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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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– dort unten auf der Ebene hielten sich Armeen verborgen, und Raj Ahtens Männer hatten entlang der Straßen sämtliche Boten abgefangen.
    »Laßt mich irgendwo zurück, während Ihr die Nachricht überbringt«, flehte Averan. »Die grüne Frau folgt mir, nicht Euch. Sie wird bleiben, wo immer Ihr mich absetzt. Ihr könntet mich dann später holen kommen.«
    Baron Poll kratzte sich am Kinn. Sich so nahe an Carris heranzuwagen war gefährlich genug, das Kind jedoch bat ihn, sein Leben zu riskieren, indem er auch noch zurückritt.
    Trotzdem, das Mädchen hatte recht, wenn sie sich um das Schicksal der grünen Frau sorgte. Baron Polls Augen zuckten abwägend zu Roland hinüber. »Es ist zu gefährlich. Kommt nicht in Frage.«
    Er sprach mit Autorität in der Stimme, als wollte er jedes weitere Gespräch unterbinden.
    »Erst sagt Ihr, Ihr wollt mich nicht in den Norden nach Heredon bringen, jetzt sagt Ihr, Ihr wollt mich nicht hier lassen! Habe ich in der Angelegenheit überhaupt kein Wörtchen mitzureden?« wollte Averan wissen.
    »Nein«, antwortete Baron Poll vernünftigerweise. »Ich bin vielleicht ein fetter, alter Ritter, aber ich bin ein Lord und du nicht. Wir befinden uns im Krieg. Ich tue nur, was am besten für dich ist.«
    »Ihr tut nur, was am besten für Euch ist«, schrie Averan. »Ich zähle überhaupt nicht.«
    »Ich denke ausschließlich darüber nach, was für Menschen am besten ist – und nicht« – er machte eine wegwerfende Handbewegung zur grünen Frau – »für irgendein grünes Ungeheuer mit hübschen Brüsten.«
    »Ich weiß, was für mich am besten ist!« protestierte sie.
    »Ach, wirklich?« fragte Baron Poll. »Gestern abend hast du geschmollt, weil du nach Heredon wolltest. Jetzt bekommst du einen Wutanfall, weil du hierbleiben willst! Was ist nun am besten für dich?«
    »Ich kann doch meine Meinung ändern«, sagte Averan laut.
    »Stimmt«, pflichtete ihr Baron Poll zu, »deine ja, aber nicht meine.«
    Er packte Averan derb am Arm und zerrte sie zu seinem Streitroß. Averan fing an zu kreischen, und Baron Poll gab ihr einen ordentlichen Klaps auf den Hintern.
    »Verdammt, Mädchen, wenn du mit deinem Gebrüll Raj
    Ahtens Truppen zusammenschreist, dann, schwöre ich, schlitze ich dir die Kehle auf, bevor sie mich erwischen, und wenn es das letzte ist, was ich tue.«
    Baron Poll sprang auf sein Streitroß, dessen große Kraft seine geringe Körpergröße Lügen zu strafen schien, und zog Averan zu sich hinauf.
    Roland hatte das Mädchen zu sich aufs Pferd nehmen
    wollen, wagte aber nicht, sich einzumischen. Schließlich war Baron Poll ein Runenlord und hatte das Recht, das Mädchen herumzukommandieren, wie er es für richtig hielt.
    Er saß auf. Augenblicke später donnerten sie, gefolgt von der leichtfüßig trabenden grünen Frau, den Hang hinunter.
    Während sie sich der Ebene näherten, riß Baron Poll sein Pferd plötzlich seitlich herum und jagte es unter die Bäume, wo er einen Wildwechsel über einen Ausläufer des Berges als Abkürzung benutzen wollte.
    Er schien der Straße nicht mehr zu trauen, und vielleicht hatte seine Angst sich schließlich auf das Mädchen übertragen, denn Averan verstummte und wehrte sich nicht länger. Er ließ die Pferde den Hang hinunterrennen, und Roland hatte Mühe, sich festzuhalten. Er lehnte sich in seinem Sattel zurück, aus Angst, sein Sattelgurt könnte rutschen oder reißen und er den Hang hinunterrollen. Baron Poll jedoch ließ keinen Augenblick in seinem Tempo nach.
    Nach mehreren halsbrecherischen Minuten erreichten sie eine alte Holzfällerstraße, auf der Baron Poll eine Weile entlangjagte, dann lenkte er die Pferde durch einen Bach und ließ sie über den Zaun eines Bauern springen und über eine Weide galoppieren.
    Mehrere Meilen ritt er auf diese Weise, traute niemals einer Straße und hielt ständig zur einen oder anderen Seite Ausschau.
    Sie kamen an ein großes Dorf, jagten hindurch und ließen die Pferde gleich dahinter rasten. Eine Reihe von Walnußbäumen säumte die Straße, deren Nüsse gerade begannen, aus ihren grünen Hülsen zu bersten, und Averan, immer noch in ihr Gewand gehüllt, schaute sehnsüchtig zu ihnen hoch. »Kriegen wir heute irgendwann noch einmal was zu essen?«
    »Sobald wir in der Burg sind«, sagte Lord Poll. »Vielleicht.«
    »Ihr habt schon gestern abend versucht, mich mit
    Hoffnungen auf ein Abendessen abzuspeisen, und jetzt, zum Frühstück, kriege ich nicht mal mehr das. In der Burg sind sie längst

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