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Schattenherz

Schattenherz

Titel: Schattenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Alten Königs‹ übersetzen. Das klang, als müßte es sich um eine Provinzhauptstadt handeln. Trotzdem hatte er noch nie von dem vermaledeiten Ort gehört, zudem würden ihn Jureems Angaben nur bis zur nördlichen Grenze an der Großen Salzwüste führen, wo die muttayinischen Nomaden zu Hause waren.
    Jureem hatte ihm versichert, er werde einen Führer
    benötigen, der ihm den Standort des Palastes zeigt – einen, der selbst ein kleinerer Lord sein mußte. Borenson trug eine Standarte in seiner linken Hand – den grünen Wimpel des Waffenstillstands über dem Eber Sylvarrestas.
    Die Morgenluft war frisch und belebend. Seine Stute lief weit, bevor sie die nächste Ruhepause benötigte. Der Atem dampfte kalt aus Borensons Mund, und mit jedem Hufschlag seines Rosses klirrte seine Rüstung. Das Pferd betätigte seine Lungen wie ein Blasebalg. Die Straßen in dieser Gegend waren schmal und hatten ihre Tücken, wenn auch nicht wegen des Schlamms, wie sonst in Mystarria: Manchmal rollten Felsbrocken von den Hängen oben herab, und die kleinen hellbraunen Backenhörnchen, die man in dieser Region überall antraf, schienen die Gefahr nicht zu bemerken, die auf sie zukam, wenn sie das Donnern der Hufe auf dem harten, verkrusteten Boden hörten.
    Also jagte Borenson sein Roß mit einer Geschwindigkeit von bis zu fünfzig Meilen in der Stunde die Hänge hinunter.
    Die Landschaft unterhalb von ihm bestand aus einer
    ausgedehnten Savanne, in der man da und dort einen
    trostlosen, olivgrünen Baum fand. Wo der rote Lehm nicht durchschimmerte, standen sandfarbene Gräser. Ein einziger, breiter Fluß versah die Landschaft am Horizont mit einem Silberstreifen, an dessen Rändern Städte aus Zelten und Lehmhütten glitzerten. Längs des Wasserlaufs gab es Weizenfelder und Haine voller Orangen und Mandeln.
    Bislang war er noch an keinem Dorf vorbeigekommen. Die Bürger von Deyazz lebten ausschließlich entlang der großen Flüsse.
    Im Verlauf der Nacht war er durch die Berge geritten und auf überraschend wenig Hindernisse gestoßen.
    Des öfteren begegnete er kleineren Karawanen von Händlern auf dem Weg nach Norden. Es war jedoch zu spät für diese Jahreszeit, als daß ihre Geschäfte sie treiben mochten. Er konnte sich nur einen einzigen Grund denken, weshalb sie nach Norden zogen: Es waren Flüchtlinge aus Indhopal, die den Erdkönig sehen wollten.
    Einmal hatte er eine große Armee umgangen, die auf einem Bergpaß ihr Feldlager aufgeschlagen hatte. Obwohl er eine Fackel auf dem Pfahl seiner Standarte befestigt hatte, damit alle weithin sahen, daß er die Farben des Waffenstillstands trug, hatten ihn dreimal Meuchelmörder verfolgt.
    Doch Borenson ritt ein königliches Roß, eines, das diese Woche zwei weitere Gaben des Stoffwechsels und zwei der Sehkraft erhalten hatte, damit es selbst bei Sternenlicht flink dahinfliegen konnte. Er war seinen Verfolgern entkommen, und nur ein einziger an seiner Rüstung abgebrochener Pfeil deutete auf diese Schwierigkeiten hin.
    Doch selbst Borenson konnte den Zweifeln nicht entrinnen, die an ihm nagten. Während des ganzen Ritts hatte er über die Ratsversammlung nachdenken müssen, die am Abend zuvor abgehalten worden war.
    Ich vergeude meine Zeit mit diesem unsinnigen Auftrag, entschied Borenson. Es war viel zu spät, um einen Frieden zu erwirken.
    Besser, man kämpfte jetzt, überlegte er. Besser wäre man jetzt Langley, der unterwegs war, um sich Raj Ahtens Kopf zu holen, als um Waffenstillstand zu betteln. Raj Ahten gab vielleicht vor, den Frieden zu wollen, dabei verschob er die ganze Zeit über gleichzeitig seine Armeen von hier nach dort, um seinen nächsten Angriff vorzubereiten. Vielleicht ließe er sogar für einen Tag oder eine Woche ganz von der Sache ab.
    Doch was würde geschehen, nachdem die Greifer besiegt waren? Was dann? Der Wolflord würde sich berechtigt fühlen, seinen Kampf fortzuführen.
    Besser, man tötete ihn jetzt.
    Borenson stellte sich vor, er wäre Sir Langley und nähme die Gaben entgegen, die man für einen Kampf gegen Raj Ahten brauchte. Das wäre eine Ehre! Eine Ehre, zu der Borenson hätte gelangen können, hätte er sich getraut.
    Doch das hatte er nicht, und die Gründe dafür erfüllten ihn mit Furcht. Er hatte nicht gewagt, darum zu bitten, weil Myrrima nicht gewollt hatte, daß er sein Leben unnütz aufs Spiel setzt. Borensons Gefühle für sie wuchsen. Ungeachtet der Tatsache, daß er nicht bei ihr geschlafen hatte, wollte er sie nicht alleine

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