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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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sie sich, daß sie als zukünftige Kriegerin besser nicht weinte. Mit fünfzig Zwingeisen jedoch konnte sie genügend Gaben übernehmen, um Borenson ebenbürtig zu sein. Es war ein großzügiges Geschenk, weit mehr, als sie erwartet hatte. Wenn sie sich jedoch überlegte, was sie für das Königreich getan hatte, dann wußte sie, Iome war überzeugt, daß selbst diese Menge Zwingeisen nur ihr gerechter Lohn war.
    Myrrima nahm ihren Bogen und erhob sich. Von Rechts wegen war sie jetzt Kriegerin Heredons und jedem Ritter standesgemäß gleichgestellt. Noch nie hatte sie sich so gut gefühlt.
    Iome begab sich zu den Grabstätten und kehrte zwanzig Minuten später mit einem Bündel Zwingeisen zurück. In ihrer Abwesenheit kam Iomes Days aus ihrem Versteck hervor, das Gesicht noch immer blind vor Angst, und Binnesman und Jureem erzählten ihr, auf welche Weise der Glorreiche der Finsternis getötet worden war.
    Myrrima dagegen sprach kein Wort. Statt dessen hockte sie mit ihren hellbraunen Welpen auf dem Boden und spielte mit ihnen, ließ sie an ihren Fingern nagen und sich von ihnen durchs Gesicht schlecken.
    Ihre Hunde. Der Schlüssel zu ihrer Macht. Heute abend würden sie auf Burg Groverman eintreffen, und dort würde ein Annektor seinen Sprechgesang anstimmen und einem Welpen eine Gabe abnehmen. Der Welpe, der sie hatte beschützen wollen, war auf Durchhaltevermögen gezüchtet worden. Myrrima würde diese Eigenschaft dringend benötigen, sollte sie die Absicht haben, ihrem Weg als Ritterin weiterzugehen.
    Ein Wolflord. Am Morgen würde sie ein Wolflord sein.
    Gerüchten zufolge verwilderten Menschen, die Gaben von Hunden übernahmen. Sie fragte sich, ob es sie tatsächlich verändern würde, ob sie mit der Zeit anfangen würde, Raj Ahten zu ähneln.
    Als Iome zurückkam, hatte sie mehr als fünfzig Zwingeisen bei sich. Sie kniete neben Myrrima nieder. »Ich habe ein paar mehr mitgebracht, für mich. Ihr sollt nicht der einzige Wolflord in Heredon sein.«
    »Natürlich nicht«, antwortete Myrrima. Sie saßen auf.
    Jureem überließ Iome sein Pferd und ging zum Stall, um sich eines der Reservepferde zu besorgen, die die königliche Garde zurückgelassen hatte. Myrrima und Iome hielten jeweils ihre Körbe mit den Welpen in den Armen, während Zauberer Binnesman neben dem klumpfüßigen Jungen ritt.
    Während sie gemächlichen Schritts durch die gepflasterten Straßen ritten, sah Myrrima sich immer wieder um und betrachtete die Silhouette der Stadt. Ohne den Bergfried des Königs wirkte sie höchst seltsam.
    Als sie die Zugbrücke erreichten, sah Myrrima den Kopf des Greifers, der noch immer drüben auf der anderen Seite des Burggrabens lag. Sie ließ ihr Pferd auf der Brücke halten und blickte hinunter ins Wasser. Fische konnte sie keine erkennen – keine, die unterhalb der Wasseroberfläche ihre Kreise zogen, keine, die, wie in den vergangenen zwei Tagen, ihre Schutzrunen zeichneten.
    Schließlich entdeckte sie einen Stör, der sich im Schatten der Brücke ausruhte, mitten in einer Ansammlung goldener Wasserlilien.
    Ausruhte. Und nicht mehr danach trachtete, die Burg zu schützen. Vermutlich wußten die Wasserzauberer nur zu gut, was sie geleistet hatten. Ihre Banne hatten vielleicht mehr als alles andere dazu beigetragen, den Glorreichen der Finsternis zu besiegen.
    »Binnesman«, fragte Myrrima. »Wir sollten etwas für die Zauberer tun. Wir müssen uns doch auf irgendeine Weise bei ihnen bedanken.« Die Bemerkung entsprang einem Gefühl der Schuld, denn gestern vormittag noch hatte sie gehofft, einen von ihnen zu verspeisen. Jetzt erkannte sie, wie sehr sie in der Schuld dieser Fische standen.
    »Natürlich«, erwiderte Binnesman. »Heute wird sich der Schlamm im Fluß setzen. Wir können jetzt die Sperre des Überlaufs entfernen und die Zauberer ziehen lassen, wohin sie wollen. Das ist etwas, zudem sie allein nicht in der Lage sind.«
    Myrrima versuchte sich vorzustellen, ein Fisch zu sein, der im Burggraben eingeschlossen war. Im Fluß mußte es einfach schöner sein – Unmengen von Fröschen, Aalen, Jungenten und anderen Köstlichkeiten.
    Mit Hilfe von Jureem und Binnesman stemmte Myrrima die Planken heraus, die den Überlauf blockierten, wodurch sie den Kanal öffneten, der den Burggraben mit dem Fluß verband. Als sie aus dem Flutgang hervorkletterte, erblickte sie die dunklen Schatten der Zauberer, ihre bläulichen Rücken, schattengleich in der Tiefe. Die riesigen Fische wedelten mit ihren Schwänzen und

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