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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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seinen Schlag so, daß er der grünen Frau den Kopf abschlagen würde.
    Genau als die grüne Frau Baron Poll erreichte, ließ er die Klinge mit einem mächtigen Aufschrei kreisen.
    Roland legte sein ganzes Gewicht in diesen Hieb, senkte das Schwert auf den Nacken der Frau und hatte das Gefühl, als hätte er mit der Klinge auf Stein getroffen. Die Klinge prallte scheppernd von ihrem Hals ab und schlug Roland gegen das linke Handgelenk.
    Er fühlte einen stechenden Schmerz, und zurück blieb sein pochender Schwertarm.
    Dann hatte die grüne Frau Baron Poll gepackt. Er war – zu überrascht, um auszuholen – rücklings zu Boden gestürzt, und sie hockte auf ihm und hielt den Griff seiner Axt umklammert.
    Angestrengt versuchte Baron Poll die Klinge von einer Seite auf die andere zu reißen, doch selbst mit seinen Gaben der Muskelkraft konnte er sie kaum bewegen.
    Sie hielt die Axt fest und betrachtete sie. Sie schnupperte am Blut des Graak, leckte probeweise am verkusteten Blut auf der Klinge.
    Das kleine Mädchen weinte noch immer.
    Der Puls dröhnte Roland pochend in den Ohren, und die Brust unter seiner Jacke war schweißnaß.
    Ganz offensichtlich verlangte es die grüne Frau nach Blut wie ein Ertrinkender nach seinem nächsten Atemzug.
    »Bei den Mächten, schaff sie von mir runter!« rief Baron Poll keuchend vor Entsetzen. Er hielt die Axt umklammert und versuchte sie loszureißen, als die grüne Frau begann, die Klinge abzuschlecken.
    Roland hatte noch nie etwas Vergleichbares gesehen, hatte noch nie von einem Wesen wie dieser grünen Frau gehört. Es mußte sich um ein Geschöpf handeln, das jemand beschworen hatte, vielleicht eines dieser grausamen Ungeheuer, die aus dem Jenseits hergelockt wurden. Aus einer Reihe kleiner Wunden floß dunkelgrünes Blut. Grün wie grüne Flammen, überlegte er.
    Ganz in der Nähe wimmerte noch immer die
    Himmelsgleiterin des Königs. Roland rief ihr zu:
    »Verschwinde von hier, Kind. Geh langsam. Renne nicht.« Er selbst entfernte sich ebenfalls rückwärts, denn er wußte, daß er Baron Poll nicht würde beistehen können.
    Die grüne Frau hörte auf, die Axtklinge abzulecken, drehte sich und betrachtete Roland, dann wiederholte sie mit sanfter Stimme seine Worte, wobei sie Tonfall und Intonation genau nachahmte: »Verschwinde von hier, Kind. Geh langsam.
    Renne nicht.«
    Roland war unsicher, ob dieses Ungeheuer ihm einen Befehl erteilen wollte oder ihn lediglich wiederholte. Er trat einen Schritt zurück, seine Schritte raschelten im trocknen braunen Gras. Unter seiner Ferse knackte ein Zweig.
    Die Frau leckte die Axtklinge ab und brüllte Baron Poll an:
    »Ich bin es, auf den du es abgesehen hast. Ich bin es, den du willst. Riechst du das Blut? Willst du etwas davon? Dann komm und hol es dir.«
    Baron Poll verfolgte nickend, wie sie die Klinge sauberleckte, und überließ ihr die Axt. »Blut«, flüsterte er, »Blut.«
    Die grüne Frau hörte auf zu lecken und starrte ihn an.
    »Blut«, wiederholte sie und fuhr mit der Zunge über die Klinge, »Blut.«
    Roland war mittlerweile ein Dutzend Schritte zurückgewichen und überlegte, ob er davonlaufen sollte. Er wußte, daß man vor einem Hund oder einem Bären niemals fortlaufen durfte. Die Bewegung der Beine lockte diese Tiere bloß an. Er beschloß, es sei vernünftiger, auch vor der grünen Frau nicht davonzurennen.
    Langsam trat er weiter zurück und drehte sich schließlich um. Kaum einen Herzschlag später stürzte sich die grüne Frau auf ihn und packte ihn von hinten.
    »Blut!« stieß sie hervor, und wuchtete ihn in die Höhe. Sie beschnupperte sein Handgelenk, wo er sich nur Augenblicke zuvor gekratzt hatte, und sog den Duft des Blutes tief in sich ein.
    »Nein!« schrie er, als sie ihn absetzte und ihn mit einem Stoß zur Seite wälzte. Erde drang ihm in den Mund, und er roch den bitteren Duft wilder Karotten und den wohlriechenden Schimmel auf der wilden Gerste, die hier überall wuchs.
    Dann spürte er einen brennenden Schmerz, als ihm die grüne Frau eine lange Kralle ins Handgelenk bohrte. Er versuchte verzweifelt, ihr zu entkommen oder ihr ins Gesicht zu treten.
    Sie hielt ihn fest, fuhr ihm mit der Zunge über sein linkes Handgelenk und kostete von seinem Lebensblut.
    Er trat ihr in die Knöchel. Obwohl sie feingliedrig wie eine Tänzerin wirkte, schien jeder Muskel in diesen Beinen aus Stahl zu bestehen. Seine Bemühungen waren zwecklos. Sie hielt ihn nur noch fester und zerquetschte ihm fast den Arm.
    Er

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