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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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wollte.
    Dann hörte sie Holz zersplittern, als die Tür am oberen Ende der Treppe explosionsartig nach innen flog.
    Eiserne Türangeln und Bolzen rollten klirrend über die groben Steinplatten der Stufen. Bretter polterten herab.
    Die Überreste der Tür mit dem Fuß zur Seite tretend, rückte der Glorreiche der Finsternis an, näherte sich schnuppernd.
    Eben noch hatte der Wind draußen geheult und getost.
    Jetzt plötzlich legte er sich. Alles wurde still. Aber noch immer spürte Iome den Sturm als eine erdrückende Schwere, die in der Luft lag.
    Eine tiefe, unmenschliche Stimme sprach leise auf der anderen Seite der Tür: »Ich rieche dich, Frau.«
    Iome unterdrückte das Verlangen, aus vollem Hals zu schreien Verzweifelt suchte sie nach einer Waffe. In Binnesmans Kammer fand sich nicht viel, was als solche dienen mochte – weder Schwert noch Keule, weder Bogen noch Speer. Er war kein Krieger.
    Er hatte nur seine Magie.
    Sie hörte, wie an der Tür geschnuppert wurde. »Kannst du mich verstehen?« fragte das Wesen.
    »Ich kann dich ebenfalls riechen«, rief sie zurück. Die Bestie stank nach Verwesung, nach Haaren, Wind und Blitzen.
    Sie sah sich hektisch um. Erdwächter benutzten magische Erdsorten für zahlreiche Banne. Sie erinnerte sich, wie Binnesman sich in der Ecke zusammengerollt und die Erde wie eine Decke über sich gezogen hatte. Sie nahm eine Handvoll des trockenen Erdreichs und warf es gegen die Tür.
    »Komm zu mir«, sagte der Glorreiche der Finsternis. »Du kannst hier nicht herein!« schrie Iome und hoffte, daß es stimmte. Sie spürte die Erdkraft in diesem Raum. Plötzlich fielen ihr wieder Binnesmans Worte ein: Der Glorreiche der Finsternis war ein Geschöpf der Luft und der Dunkelheit. Der Zauberer hatte in dieser Kammer Runen des Schutzes und der Erdkraft auf den Boden gezeichnet.
    Und Erde war stets das Verderben der Luft. Draußen hatte der Glorreiche der Finsternis den Wind dazu benutzt, ihr Pferd in die Höhe zu heben, etwa so, wie eine Katze ihre Pfote benutzt. Doch jetzt war der Wind verstummt.
    Hier unten war die Bestie ein geschwächter Krüppel. Sie wiederholte mit mehr Gewißheit: »Du kannst hier nicht rein.«
    Der Glorreiche der Finsternis fauchte wie eine grauenerregende Bestie. »Ich kann dich sehr wohl holen kommen.
    Und das werde ich auch tun, wenn ich muß.«
    Iome schleuderte abermals eine Handvoll Staub auf die Tür, in der Hoffnung, die Bestie damit zu vertreiben.
    »Komm zu mir«, hauchte der Glorreiche der Finsternis.
    »Komm heraus zu mir, und ich lasse dich leben.«
    »Nein«, gab Iome zurück.
    »Überlasse mir den Sohn des Königs«, sagte der Glorreiche der Finsternis. »Ich wittere einen Sohn.«
    Iomes Herz pochte. Sie drückte sich in die Ecke. Der klumpfüßige Junge klammerte sich wimmernd fest an sie.
    »Der König hat keinen Sohn«, antwortete Iome mit bebender Stimme. »Das ist bloß irgendein Junge.«
    »Ich rieche einen Sohn…«, versicherte ihr der Glorreiche der Finsternis, »in deinem Bauch.«
    Keuchend vor Anstrengung rannte Myrrima, den Bogen in der Hand, die Straßen von Burg Sylvarresta hinauf zum Bergfried des Königs. Sehen konnte sie das Bauwerk nicht. Der Glorreiche der Finsternis hatte es in Schleier aus nächtlicher Dunkelheit gehüllt.
    Um sie herum prasselte Hagel auf das Straßenpflaster, prallte im Viertel der Kaufleute geräuschvoll von den mit Blei beschlagenen Dächern ab.
    Ein Flammenwirbel schien über dem Bergfried zu lauern.
    Das Feuer wirbelte im Kreis und verlor sich in einem Schleier aus Dunkelheit. Myrrima wußte, daß Iome sich im Bergfried befinden mußte. Sie hatte ihre Königin erst wenige Augenblicke zuvor dabei beobachtet, wie sie dort
    hinaufgerannt war.
    Der Himmel über ihr blieb überall schwarz, während der Glorreiche der Finsternis das Licht aus dem Himmel sog. Und doch leuchteten überall an der Grenze des Gesichtsfeldes Lichtstrahlen hernieder, als loderten in der Ferne silbrige Feuer. Im Widerschein dieses schwachen Lichts tastete sie sich über das unebene Pflaster.
    Noch im Laufen, ihr Herz hämmerte rasend, überlegte sie, wie sie diese Bestie, diesen Glorreichen der Finsternis, erschießen konnte.
    Sie hatte in den letzten zwei Tagen nur ein paar Stunden mit dem Bogen geübt. Alle ihre Pfeile hatte sie aus einer Entfernung von achtzig Metern abgeschossen. Einen Schuß auf größere Entfernung traute sie sich nicht zu.
    Bei den Mächten, überlegte sie. Ich traue mir überhaupt keinen Schuß zu!
    Das beste

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