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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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bestimmt kann ich nicht stillschweigend den Mord an unschuldigen Männern, Frauen und Kindern dulden, deren einziges Verbrechen darin besteht, Raj Ahten als Übereigner zu dienen. Ich werde mich ihm stellen, sollte sich dies als unvermeidlich erweisen, doch im Augenblick will ich ihn lediglich aufhalten – oder besser noch, ihn auf unsere Seite ziehen.«

»Ihr verdammter, weichherziger Narr«, fluchte König Orwynne und fuhr von seinem Stuhl auf. »Ich wußte, Ihr würdet genau das sagen!«
    »Ihr zweifelt an der Weisheit Eures Herrn?« fragte Jureem.
    König Orwynnes Züge verhärteten sich. »Vergebt mir, Euer Lordschaft«, sagte er, bemüht, seinen Zorn im Zaum zu halten.
    »Ihr dürft Raj Ahten nicht am Leben lassen. Das wäre mehr als unklug, es wäre töricht.«
    »Ich treffe diese Entscheidung nicht, weil sie besonders verschlagen wäre«, entgegnete Gaborn, »sondern aus
    moralischen Beweggründen.«
    Lord Ingris klang, als hätte er als einziger den Scherz hinter diesen Worten verstanden. »Ihr seid ein junger Mann voller edler Vorsätze, und Euch stehen die Erdkräfte zur Verfügung.
    Tatsächlich mögt Ihr hoffen, Raj Ahten auf unsere Seite zu ziehen – aber wenn ich mir die Frage erlauben darf: Wie wollt Ihr das vollbringen?«
    Gleichmütig antwortete Gaborn: »Bei Longmot sind mir vierzigtausend Zwingeisen in die Hände gefallen.«
    Vor Überraschung sprachlos fiel König Orwynne, Lord Ingris und Erin Connal die Kinnlade herunter.
    Gaborn fügte hinzu: »Fünftausend davon habe ich bereits eingesetzt, um die Reihen der Truppen von Heredon zu füllen und ihre Kavallerie wieder aufzubauen. Die verbleibenden genügen, um einer kleinen Armee reichlich Gaben zu gewährleisten – oder um einen einzigen Lord zu stärken, der danach so mächtig wäre wie Raj Ahten.
    Noch letzte Woche, nach der Schlacht bei Longmot, glaubte ich dies tun zu müssen – ein Lord zu werden, der Raj Ahten an Macht gleichkommt und ihn überwinden kann. Wie Ihr, wollte ich kämpfen.
    Aber es widerstrebt mir schon, den Wolflord nur als meinen Feind zu bezeichnen, obwohl er mein Volk überfallen hat. Ich werde ihm einen Waffenstillstand vorschlagen.«
    König Orwynne war verblüfft. »Er hat seinen Krieg bis zu uns getragen«, protestierte er, sich der Tatsache bewußt, daß er viel zu laut sprach. »Wir können nicht einfach vor ihm davonlaufen.«
    Jureem pflichtete ihm bei. »Er hat recht. Ich kenne Raj Ahten.
    Er wird keinen Waffenstillstand mit Euch schließen – es sei denn, Ihr tretet ihm persönlich eine Gabe ab. Er wird Eure Geistes-oder Muskelkraft wollen, etwas, das Euch zu einem solchen Krüppel macht, daß Ihr Euch nie wieder gegen ihn erheben könnt.«
    »Vielleicht«, meinte Gaborn. »Ich werde ihm den Vorschlag dennoch unterbreiten. Ich werde einen Boten mit folgenden Worten schicken: ›Obwohl ich meinen Vetter hasse, ist der Feind meines Vetters auch mein Feind.‹ Wenn ihn diese Nachricht erreicht, wird er vom Fall der Burg Haberd und vielleicht sogar von seinen eigenen Schwierigkeiten in Kartish gehört haben. Ich werde ihn an die Bedrohung durch die Greifer erinnern und ihn davon in Kenntnis setzen, daß ich jetzt durch Heirat sein Vetter bin. Um den Frieden zu besiegeln, werde ich ihm anstelle meiner Gabe zwanzigtausend Zwingeisen anbieten. Er weiß, daß ich ohne sie hilflos genug bin. Die Zwingeisen werde ich ihm allerdings nur unter der Bedingung überlassen, daß er sich einverstanden erklärt, aus Rofehavan abzuziehen.«
    Borenson fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    Vermutlich war Raj Ahten der Vernunft nicht zugänglich, aber zwanzigtausend Zwingeisen könnte er wohl kaum
    ausschlagen.
    »Auch andere Männer haben ihm bereits solche Vorschläge unterbreitet«, warnte Jureem. »Aber er wird nichts kaufen, was er glaubt, sich mit Gewalt verschaffen zu können. Meiner Meinung nach wird er sich die Botschaft gar nicht anhören.
    Möglicherweise tötet er sogar Euren Boten.«
    »Möglicherweise. Aber wenn ihm das Angebot nun von
    einem Angehörigen seines eigenen Volkes überbracht würde, von jemandem, den er liebt?« Er beugte sich nach rechts vor.
    »Jureem, letzte Woche habt Ihr mir erzählt, Raj Ahten halte in seinem Palast der Konkubinen in Obran Hunderte von Frauen verborgen. Ihr habt gesagt, kein Mann dürfe sie unter Androhung der Todesstrafe zu Gesicht bekommen. Welches ist seine Lieblingsfrau? Würde sie sich meine Bitte anhören?«
    »Ihr Name ist Saffira, mein Lord«, antwortete Jureem und

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