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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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zupfte an seinem Spitzbart. »Die Tochter des Emirs von Owatt, aus Tuulistan. Sie liebt er am meisten, sie ist das Prachtstück seines Harems.«
    »Der Emir von Tuulistan hat den Ruf eines guten Mannes«, sagte Gaborn. »Gewiß besitzt seine Tochter ein wenig seiner Güte und seiner Stärke.«
    »Vielleicht«, sagte Jureem. »Aber gesehen habe ich sie noch nie. Hat eine Frau den Palast erst betreten, darf sie ihn nicht mehr verlassen.«
    »Raj Ahten ist ein eitler Mann«, sagte Iome. »Ich kann mir nur einen Grund vorstellen, weshalb er die Frauen in seinem Harem so versteckt hält: mit wie vielen Gaben der Anmut hat er seine Lieblingsfrau überhäuft?«
    Jureem dachte nach. »Eure Entscheidung ist sehr weise, meine Dame. Gewöhnlich gewährt er seinem Weib jedesmal eine Gabe der Anmut, wenn er ihr beiwohnt, so daß sie bei seinem nächsten Besuch noch schöner ist als in seiner Erinnerung. Saffira ist seit fünf Jahren seine Lieblingsfrau.
    Mittlerweile muß sie mehr als dreihundert Gaben besitzen.«
    Borenson lehnte sich verblüfft zurück. Eine Frau mit einem Dutzend Gaben der Anmut machte die Männer bereits schwindelig vor Verlangen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie eine Frau mit dreihundert solcher Gaben auf ihn wirken mochte. Das war vielleicht eine Chance.
    Trotzdem war ihm noch immer unbehaglich zumute. »Ich kann nicht glauben, daß bisher niemand auf die Idee gekommen ist, sie als Waffe zu benutzen.«
    »Ich war der vertrauteste Diener meines Lords«, erwiderte Jureem. »Es gehörte zu meiner Pflicht, die Konkubinen mit Schmuck und Gaben zu versorgen. Von zwei, drei anderen abgesehen, durfte niemand die Größe des Harems kennen.«
    Gaborn blickte die anderen unverwandt an. »Was meint Ihr?
    Ich schlage vor, wir senden Saffira eine Nachricht und lassen sie diese dann an Raj Ahten weitergeben.«
    »Es könnte gelingen«, erwiderte Jureem. »Dennoch wird er vermutlich auch ihren Rat nicht annehmen. Sie ist schließlich nur sein Weib.«
    Borenson zweifelte ebenfalls. In vielen Teilen Indhopals galt es als unmännlich, sich von Frauen beraten zu lassen.
    Etwas hoffnungsvoller sagte Iome: »Ja, es könnte gelingen.
    Binnesman hat erzählt, Raj Ahten sei verrückt geworden, weil er seiner eigenen Stimmgewalt zum Opfer gefallen ist. Saffira könntet ihr überreden.«
    »Was wäre, wenn ich ihr weitere eintausend Gaben der Anmut und der Stimmgewalt schenke?« fragte Gaborn. »Als Zeichen meines guten Willens, damit selbst Raj Ahten ihr nicht widerstehen kann?«
    »Es gibt in Obran Annektoren, die sich meisterlich auf die Übertragung solcher Gaben verstehen«, sagte Jureem.
    »Und wir verfügen über die nötigen Zwingeisen«, warf Kanzler Rodderman ein. »Es könnte jedoch ein, zwei Tage dauern, die Frauen aufzutreiben, die als Übereigner dienen sollen.«
    »Ich würde meine Anmut anbieten«, schlug Myrrima vor.
    Nervös warf sie Borenson einen Blick zu, da sie seine Reaktion fürchtete. Denn mit ihrer Schönheit hatte sie ihn schließlich überzeugt, sie zu heiraten. Nun erschien es ihr ungerecht, diese fortzugeben. Aber Borenson bewunderte sie nur für ihre Bereitschaft.
    »In Obran gibt es genug Frauen«, erklärte Jureem. »Raj Ahten hat zahlreiche Konkubinen, die allesamt Gaben der Anmut und der Stimmgewalt erhalten haben. Einige von ihnen haben sehr unter diesem langen Krieg gelitten. Sie hoffen ebenfalls auf Frieden, und ich vermute, viele von ihnen wären bereit, als Vektoren einzuspringen…«
    »Ihr geht damit ein großes Risiko ein«, gab König Orwynne zu bedenken. »Wir kennen diese Frau nicht und wissen nicht, welche Wirkung eine solche Machtfülle auf sie hat. Was, wenn sie sich gegen Euch stellt?«
    »Aber wäre es den Versuch nicht wert?« fragte Gaborn.
    Borenson wäre ein solches Risiko nicht eingegangen. Die Erfolgsaussichten waren zu gering.
    »Vielleicht«, stimmte Erin Connal zu. »Aber wir sollten mit der Vorsicht eines Rehs vorgehen. Ihr sagt, Ihr spürt die Aura einer großen Gefahr, die uns umgibt. Selbst wenn Ihr noch heute abend Reiter auf den Weg schickt, wird es Tage dauern, bis sie Indhopal erreichen…«
    »Nicht, wenn sie die richtigen Pferde haben«, widersprach Jureem. »Obran liegt in den nördlichen Provinzen, gleich südlich von Deyazz – kaum sechshundert Meilen von hier.«
    »Von Obran habe ich noch nie gehört«, wandte Borenson ein.
    »Aber wenn es tatsächlich so nahe liegt, könnte ich auf dem königlichen Roß und mit ein wenig Glück Fleeds über den Rabenpaß

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