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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Kristalle waren, nach innen auf diesen gewaltigen Stein zeigend, um ihn herum angeordnet, und der Zauberer hatte magische Runen in die Erde rings um die gesamte Gruppe gezeichnet. Die Kristalle und der riesige, geschliffene Achat erglühten in ihrem eigenen Licht.
    Binnesman stand auf seinen Stab gestützt neben dem
    Arrangement und blickte, eine Szene verfolgend, unverwandt auf den leuchtenden Stein. Darauf konnte Iome die Abbildung von vier Rauch, Asche und Feuer speienden Bergen erkennen.
    In der Ferne hörte man Donner grollen, der den Boden unter ihr erzittern ließ. Der Stein zeigte das Bild von mehreren ausbrechenden Vulkanen.
    Das zumindest dachte sie zuerst. Denn dies waren keine gewöhnlichen Vulkane, sondern es handelte sich bloß um kleine Felskuppeln, aus denen Lava wie Wasser hervorsprudelte und Greifer zu Zehntausenden aus dem Erdboden ringsum krochen.
    Auch übertrug der Seherstein nicht nur das Bild, sondern Iome merkte, daß der Geruch von Schwefel und Asche in der Luft davon ausging, zudem strahlte er eine Wärme aus, die den Raum wie einen Backofen erhitzte. Tatsächlich konnte sie alles genauso riechen, fühlen und hören, als betrachtete sie die Vulkane aus großer Ferne.
    Iome war jedoch noch nie zu Ohren gekommen, daß
    Binnesman sich mit Sehersteinen beschäftigte. Tatsächlich hatte er dies sogar ausdrücklich abgestritten, als Raj Ahten ihn darauf angesprochen hatte.
    Staunend starrte Iome auf das Bild im Stein.
    »Greifer sind in Nord-Crowthen an die Erdoberfläche gelangt«, stellte der Zauberer nüchtern fest. »Andere gelangen weiter südlich an die Oberfläche, parallel zu den Alcair-Bergen. Euer Bergfried Haberd ist gefallen. Raj Ahtens Verteidigungsanlagen in Kartish ergeht es zur Zeit nicht besser.«
    Noch während er dies sagte, erzitterte die gesamte Burg Sylvarresta unter einem Erdstoß. Zuerst dachte Iome, es sei eine Nachwirkung der auf dem Boden ausgelegten Sehersteine, doch der Zauberer blickte besorgt an den Mauern der Burg hoch. »Es ist nur ein kleines Beben«, erklärte der Zauberer. »Die Erde leidet.«
    Iome warf einen Blick auf das Dayspaar, das in einer dunklen Ecke hinter ihr Zuflucht gesucht hatte. Ihre Gedanken waren mit denen ihrer Gefährten verbunden, daher wußten sie mehr über die Geschicke der Erde als jeder andere in diesem Raum, Zauberer Binnesman eingeschlossen. Was sie sah, bereitete ihr Sorgen. Gaborns Days starrte voller Grauen offenen Mundes auf die Szene, sein Gesicht war angstverzerrt.
    »Was denkt sich Raj Ahten nur, mich zu dieser Zeit
    anzugreifen?« wollte Gaborn wissen. »Weiß er überhaupt von der Gefahr?«
    »Ich bezweifle, daß er das Unheil bereits erkannt hat«, antwortete der Zauberer. »Nachdem was ich zuletzt gesehen habe, sind seine Truppen auf dem Weg nach Carris, wie es scheint. Zumindest vor ein paar Stunden noch.«
    »Wo stehen sie jetzt?« fragte Gaborn.
    Binnesman senkte den Kopf und schloß die Augen, als sei er zu abgespannt, um fortzufahren. Seit er seinen Wylde erweckt und wieder verloren hatte, machte ihm seine Erschöpfung zu schaffen. »Es war ein langer Tag. Aber ich werde es versuchen.«
    Der Zauberer legte die Hände auf den Lehmboden und rieb sich frische Erde auf die Handflächen und ins Gesicht. Dann nahm er ein paar Kristalle, schob sie am Rand des Sehersteins hin und her, zog einige zurück, verschob andere nach rechts oder links. Sein Gesicht erstarrte vor Konzentration.
    Der Vorgang nahm mehrere Minuten in Anspruch, denn
    zuerst mußte der Zauberer Raj Ahtens Truppen orten, wie man sie von einem entfernten Berg aus erblicken würde, um sich dann zu besseren Aussichtspunkten vorzuarbeiten.
    Doch was Iome nach und nach zu sehen bekam, ließ ihr die Haare auf den Armen zu Berge stehen: Raj Ahtens Truppen hatten sich rings um eine kleine Stadt – einhundert Steinhäuser mit Binsendächern – zusammengezogen. Eine niedrige Steinmauer umgab die Siedlung, eine, über die ein Ritter auf einem Kraftpferd mit Leichtigkeit hinwegsetzen konnte.
    Auf den Mauern gab es keine Wachen, nirgendwo war das Bellen von Hunden zu hören. Es schien, als harrte der Ort ahnungslos der nahenden Bedrohung.
    »Ich kenne diesen Ort«, sagte Gaborn. »Das ist das Dorf Twynhaven.«
    Die Frowth-Riesen in Raj Ahtens Armee hoben ihre
    Schnauzen und sogen gierig die Luft ein, als versuchten sie, die Witterung frischen Blutes einzufangen. Die Ritter im Gefolge hielten ihre Lanzen und Streitäxte bereit.
    Es waren jedoch Raj Ahtens Zauberer, die

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