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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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»Ihr habt recht.
    Wenn ich an der Spitze unserer Armeen marschiere, kann Raj Ahten mich nicht ignorieren. Ich reise gen Süden, und auch Fleeds wird zweitausend Zwingeisen erhalten.«
    Connal brummte erstaunt. Vermutlich hatten sie in ganzen fünf Jahren keine zweitausend Zwingeisen gesehen.
    Damit war die Zusammenkunft beendet. Die verschiedenen Lords schoben ihre Stühle vom Tisch zurück und erhoben sich.
    Gaborn griff in die Tasche seiner Weste, zog den Schlüssel für die Schatzkammer des Königs heraus und warf ihn Borenson zu.
    Jureem sagte zu Gaborn: »Mein Lord, dürfte ich vorschlagen, Ihr laßt ihn siebenhundert Gaben der Anmut und dreihundert der Stimmgewalt mitnehmen?«
    »Was immer er verlangt.«
    Borenson verließ den Saal und machte sich zur
    Schatzkammer im Bergfried der Übereigner auf. Myrrima lief ihm hinterher und erreichte ihn am Ausgang des Bergfrieds des Königs. Sie begleitete ihn entlang der Steinmauer ein paar Schritte lang, blieb sodann stehen und ergriff seine Hand.
    »Warte!« forderte sie ihn auf.
    Er blickte sie im Schein der Sterne an. Die Nacht war kühl, jedoch nicht wirklich kalt. Myrrima sah ihn mit Sorge in den Augen an. Selbst in diesem kargen Licht war sie wunderschön anzuschauen – der Schwung ihrer Hüfte, der Glanz ihres Haars.
    »Du wirst nicht zurückkommen, ja?«
    Borenson schüttelte den Kopf. »Nein. Carris liegt siebenhundert Meilen südlich von hier. Von dort bis zur Nordgrenze Inkarras bleiben mir nur noch dreihundert Meilen. Ich werde weiterziehen.«
    Sie betrachtete ihn eindringlich. »Wolltest du dich nicht einmal von mir verabschieden?«
    Borenson bemerkte nun, daß sie es ihm nicht so leicht gestalten wollte. Er hätte sie am liebsten in die Arme genommen und geküßt. Wie gern hätte er noch verweilt. Die Pflicht hingegen rief ihn zu einem anderen Ort, und ihr war er stets treu ergeben. »Ich habe nicht viel Zeit.«
    »Du hattest Zeit genug«, widersprach sie, »die ganze Woche.
    Warum bist du überhaupt noch in Heredon geblieben, wenn nicht, um dich zu verabschieden?«
    Natürlich hatte sie recht. Er hatte ihr Lebewohl sagen wollen, ihr und ganz Rofehavan, ja, vielleicht auch seinem Leben.
    Dennoch fehlte ihm die Kraft, die Worte auszusprechen.
    So küßte er sie zärtlich auf die Lippen und flüsterte: »Lebe wohl.«
    Während er sich abwenden wollte, packte sie ihn erneut am Arm. »Liebst du mich wirklich?«
    »Soweit ich weiß, wie das geht?« antwortete Borenson.
    »Warum hast du mir dann nicht beigewohnt? Du hast mich gewollt. Ich habe es dir an den Augen angesehen.«
    Dieses Thema hätte Borenson gern vermieden, dennoch antwortete er ihr so ehrlich wie möglich. »Weil ich es nicht riskieren wollte, dich zu schwängern…«
    »Willst du denn kein Kind von mir?«
    »… denn ein Kind auf die Welt zu bringen, erfordert es, sich gewissen Verantwortlichkeiten zu stellen…«
    »Und du glaubst, dazu seist du nicht bereit«, erwiderte Myrrima ein wenig zu laut.
    »Ich möchte lediglich nicht, daß jemand meinem Kind
    ›Bastard‹ hinterherruft, wenn ich sterben sollte!« erzürnte Borenson. »Oder ihn ›Sohn des Königsmörders‹ nennt!«
    Heiß schoß ihm das Blut ins Gesicht, und er zitterte vor Zorn.
    Aha, dachte er – und er fühlte sich fast so, als würde er sich von außen betrachten – wie die alten Wunden doch schmerzen können. Da war er wieder, der Königsmörder, der Greifertöter, der Wächter des Erdkönigs, einer der
    gefürchtetsten Krieger von Rofehavan – und das mit Recht.
    Und tief in ihm lief noch immer das Kind durch die Gassen auf der Insel Thwynn, während ihm andere Jungen
    Beleidigungen und Dreck und spitze Steine hinterherwarfen.
    Stets hatte Borenson den Drang verspürt, sich zu beweisen.
    Nur deshalb war er einer der mächtigsten Krieger seiner Zeit geworden. Und nun hatte er vor keinem anderen Mann der Welt mehr Angst.
    Doch der Gedanke, sein eigenes Kind könne verletzt werden, schmerzte ihn so unerträglich, als sei er selbst verletzt worden.
    Immer noch fürchtete er sich vor den kleinen Jungen.
    »Liebe mich!« verlangte Myrrima und zog ihn an sich.
    Borenson zeigte mit dem Finger auf ihr Gesicht und sagte entschlossen: »Verantwortung!«
    »Liebe mich!« flehte Myrrima.
    Borenson schüttelte ihre Hand von seinem Ärmel ab.
    »Verstehst du es denn nicht? Sollte ich fallen – und das ist wahrscheinlich –, so trägst du meinen Namen und erbst meinen Besitz…«
    »Ich habe hören sagen, du seist ein wollüstiger

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