Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
Häuser der Reichen, einige sogar beim Ausräumen der verlassenen Häuser ihrer armen
    Nachbarn.
    Iome wußte nicht, was sie mit ihnen anstellen sollte. Töten wollte sie die Übeltäter nicht, doch angesichts des Glorreichen der Finsternis, der sich auf dem Weg hierher befand, wäre ein Zurücklassen oder Einsperren auf das gleiche hinausgelaufen.
    Die meisten Diebe jedoch waren eher dumm als boshaft –
    einfältige alte Männer und Frauen, hoffnungslos verarmte Bettler, die der Versuchung nicht hatten widerstehen können, als sie so viele leere Häuser sahen.
    Diesen Menschen nahm sie ihre Diebesbeute ab und schickte sie mit der Auflage, sich zu bessern, fort.
    Bei anderen Plünderern handelte es sich um Menschen mit verdorbenem Charakter, verschlagen dreinblickende
    Kreaturen, denen Iome niemals allein in einer dunklen Gasse begegnen wollte. Diese bereiteten ihr die größten Probleme.
    Sie hatte ihr Volk retten, nicht Verbrecher mit dem Tod bestrafen wollen.
    Andererseits sah sie ein, wie gerissen und grausam einige von ihnen waren. Das waren keine von der Versuchung fehlgeleitete Dummköpfe, sondern schlaue Männer und Frauen, die es sich zum Beruf gemacht hatten, Unheil über andere zu bringen.
    Daher ließ sie diese von der Garde fesseln und in den Schatten in der Nähe des Burgtores schaffen, während sie sich überlegte, wie am besten mit ihnen zu verfahren sei. Ein großer, betrunkener Bär von einem Kerl wurde beim Plündern des Geschäftes eines Kaufmanns erwischt. Er unternahm nicht einmal den Versuch zu fliehen, sondern wollte dem Gardisten, der ihn gestellt hatte, gleich die Kehle aufschlitzen. Dem Soldaten gelang es, den Angriff abzuwehren, und mit Hilfe von mehreren anderen wurde der Dieb vor die Königin geschleppt. Der riesenhafte Kerl brüllte und bedrohte seine Bewacher. Er beschimpfte und bespuckte die Königin.
    Aus Angst, er könnte jemanden verletzen, wagte sie nicht, ihn laufenzulassen. Schweren Herzens bat sie die Gardisten, ihn aus der Stadt zu bringen, ihn zu beseitigen, ihn ihr aus den Augen zu schaffen.
    Nicht bei allen, die innerhalb der Stadtmauern aufgestöbert wurden, handelte es sich um Plünderer. Manche, wie Freifrau Opinsher, waren einfach nicht bereit, ihr Zuhause zu verlassen, auch wenn ihr Heim vielleicht nicht mehr war als eine Hütte mit nacktem Lehmfußboden. Andere reagierten ungehobelt oder dumm. Ein alter Narr beschwerte sich, ›der König mache viel Aufhebens um nichts‹, und stellte die Weisheit von Gaborns Aufforderung zur Flucht in Frage.
    Eine schmuddelige Witwe mit neun Kindern beschwerte sich, sie habe keine Möglichkeit, ihre Brut aus der Stadt zu schaffen, also ließ Iome sie und ihre Kinder von Gardisten auf Pferden in Sicherheit bringen.
    Und so ging es weiter, Stunde um Stunde. Myrrima wäre, genau wie Iome, am liebsten aufgebrochen, doch es schien, als wollte die Königin alles daransetzen, ihrem Traum zu gehorchen und das letzte menschliche Wesen sein, das, getragen vom Wind, Burg Sylvarresta verließ.
    Um Mittag sprach Gaborn abermals zu Myrrima. »Flieht!«
    warnte er, und obwohl Iome und zahlreiche Gardisten zusammenzuckten, als sie den Befehl hörten, gehorchten sie nicht.
    Myrrima fühlte sich hilflos. Er weiß, daß wir hier sind, dachte sie. Er weiß, wir sind hilflos, und er kennt die Gefahr, die uns droht, besser als wir selbst.
    Doch obwohl der Erdgeist Gaborn die Macht verliehen hatte, seine Erwählten zu warnen, stand es nicht in Myrrimas Macht, zu antworten, ihm zu erklären, wieso sie blieben, ihm darzulegen, daß sie gute Gründe hatten.
    Eine steife Brise kam auf – ein kräftiger, gleichmäßiger Wind von Süden her, der stahlgraue, tiefhängende Wolken vor sich hertrieb, die sich an die Berge schmiegten und Regen verhießen. Die Wolken brachten eine Kälte mit sich, die Myrrima eine Gänsehaut an den Armen machte. Sie sorgte sich um ihre Mutter und ihre Schwestern, die bei diesem Wetter unterwegs waren.
    Eine Stunde später erscholl die Warnung abermals,
    dringlicher jetzt als zuvor. »Flieht!« Aber gerade erst hatte man einen Großvater aufgestöbert, der sich mit seinen drei kleinen Enkeln auf einem Speicher über dem Stall eines Lords versteckt hatte, zudem war die Stadt erst zu drei Vierteln abgesucht. Wie die Witwe war auch er nicht in der Lage, für die Kinder zu sorgen, jedoch zu stolz, andere um Hilfe zu bitten.
    Iome wagte nicht zu fliehen, obwohl sie den Männern, die keine Kraftpferde besaßen, befahl, sofort aufzubrechen

Weitere Kostenlose Bücher