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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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oder nicht.
    Eine der Wachen lief los, um seine Bitte um eine Audienz weiterzuleiten. Als er zwanzig Minuten später zurückkam, ließ Borenson sein Pferd zurück, und die Posten geleiteten ihn in den Felsspalt.
    Das erste, was ihm beim Betreten der engen Schlucht auffiel, war der Geruch – nach feuchter Erde und üppiger Vegetation.
    Vor ihnen mußte eine Oase liegen.
    Er ging durch den Felsspalt, betrachtete die goldenen Sonnenstrahlen, die über den gelben Sandstein spielten. Die steilen Felswände waren einhundertzwanzig Fuß hoch, und alles Licht, das jetzt so spät am Tag noch den Grund des Spalts erreichte, wurde von den Wänden oben zurückgeworfen.
    Die Wände der Schlucht waren glatt und sandfarben.
    Borenson vermutete, daß dieser Ort jahrtausendelang verborgen gewesen und erst vor einiger Zeit wiederentdeckt worden war.
    Eigenartig, dachte er. Äußerst eigenartig, daß Wasser, ein solch kostbares Gut hier in der Wüste, so lange unbemerkt geblieben war. Er fragte sich, was wohl dahintersteckte.
    Welcher Lord hatte diese Oase im Verborgenen gehalten und den Eingang hinter seinem Thron zugemauert? Und wie hatte das Wasservorkommen überhaupt je in Vergessenheit geraten können?
    Die Schlucht wand sich schlangengleich durch die Berge und öffnete sich zu einem kleinen, dreieckigen Tal hin. Nach Osten und Westen ragten steile Felswände empor, die sich drei Meilen weiter südlich in spitzem Winkel trafen. Im Norden erhob sich ein Felsgrat, den kein Lebewesen hätte überwinden können.
    Und hier, im verborgenen Tal, am Ufer eines kleinen Sees, an dem die Palmen im Übermaß gediehen, stand ebenjener Palast, von dem Borenson geträumt hatte.
    Seine sandfarbenen Außenmauern ragten vierzig Fuß weit in die Höhe, während die quadratischen Wachtürme in
    unregelmäßigen Abständen um weitere vierzig in die Höhe wuchsen. Der Palast wurde von einer gewaltigen zentralen Kuppel überspannt, die zu den Seiten hin offen war und vermutlich als Veranda diente. Die Kuppel war zur Gänze vergoldet, während die Türme Kupfer zierte. Mit dem Blau des Sees, dem lebendigen Smaragdgrün des Grases, den üppigen Palmen und dem wilden Geißblatt und Jasmin, die sich an den Palastwänden hinaufrankten, war dies in mancherlei Hinsicht vielleicht der prachtvollste Palast, den Borenson je zu Gesicht bekommen hatte. Er war einfach, aber von äußerster Eleganz.
    Borenson näherte sich dem Palast in Handschellen und schleppte sich mit dem Bündel Zwingeisen ab. Eintausend Zwingeisen wogen ungefähr neunzig Pfund, und ohne seine Gaben der Muskelkraft mußte Borenson feststellen, daß er lange vor Erreichen des Palastes vor Anstrengung ächzte und keuchte.
    Am Palasttor, einem riesigen Portal aus geschwärztem Gußeisen, verstärkt durch goldbeschlagenes Holz, hielt Pashtuk ihn zurück.
    Es war ihm unmöglich, hinter das Tor zu blicken, also betrachtete Borenson staunend die Kolibris, die zu Dutzenden herumschwirrten und aus den tiefkelchigen Blüten tranken, die safrangelb und leuchtend rosa in üppigen Mengen von der Mauer des Palastes herunterhingen. Von dahinter hörte er das Plätschern eines Brunnens.
    Eine oberhalb des Tores stehende Wache sprach Borenson mit lauter, hoher Stimme auf Tuulistanesisch an.
    Pashtuk übersetzte: »Der Eunuch sagt, Saffira wird Euch hier im Innenhof empfangen. Er wird das Tor öffnen, damit Ihr sprechen könnt. Einem königlichen Beschluß zufolge ist es Euch verboten, sie anzuschauen. Solltet Ihr es dennoch tun, dürft Ihr auf Befehl des Königs getötet werden.« Mit gedämpfterer Stimme fügte er hinzu: »Ich sollte Euch jedoch warnen, sollte Saffira beschließen, in Eurem Interesse zu vermitteln, kann diese Strafe herabgemildert werden, und sie könnte sich statt dessen entschließen, Euch kastrieren zu lassen, damit Ihr als ihr Diener im Palast bleiben könnt.«
    Borenson kicherte. Er hatte noch nie eine Frau mit mehr als zehn Gaben der Anmut gesehen, hatte die Möglichkeit nicht einmal in Betracht gezogen, war sich der Gefahr jedoch bewußt. Ein Mann, der Gaben der Anmut übernahm, wurde vielleicht in erschreckendem Maße gutaussehend, Borenson hatte sich jedoch zu einem solchen Mann noch nie sexuell hingezogen gefühlt – selbst Raj Ahtens erstaunlich gutes Aussehen ließ ihn kalt –, er kannte allerdings andere, von denen sich nicht dasselbe behaupten ließe. Bislang hatte er nie mit seinen Gefühlen ringen müssen, wenn er einen Lord vor sich hatte.
    Wenn er gelegentlich einer

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