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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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während die andere ein Loch in den jungen Barnell auf seiner anderen riß. Übrig blieb allein König Orwynne, der, einen Schlachtruf brüllend, sein Pferd anspornte, in dieses aufgewühlte, undurchdringliche Rund zu preschen.
    Gerade noch sah es so aus, als könnte das Tier in dieses Dunkel eindringen, da ergriff eine unwiderstehliche Bö das Pferd und hob es mitsamt dem dicken König Orwynne in die Höhe.
    Plötzlich wurde Orwynne auf grauenerregende Weise
    verdreht, sowohl er als auch sein Pferd – wie ein Lappen, der von einem Waschweib ausgewrungen wird. König Orwynne besaß mehrere Gaben der Stimmgewalt, und die Seelenqual in seinem schrillen Todesschrei war von verblüffender Lautstärke. Sie versprach, auf Wochen zum Gegenstand von Alpträumen zu werden. Blut quoll aus den verdrehten Leibern hervor. Die Magengrube seines Streitrosses zerplatzte wie eine Melone, Innereien spritzten heraus, dann kreiste das gesamte grauenerregende Schauspiel – der König und sein Roß – hoch in der Luft, als hätte es jemand in feierlichem Jubel in die Höhe geschleudert.
    »Mögen die Hellen uns beschützen!« rief Sir Langley an Gaborns Seite.
    Ihre Streitrösser erklommen einen flachen Hang und
    befanden sich jetzt im Erlenhain. Die Pferde schnaubten und rasten vor Entsetzen. Gaborn sah sich ermattet um, als König Orwynne und sein Streitroß eine Viertelmeile hinter dem höchsten Punkt ihrer Flugbahn auf dem Erdboden aufschlugen. Die Ermattung an Geist und Seele nahm noch zu.
    Er konnte nicht mehr weiter. Ich bin nicht nur wegen des Verlustes meiner Gaben so ermattet, erkannte er. Ich bin auch geistig ausgezehrt.
    Daß er über seine Erdkräfte mit Hunderttausenden von Menschen verbunden war, Kenntnis hatte von der Gefahr in der sie schwebten, daß er Warnungen an jeden seiner Erwählten sandte, sobald er die Bedrohung erkannte – all das war mehr, als er ertragen konnte.
    Ich kann nicht schlafen. Er hatte entsetzliche Angst davor. Er fürchtete, im Schlaf seine Kräfte nicht einsetzen seine Erwählten nicht warnen zu können.
    Schwach sandte er eine Warnung an seine Erwählten aus.
    »Versteckt Euch!«
    Von diesem günstig gelegenen Punkt aus konnte er die Straße fast zwei Meilen weit nach hinten überblicken. Er beobachtete, wie seine Männer auseinandersprengten, sich blitzschnell von der Straße entfernten und in die Wälder hineingaloppierten.
    Vor Enttäuschung brüllend hielt der Glorreiche der
    Finsternis in einem Querschwenk auf das nächstgelegene erkennbare Ziel zu, einen Ritter, der von seinem Pferd gefallen war. Das Rund aus Dunkelheit stürzte sich herab, doch diesmal zuckten keine Blitze hervor, und keine Krallen aus Luft zerrissen ihn zu Fetzen.
    Statt dessen senkte sich der dunkle Ball auf den armen Kerl herab, und es blieb Gaborn überlassen, sich auszumalen, welch grauenhaftes Schicksal den Mann ereilte.
    Dann stiegen der wirbelnde Wind, die Trümmer und die Schwärze in die Höhe und schwenkten ganz leicht in seine Richtung.
    »Kommt«, forderte ihn Sir Langley auf. Er ergriff Gaborns Zügel und trieb sein Pferd voran. Sie galoppierten los, setzten über einen umgestürzten Baum hinweg, jagten unter die Bäume und über einen langgezogenen Hang davon.
    »Wenn Ihr die Macht habt, uns zu retten, wäre dies ein guter Zeitpunkt, davon Gebrauch zu machen.«
    Gaborn horchte verwundert in sich hinein. Ja, die Gefahr war immer noch groß.
    »Haltet Euch links!« rief Gaborn und befahl Langley, auf die spärliche Deckung zuzuhalten. Zur Linken waren die meisten goldenen Erlenblätter abgefallen. Sie bedeckten in großen Haufen den Waldboden. Logischerweise schien es verkehrt, ins offene Gelände hinauszureiten.
    Der Glorreiche der Finsternis griff an, ein tosender Wind, der durch die Wälder peitschte und sie knapp oberhalb der Baumwipfel verfolgte.
    Er senkte sich auf sie herab, das goldene Laub auf dem Waldboden wurde hochgewirbelt und allenthalben in einem gewaltigen Strudel hineingesogen. Der Wind heulte schrill.
    Ein Blitz zuckte herunter und zersplitterte den Baumstamm neben Gaborn.
    »Nach links«, brüllte Gaborn.
    Sir Langley und Gaborns Days schwenkten herum und
    rannten mit dem Wind um die Wette.
    Plötzlich wurde Gaborn klar, was der Wind beabsichtigte.
    Der Glorreiche der Finsternis konnte inmitten der
    herumwirbelnden Blätter nicht besser sehen als Gaborn. Sie raubten der Bestie die Sicht, während sie das Ungeheuer kreisförmig umgangen hatten.
    »Und jetzt scharf rechts!« schrie Gaborn.

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