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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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der einen Botengang zu erledigen hat, und nicht der Erdkönig.
    Borenson hätte sie allesamt zum Teufel gejagt, zu
    jedermanns Überraschung jedoch hatte Gaborn der Bitte stattgegeben und mehrere der hochmütigen Lords Erwählt.
    »Der König traut Celinor nicht recht«, antwortete Borenson,
    »und obwohl er Lord Ingris eingeladen hat, ist er der Ansicht, die Kaufleute seien kaum eine größere Hilfe als eine Schar Gänse.«
    Myrrima sagte: »Ich könnte mir vorstellen, daß inzwischen andere Lords im Lager eingetroffen sind. Was ist mit Nord-Crowthen oder Beldinook?«
    »Aus Nord-Crowthen haben wir noch keine Nachricht«, erklärte Borenson. »Der Eiserne König konnte Sylvarresta noch nie leiden, und es kann sein, daß ihm wie seinem Vetter, König Anders, der Erdkönig eher ein Ärgernis ist. Vielleicht steckt er auch selbst in Schwierigkeiten. Heute abend sind in Nord-Crowthen Greifer an die Erdoberfläche gelangt. Gaborn hat dem Eisernen König bereits Boten geschickt und seine Hilfe angeboten.
    Was Beldinook anbetrifft, König Lowicker ist gebrechlich…«
    Borenson wußte nicht, was er noch sagen sollte. Lowicker war stets ein Freund des Hauses Orden gewesen, doch Borenson traute dem Mann nicht recht. Ihm erschien es, als benutzte Lowicker seine Gebrechlichkeit stets dann als Ausrede, wenn ihm dies gelegen kam. Trotzdem wiederholte Borenson Gaborns Einschätzung der Lage wortgetreu. »Lowicker hat Raj Ahten die Erlaubnis erteilen müssen, auf dem Weg nach Mystarria durch sein Land zu marschieren. Kein Wunder, daß er keine Abgesandten geschickt hat.«
    Nachdem Myrrima ihr Haar ordentlich gekämmt hatte,
    stand sie noch einen Moment da und betrachtete ihr
    Spiegelbild im Schein der Kerze. Sie war wunderschön und begehrenswert.
    Borenson bot seiner Gemahlin die Hand und geleitete sie hinunter in den Großen Saal. Sie trafen Gaborn im Dunkeln mit dem Rücken zur Wand an einem Tisch sitzend an. Es gab weder Kerzen noch Lampen im Saal, kein Feuer im Kamin. Ein einziges Fenster war im Saal geöffnet, um ein wenig Sternenlicht hereinzulassen. Bei den übrigen waren die Läden verschlossen.
    In dieser Dunkelheit hatte König Orwynne links von Gaborn Platz genommen, und Iome saß ein Stück vom Tisch entfernt in Gaborns Rücken. Gleich rechts neben Gaborn saß der Geck Lord Ingris – ein in Würde alternder Kerl mit einem kastanienbraunen Filzdreispitz, an dem eine buntgefärbte Straußenfeder steckte, und seine Ringe und Ketten und Schnallen funkelten selbst in dem schwachen Licht. Neben ihm saß Jureem, der diesmal von Lord Ingris in der Verwegenheit seiner Kleidung noch übertroffen wurde.
    Gaborn machte Borenson ein Zeichen und forderte ihn auf, rechts von ihm Platz zu nehmen, gleich neben Jureem.
    Myrrima ging zur hinteren Wand, setzte sich neben Iome und ergriff die Hand der Königin. Borenson beobachtete seine Gemahlin einen Augenblick. Iome klammerte sich an Myrrima, als suche sie einen Halt. Das Gesicht der Königin war eingerahmt vom Licht der Sterne. An der Haltung ihres Kinns erkannte Borenson, wie sehr Iome sich ängstigte.
    Er wandte sich zu Gaborn und sah im kargen Licht den Glanz von Schweiß auf seiner Stirn, die Perlen, die sich an seinem Haaransatz gebildet hatten. Sie haben beide Angst, erkannte Borenson. Ein gewöhnlicher Rat würde dies mit Sicherheit nicht werden.
    Wenige Augenblicke später betrat Erin Connal den Saal und nahm an der Gaborn gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz, neben Kanzler Rodderman. Die Days standen an der Wand aufgereiht hinter ihnen.
    »Wir haben das ganze Lager nach Hauptmarschall Skalbairn abgesucht«, berichtete Rodderman, »es läßt sich jedoch keine Spur von ihm finden. Wie es scheint, ist er bereits aufgebrochen.«
    »Das hatte ich befürchtet«, sagte Gaborn.
    »Ihr habt ihm kaum eine andere Wahl gelassen«, entgegnete Borenson, der sich gar nicht erst Mühe gab, seinen
    herausfordernden Tonfall zu verbergen. Seiner Ansicht nach hatte Gaborn einen Fehler begangen, als er das Angebot des Hauptmarschalls zurückgewiesen hatte, und, bei den Mächten, wenn auch niemand sonst es jemals wagen sollte, den Erdkönig für seinen Fehler zu schelten, hatte er jedenfalls nicht die Absicht, mit seinen Gefühlen hinter dem Berg zu halten.
    »Sollen wir uns etwa hier im Dunkeln besprechen?« fragte Orwynne im Versuch, einen Streit abzuwenden.
    »Ganz recht«, erwiderte Gaborn. »Kein offenes Feuer. Sogar die Glut im Kamin habe ich von einem Diener löschen

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