Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
Pferd.
    Sie machte halt, folgte seinem Beispiel und nahm sich einen Augenblick Zeit, nach den Hufen und Fesseln des Tieres zu sehen. Es hatte zwei Nägel verloren, ansonsten war das Pferd in bestem Zustand. Celinor konnte nicht die Augen von ihr lassen.
    »Ich bin überrascht, daß Ihr nicht bei den anderen seid«, sprach er sie schließlich an. »Es wird auf dem Weg durch diese Berge bis Bannisferre nur wenig Annehmlichkeiten geben.«
    Sie traute sich nicht zuzugeben, weshalb sie gekommen war.
    Ihr Ehrenkodex verlangte, daß sie einem Mann im Kampf zur Seite stand, selbst wenn der nur gegen seine eigenen Laster kämpfte. »Ich dachte, es wäre vielleicht bequemer, einen kleinen Vorsprung herauszureiten«, erklärte sie. »Sollen die anderen eine Weile meinen Staub zwischen den Zähnen spüren.«
    »Ich bin überzeugt, sie werden ihn sich schmecken lassen«, lachte Celinor. Erin mußte lächeln. Er hatte also wirklich nicht die Absicht gehabt, sich gegenüber Gaborn respektlos zu verhalten. Er scherzte einfach, weil es seine Art war.
    »Dann glaubt Ihr also doch«, fragte Erin offen heraus, »daß Gaborn der Erdkönig ist? Wie mir zu Ohren kam, habt Ihr vor ihm das Knie gebeugt.«
    »Nachdem er den Hauptmarschall zurückgewiesen hatte«, antwortete Celinor, »dachte ich, entweder ist es der Erdkönig oder ein Verrückter. So verrückt sieht er nicht aus. Mich hat er natürlich auch abgelehnt. Aber ich hatte mir auch nichts Besseres erhofft.«
    »Abgelehnt nicht«, wandte Erin ein. »Wie ich höre, behält er sich sein Urteil noch vor.«
    »Das stimmt«, lächelte Celinor und legte den Kopf zur Seite.
    »Und ich hoffe, mich eines Tages seines Segens würdig zu erweisen. Jetzt habe ich schon zwanzig Stunden
    durchgehalten, ohne etwas zu trinken.«
    Bei dem Versuch, sich ein Lob für eine solch unbedeutende Großtat einfallen zu lassen, geriet Erin ins Grübeln. Zwanzig Stunden? Er hatte sich erst an diesem Morgen bereit erklärt, sein Schwert in die Dienste Gaborns zu stellen. Dabei waren die Bierschenken rings um Burg Sylvarresta gestern abend, als die Menschen das Ende des Hostenfestes gefeiert hatten, voll gewesen.
    Zudem verlangte die Tradition, daß man vor dem
    Schlafengehen einen Trinkspruch auf das Ende des
    Hostenfestes ausbrachte. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß er die Nacht verbracht hatte, ohne etwas zu trinken.
    »Zwanzig Stunden?« fragte sie. »Aber Ihr habt ihm erst heute morgen Eure Dienste angeboten?«
    »Ich habe dem Trinken gestern abgeschworen«, erwiderte Celinor.
    Sie sah ihn neugierig an.
    »Ihr habt mich verachtet«, erklärte er, »und das zu Recht.
    Denn ich begriff, Ihr spracht die Wahrheit: Alle meine besten Freunde sind in der Bierschenke zu Hause. Das konnte ich nicht ertragen. Ich konnte Euch nicht mehr in die Augen blicken und mich Eurem Mißfallen aussetzen.«
    Erin lächelte. Sie freute sich, daß sie mit ihrer einen Bemerkung vielleicht eine Veränderung in dem Mann bewirkt hatte. So ganz traute sie der Sache jedoch nicht.
    »Wollt Ihr mich heute begleiten?« fragte Erin.
    »Ich würde mich freuen, wenn ich Gelegenheit dazu
    bekäme«, antwortete Celinor. Sie saßen auf und galoppierten Seite an Seite davon.
KAPITEL 18
Ein Tag für die Bücher
    G
    aborn hockte auf seinem Stuhl im Gasthaus am Dwindell.
    König Orwynne hielt einen endlosen, unzusammenhängenden Monolog über eine Reihe von Themen, Gaborn war jedoch viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um zuzuhören. Den ganzen Vormittag über hatte er ein zusammenschnürendes Gefühl in seiner Brust verspürt, ein aufkeimendes Bewußtsein von Gefahr.
    Als sein Volk aus Burg Sylvarresta geflohen war, hatte seine Sorge um die Menschen nachgelassen. Doch nicht alle hatten Burg Sylvarresta geräumt. Er spürte Iomes Anwesenheit dort bei Myrrima sowie die Dutzenden von Gardisten und Stadtbewohnern, die der Gefahr noch immer trotzten.
    Schlimmer noch, er spürte, wie sich das Leichentuch des Todes über seine eigenen Truppen legte. Diese kleine Armee, diese wenigen tausend tapferen Ritter und Lords, ritten mitten in eine Gefahr hinein, die ebenso groß war wie jene, die der Glorreiche der Finsternis darstellte.
    Gaborn wußte nicht, ob er den Glorreichen selbst fürchtete oder etwas anderes. Jedenfalls ritten sie nach Süden, dem Ungeheuer entgegen, und er stellte sich vor, wie es auf seinem Weg nach Burg Sylvarresta womöglich über seine Truppen hinwegflog. Aber würde es so viele Ritter in ihren Rüstungen anzugreifen

Weitere Kostenlose Bücher