saphire. Er war groß und maß annähernd zwanzig Hände. Ein wirklich stattlicher Mann, dachte sie, wenn sie auch nicht das Bedürfnis verspürte, ihn in ihr Bett zu lassen. Denn wie sagte man in Fleeds: ›Sein Ruf folgt ihm wie die Fliegen dem Dreck.‹
    Celinors Days, der hinter dem Prinzen ritt, war insofern bemerkenswert, da er fast genauso groß war sie sein Lord.
    Nein, Erin hatte kein Interesse an einem Trunkenbold.
    Letztes Jahr beim Tolfest, erzählte man sich, habe Prinz Celinor Almosen an die Armen von Burg Crowthen verteilt, sei dabei in einem Wagen durch die Straßen gefahren und habe mit Speisen und Kleidungsstücken um sich geworfen. Im benommenen Zustand völliger Trunkenheit hatte er dann bald gemerkt, daß ihm die Almosen ausgegangen waren, also hatte er sich seine eigenen goldurchwirkten Hosen heruntergerissen und sie zum Entsetzen jener Mütter, die Kinder hatten, in die Menge geschleudert. (Gerüchten zufolge sollte er auf mehr als eine Weise mit großzügigen Gaben gesegnet gewesen sein.) Es hieß, er saufe in solchen Mengen, daß niemand ganz sicher war, ob er je gelernt hatte, auf einem Pferd zu reiten, denn man sah ihn häufiger von einem herunterfallen denn darauf sitzen.
    Seine Vasallen hatten ihm den Spitznamen ›Toller Hund‹
    verliehen, denn oft sah man den Schaum von Bier vor seinem Mund.
    Eine Stunde später hatten sie den Fluß Dwindell erreicht, in der Höhe des Dorfes Hayworth.
    Dort machten die Lords und ihre Days halt und lenkten ihre Pferde zum Flußufer östlich der Brücke hinunter, damit die Tiere ihren Durst löschen konnten. Während diese tranken, stieg Erin ab und taxierte das Wasser. Der Dwindell war an dieser Stelle breit und tief, und sein klares Wasser bildete kreisende Strudel. Während des Tages hatte sich der Himmel zugezogen, doch selbst durch diese Wolkendecke drang genug Sonne, daß Erin riesige Forellen und sogar einige Lachse in den Tiefen des Flusses schwimmen sehen konnte.
    Erin nahm das Tuch, das sie über ihrer Nase getragen hatte, kniete am Ufer, tauchte es in das kalte Wasser und ging daran, sich den Schmutz aus dem Gesicht zu waschen. Nichts hätte sie lieber getan, als ihre Rüstung abzulegen und ein wenig zu schwimmen. Doch dafür war keine Zeit.
    Prinz Celinor gesellte sich zu ihr und nahm seinen Helm ab, ein Ding aus gebräuntem Silber. Er füllte ihn zweimal mit Wasser, schwenkte es darin, um den Staub auszuspülen, dann füllte er ihn ein drittes Mal und trank wie aus einem Becher in tiefen Zügen.
    Als er fertig war, bot er Erin den Helm an, während er sich das Gesicht wusch. Sie trank gierig und spürte, wie ihre Kehle vom Staub befreit wurde. Noch nie hatte sie so erfrischendes Wasser getrunken.
    König Gaborn hatte haltgemacht und ließ sein Pferd trinken, als sei er zu erschöpft, um abzusteigen. Wie alle anderen war er mit schmierigem Schmutz und Staub bedeckt.
    Celinor blickte zum König hoch. Die Sonne schien ihm genau ins Gesicht.
    »Seht Ihr, so sieht ein richtiger Erdkönig aus«, raunte ihr Celinor zu. »Schaut nur, wie gut ihm sein Reich zu Gesicht steht.« Er lachte über seinen eigenen Scherz stillvergnügt in sich hinein.
    »Ich denke, keinem steht es besser zu Gesicht«, gab sie zurück, da sie eine ebenso respektlose Bemerkung nicht wagte.
    »Das sollte keine Grobheit sein«, entschuldigte Celinor sich rasch, und den Ton schien er aufrichtig zu bedauern.
    Erin drückte ihm seinen Helm grob zurück in die Hände.
    Celinor füllte ihn erneut, dann sprang er auf, brachte ihn zu Gaborn und ließ ihn daraus trinken. Während der Erdkönig trank, tränkte Celinor ein Tuch im Fluß und brachte es ihm.
    Er reichte es Gaborn, damit er sich damit das Gesicht wasche. Der tupfte sich ab und bedankte sich herzlich bei Celinor. Dennoch fragte sich Erin, ob der Prinz Gaborn ihretwegen bedient oder tatsächlich keine Respektlosigkeit beabsichtigt hatte.
    Nachdem Gaborns Roß getrunken hatte, hatten er und König Orwynne es eilig, die Brücke zu überqueren, da
    hochprozentige Getränke den Staub bekanntlich besser hinunterspülen als Wasser. Erin vermutete, angesichts der vielen hundert Ritter, die heute hier durchkämen, würde der Gastwirt diesen Tag als Geschenk des Himmels betrachten.
    Also beeilte sie sich, Gaborn und König Orwynne zu

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