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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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achtzigtausend
    Klingenträger, dazu weitere tausend niedere Magier und wenigstens eine grauenerregende Magierin. Über ihnen hängt eine Wolke Greefliegen, die den Himmel verdunkelt. Du mußt Herzog Paldane in Carris diese Nachricht überbringen.«
    Averan hatte Mühe, die Bedeutung von Brands Worten zu verstehen. Morneshire war ein Gebiet im äußersten Westen von Mystarria, das an die Verbindung von Hest-und Alcairgebirge grenzte. Die Zitadelle hier, Bergfried Haberd, die nächstgelegene Festung, war alt und standfest. Sie diente als Zuflucht für Reisende, die sich auf dem Weg in die Berge befanden, und die Soldaten hier sorgten dafür, daß die Pfade vor Banditen und Greifern und anderem Ungeziefer sicher waren. Die Greifer würden die Mauern in einer halben Stunde überrennen, und sie würden keine Gefangenen machen.
    Herzog Paldane war der Stratege des Königs. Wenn jemand die Greifer besiegen konnte, dann er. Aber Paldane hatte alle Hände voll zu tun. Raj Ahtens Männer hatten drei Burgen an der Grenze eingenommen oder zerstört, und sowohl Lords als auch gewöhnliches Landvolk flohen aus dem Norden.
    Brand fragte sich laut: »Unser Lord ist der Meinung, der Vulkanausbruch habe die Greifer aus ihren Unterschlüpfen vertrieben. Das ist schon einmal passiert, zu Zeiten meines Großvaters. Der Vulkan füllte damals ihre Baue mit Lava, woraufhin die Ungeheuer die Flucht ergriffen. Doch dieser Ausbruch wird sehr viel mehr Leid nach sich ziehen als der damalige. In diesen Bergen haben sich die Greifer viel zu lange ungehindert vermehren können.« Er strich sich den Schnauzbart glatt.
    »Und was ist mit dir?« fragte Averan. »Was wirst du tun?«
    »Mach dir um mich keine Sorgen«, beruhigte sie Brand.
    »Wenn es sein muß, nehme ich es mit denen auch einhändig auf.« Er wedelte mit dem Stumpf seines rechten Armes und lachte gequält über seinen eigenen Scherz.
    Trotzdem entging ihr die fürchterliche Angst in seinen Augen nicht.
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Nimm du nur einfach den alten Ledernacken«, fuhr er fort. »Du wirst ohne Sattel, Nahrung oder Wasser fliegen – um das Gewicht gering zu halten.«
    »Was ist mit Derwin?« Averans Stimme klang heiser. »Sollte er nicht Herzog Paldane die Nachricht überbringen?« Derwin war jünger. Mit seinen fünf Jahren war er der offizielle Himmelsgleiter für Bergfried Haberd.
    »Ich habe ihn gestern abend mit einem anderen Auftrag losgeschickt«, erwiderte Brand und suchte derweil den Himmel im Süden nach seinem Tier ab. Dann murmelte er erbittert: »Unser Lord, dieser Narr… er sendet Himmelsgleiter aus, um seiner Geliebten Briefe zu überbringen.«
    Das wußte Averan längst. Vor Jahren war sie oft mit Briefen und Rosen ihres Lords Haberd zu Lady Chetham in
    Arrowshire aufgebrochen. Im Gegenzug hatte die Dame ihr Briefe mit Locken ihres Haares oder einem wohlriechenden parfümierten Taschentuch mitgegeben. Lord Haberd war offenbar der Ansicht, seine ehebrecherische Affäre ließe sich leichter verheimlichen, wenn er anstelle seiner älteren Soldaten Kinder als Boten einsetzte.
    Die fruchtbaren Ebenen im Osten lagen unter einem Schleier morgendlichen Nebels, der sich blaßgolden in den ersten Sonnenstrahlen färbte. Hie und da erhob sich ein Hügel wie eine smaragdgrüne Insel aus dem Dunst. Averan hielt zwischen den Tälern nach einem Anzeichen des Graaks Ausschau. Dort trieb sich Ledernacken sicher herum und suchte etwas Langsames und Fettes zum Fressen.
    »Wie bald werden die Greifer hiersein?« fragte sie.
    »In zwei Stunden«, antwortete Brand. »Allerspätestens.«
    Wohl kaum Zeit genug, um alles zur Verteidigung
    bereitzumachen. Wenn Lord Haberd in der nächsten Festung um Hilfe bat, dauerte dies einen Tag, selbst für Ritter auf Kraftpferden. Averan überlegte, ob die Männer hier so lange würden durchhalten können.
    Brand legte die Hände an den Mund und rief erneut. In der Ferne sah Averan einen Punkt mit Flügeln aus dem Nebel auftauchen, hellbraune Haut, die im morgendlichen Licht zu gleißen schien. Ledernacken hatte den Ruf erhört.
    »Ledernacken ist alt«, erklärte Brand. »Du wirst häufig haltmachen und ihn ausruhen lassen müssen.«
    Averan nickte.
    »Flieg über die Wälder im Norden, dann quer über die Hügel zu den Trostbergen. Es sind nur zweihundertvierzig Meilen – nicht sehr viel. Bis Einbruch der Dunkelheit kannst du Carris erreichen.«
    »Werden mich die Pausen nicht zu sehr aufhalten?« fragte Averan. »Vielleicht sollte ich

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