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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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hervor.
    Zuerst glaubte Myrrima, dieser verströmte Licht wie in der Vorratskammer des ›Horts des Ebers‹. Doch dann erkannte sie, daß sich statt dessen etwas anderes abspielte. Der Stein sog das Licht auf. Der Feuerwirbel, den der Glorreiche der Finsternis aus dem Himmel zog, krümmte sich plötzlich, und nun wurde dieses Licht in den Stein eingespeist. Er füllte sich mit Licht wie ein Schwamm mit Wasser.
    Die Düsterkeit hellte auf, und der alles mit sich reißende Sturm, der durch die Burg toste, wurde plötzlich schwächer, erlahmte, wurde zu einem starken Wind. Die Schatten lichteten sich, so daß der Himmel oben nur noch so dunkel war wie am Abend.
    Aus den tieferen Schatten rings um die Ruinen des
    königlichen Bergfrieds vernahm Myrrima ein Lachen – von einer tiefen, unmenschlichen Stimme.
    »Du glaubst, du kannst mir meine Kraft stehlen, jämmerlicher Zauberer? Dein Stein könnte eine solche Menge niemals aufnehmen!«
    Myrrima zitterte am ganzen Körper. Sie spürte den Bogen in ihren Händen, hielt in fest umklammert. Der Pfeil hatte sich gelockert. Sie legte ihn wieder auf.
    Daraufhin spannte sie die Sehne bis zum Ohr, fühlte sie an den Fingern, dort, wo das Üben während der letzten beiden Tage die Haut abgescheuert hatte.
    Sie atmete tief durch und wagte sich vor.
    Vor ihr im tiefen Schatten stand der Glorreiche der Finsternis. Der Gestalt nach glich er einem großen Mann – acht oder neun Fuß groß, bedeckt mit dunklem Haar. Aus seinem Rücken wuchsen gewaltige Flügel. Kalte weiße Flammen züngelten über seine nackte bleiche Haut, und er betrachtete sie voller Verachtung.
    Auf Glück wollte sie sich beim Schuß nicht verlassen. Er stand ungefähr sechzig Meter entfernt, und etwas anderes als seinen Rumpf konnte sie nicht hoffen zu treffen – wenn überhaupt.
    »Versteckt Euch!« war Gaborns nachdrückliche Warnung zu vernehmen.
    Blitzschnell erfaßte sie ihr Ziel und schoß einen Pfeil ab. Der Wind rings um sie begann plötzlich zu heulen, als der Glorreiche der Finsternis mit den Flügeln schlug.
    Aus der Handfläche der Bestie schoß ein Lichtblitz hervor und schlug krachend in einen steinernen Bogen über ihrem Kopf. Gesteinssplitter regneten ihr in den Nacken.
    Ihr Pfeil näherte sich seinem Ziel in hohem Bogen und schien den Kopf des Ungeheuers zu verfehlen.
    Doch durch das Flügelschlagen hatte der Glorreiche der Finsternis einen Fuß vom Boden abgehoben, der Pfeil traf ins Schwarze und durchbohrte die Kreatur an der Schulter.
    Der Kopf des Glorreichen der Finsternis wurde nach hinten geworfen, und die Bestie zuckte krampfartig zusammen. Das Untier stürzte auf das Pflaster des Innenhofes und wand sich verwundet, versuchte, sich mit den Flügeln zu bedecken, sich zu schützen. Es schrie vor Schmerz und Entsetzen.
    Myrrima zog einen weiteren Pfeil und rannte, von einer mächtigen Blutgier erfaßt, zu ihm hin. Noch immer strömte Licht aus dem Himmel wie durch einen Trichter in Binnesmans Opal.
    Jetzt hallte ihr Gaborns Schrei dröhnend in ihrem Kopf wider, und sein Befehl erreichte sie mit solcher Wucht, daß sie ihm nichts entgegenzusetzen hatte. »Greift an! Greift sofort an!«
    Myrrima rannte zum Glorreichen der Finsternis. Die Kreatur zischte sie an wie eine Schlange. Voller Entsetzen und Verachtung blickte sie hinter einer Flügelfalte zu ihr hoch.
    Sie zog die Sehne ganz durch, schoß und traf das Wesen ins Auge.
    Strahlend helles Tageslicht strömte vom Himmel herab, während Myrrima schwer atmend über dem Glorreichen der Finsternis stand.
    Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie dieses Wesen anschrie, die ganze Zeit über angebrüllt hatte: »Du verdammtes, ekelhaftes Etwas. Verdammt, ich bringe dich um!«
    Das Ungeheuer hatte Sir Donnor und Iome getötet und weiteres unsägliches Unheil angerichtet.
    Sie lief hin und fing an, seinen immer noch zuckenden Leib mit den Füßen zu treten. Das Monstrum schien mit einer behaarten, dreifingrigen Kralle nach ihr zu greifen. Sie sprang einen Schritt zurück und ertappte sich dabei, wie sie noch immer schrie, ihr ganzes Entsetzen, ihre Erleichterung und Angst hinausbrüllte.
    Binnesman gesellte sich zu ihr, nahm sie in den Arm, zog sie dicht an sich und versuchte, sie zu trösten.
    Als die Gier nach Blut verebbte, fing sie unkontrolliert an zu zittern. Das Herz schlug ihr so laut in den Ohren, daß sie kaum etwas hören, sich kaum einen Reim auf Binnesmans Worte machen konnte.
    Verwundert staunte er: »Das, meine Lady, hätte

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