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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Gefühl, das sie überkam, sobald sich Gaborn oder der Zauberer ihr näherten. Nur war es hier stärker. Unaufgefordert fiel ihr der Segensspruch ein, den sie in letzter Zeit so oft von Gaborn gehört hatte. »Möge die Erde dich verbergen. Möge die Erde dich heilen. Möge die Erde dich zu dem ihren machen.« Dieser Ort war ganz von Erde umgeben.
    »Gehen wir«, meinte Gaborn.
KAPITEL 12
Im Rat des Königs
    S
    ir Borenson brauchte Myrrima nur leicht zu rütteln, um sie aufzuwecken, dann berichtete er ihr die Neuigkeiten: Gaborn hatte um ihre Anwesenheit bei einer Ratsversammlung gebeten.
    »Bist du sicher, daß er mich in seinem Rat dabeihaben möchte?« fragte Myrrima mit verblüffter Miene. Sie war nach dem Abendessen heraufgekommen, um sich aufs Bett zu legen, und in ihren Kleidern eingeschlafen. Ein wenig steif setzte sie sich auf.
    »Bin ich«, versicherte ihr Borenson.
    »Wenn er wissen wollte, welche Herbstblumen sich im Großen Saal am besten machen«, sagte Myrrima, »könnte ich ihm bis zum Morgengrauen mit Rat und Tat zur Seite stehen.
    Aber von Krieg verstehe ich nichts.«
    »Gaborn mag dich«, sagte Borenson, selbst ein wenig ratlos.
    Natürlich verstand sie nichts von Kriegsführung, und er vermutete, Gaborn habe sie aus reiner Höflichkeit ihm gegenüber eingeladen, damit er mehr Zeit mit seiner Gemahlin verbringen konnte, ehe er nach Inkarra aufbrach.
    Doch dies wagte er ihr nicht zu erzählen, denn er fürchtete, dadurch könne er sie verletzen. »Hat er, als ihr euch kennengelernt habt, nicht gesagt, er möchte dich an seinem Hof? Er schätzt deine Meinung.«
    »Aber – ich komme mir vor wie ein Scharlatan.«
    »Dem König geht es ganz genauso«, wagte Borenson zu behaupten. »Vor einer Woche noch war seine größte Sorge, ob er, wenn er um Iomes Hand anhält, eine Feder in seinem Helmschmuck tragen soll oder nicht. Jetzt ist sein Vater tot, und er muß einen Krieg vorbereiten. Ich bin sicher, vor einer Woche noch hat sich Iome die meisten Gedanken darum gemacht, von welcher Farbe der Faden sein soll, den sie für ihre Stickerei benutzt, trotzdem wird sie ebenfalls am Rat teilnehmen.«
    Überrascht sagte Myrrima: »Das klingt, als hätte er jeden aus dem Königreich in seinen Rat berufen.«
    »Jeden nicht. Kanzler Rodderman und Jureem werden
    jedoch daran teilnehmen, genau wie Erin Connal, König Orwynne, Hauptmarschall Skalbairn und Lord Ingris von Lysle.« Myrrima stand auf, warf einen Blick in den Spiegel, runzelte nachdenklich die Stirn und kämmte sich die langen, dunklen Haare.
    Über die Rolle, die er selbst in dem Rat spielen sollte, war er sich nicht ganz im klaren. Seinem Gelöbnis nach war er jetzt ein Unabhängiger Ritter.
    Vor ein paar Tagen hatte Borenson sich zwei Wochen der Vorbereitung für die Reise nach Inkarra zugestanden. Er wollte sich von seiner Heimat und seiner Gemahlin verabschieden. Soviel Zeit, glaubte er, könne er sich leisten.
    Aber da war er noch davon ausgegangen, Raj Ahten würde heim nach Indhopal fliehen, um dort zu überwintern. Statt dessen strebte der Wolflord weiter nach Süden, ins Herz von Mystarria hinein, und gönnte Gaborn keine Ruhepause. Dieser saß nun in Heredon fest und war von seinem eigenen Reich und seinen Beratern abgeschnitten.
    Daher mochte Borenson nicht zu seiner Fahrt nach Inkarra aufbrechen. Nicht, solange sein Freund noch seines Rates bedurfte. Und so hatte der Unabhängige Ritter Borenson bis heute den Erdkönig nicht verlassen.
    Aber eins wußte er: Sobald Gaborn gen Süden reiten würde, nach Mystarria, würde er ebenfalls aufbrechen. Und nachdem er einmal Heredon und seiner Frau den Rücken zugekehrt hätte, würde er erst zurückkommen, wenn er seine Suche beendet hatte.
    Myrrima fragte: »Was ist mit dem Kräutersammler
    Binnesman? Wird er nicht am Rat teilnehmen?«
    »Er schläft«, antwortete Borenson, »und darf nicht gestört werden.« Von allen, die nicht am Rat teilnehmen, fand Borenson Binnesmans Fehlen am erstaunlichsten. Er hatte sich erboten, den Zauberer mit einem Stiefeltritt in die Rippen aus dem Bett zu jagen, doch Gaborn hatte ihm dies untersagt.
    »Was ist dann mit Prinz Celinor und den reichen Kaufleuten aus Lysle?«
    Borenson runzelte die Stirn. Während der vergangenen Stunden hatte jeder am Hof mitbekommen, daß die Kaufleute in der Stadt eingetroffen waren, ihr Lager aufgeschlagen und Gaborn anschließend gebeten hatten, zu ihren Zelten zu kommen und sie zu Erwählen, ganz so, als sei er irgendein Hausdiener,

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