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Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
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holen. Das gleiche Spiel wie beim letzten Mal, Professor. Ich geh raus, Sie behalten das Lämpchen im Auge.«
    »Mach ich.«
    Sie tragen die Nav-Einheit in die Andockkammer, dann ging Rosemary in den hinteren Raum und zog sich an. Die Tür schloss sich, und kurz darauf leuchtete das Lämpchen grün auf. Jake wartete, bis er sie vorbeischweben sah. Die Halteleine sicher befestigt, die Nav-Einheit im Schlepp, hielt sie zielstrebig auf den Wraith zu, an den sie ihr Schiff heranmanövriert hatte.
    Dann holte er sich einen Kaffee. Er schmeckte viel, viel besser als das, was auf dem Marineschiff Gray Tiger als Kaffee durchging. Aber das sollte ihn wohl nicht überraschen. Schließlich befand er sich hier an Bord eines Schwarzmarkthändlers. Einmal auf den Beinen, öffnete er das Medkit und fand darin etwas gegen seine Kopfschmerzen.
    Der Gedanke an die Gray Tiger rief ihm seine Freunde in Erinnerung, die an Bord jenes Schiffes gestorben waren. Er fragte sich, ob er wohl je ohne dieses Gefühl von Schuld und Trauer an sie würde denken können.
    Eines Tages wirst du das. Wenn du erst einmal zur Gänze verstanden hast, wofür sie starben.
    Ich nehme nicht an, dass du mir das noch in diesem Jahrhundert erzählen wirst…
    Zamara lachte leise über seine Worte. Es gibt Dinge, die du vorher erfahren musst. Das habe ich dir ja schon mehrmals gesagt.
    Mit Vergnügen, solange du derweil auf Rosemary aufpasst.
    Natürlich.
    Jake nahm noch einen Schluck Kaffee, sah auf das grüne Lämpchen, lächelte und schloss die Augen.
     
    *
     
    Jake stand mit den anderen Templern zusammen, während ihr gefallener Bruder, ihr Anführer, ihr Freund seine letzte Reise antrat. Jake war kein junger Protoss, und dies war nicht der erste Freund, von dem er Abschied nehmen musste. Aber leichter wurde es nie.
    Zoranis war beliebt gewesen bei seinem Volk. Tausende waren zu dieser ehrwürdigen Feier gekommen, sie säumten die Straße des Gedenkens auf fast ganzer Länge. Die Straße des Gedenkens führte, sich über mehrere Kilometer windend, von der Provinzhauptstadt Antioch nach Westen und endete bei den Ruinen eines alten Tempels der Xel’naga. Über zerbrochene Stufen erreichte man eine flache Ebene mit einem Becken, in dem sich das Regenwasser sammeln konnte. Hier wurden die verehrten Toten rituell gebadet, für ihre Bestattung angekleidet und brachten dann die Dauer eines Tages unter der aufmerksamen Fürsorge ihrer Liebsten zu, damit Sonne, Mond und Sterne sie bescheinen konnten; danach wurden sie in der Erde zur ewigen Ruhe gebettet.
    Während das Ritual als solches sehr alt war und schon während des Äons des Haderns von jedem Stamm praktiziert worden war, gab es die Straße erst, seit die Protoss die Khala kannten und angenommen hatten. Die Straße des Gedenkens war ein greifbares Symbol für den Pfad des Aufstiegs. So wie alle Protoss in der Khala vereint waren, wurde nun allen Veteranen und namhaften Protoss, ganz gleich, welcher Kaste, die Ehre einer Reise auf der Straße des Gedenkens zuteil.
    Jake war Zeuge gewesen, wie Kunsthandwerker, Wissenschaftler, Templer und Angehörige des Konklaves auf einer Art schwebendem Podium liegend die Straße entlanggetragen wurden, ihre Körper von einem Stasisfeld mit einem Hologramm umhüllt.
    Doch dies war das erste Mal gewesen, da er den Leichnam eines hohen Templers begleitete, und er hoffte, dass es der letzte war.
    Zoranis war ehrenhaft im Kampf gefallen. Er gehörte nicht zu denen, die sich zurücklehnten und andere die Gefahren auf sich nehmen ließen, während er nur Entscheidungen traf. Dieser Wesenszug hatte ihn das Leben gekostet, aber die Schlacht wurde damit gewonnen – ebenso dank seiner Entscheidung, seinen Stellvertreter an seiner Seite kämpfen zu lassen.
    Der junge Protoss Adun war auf dem besten Wege zur lebenden Legende zu werden. Er hatte seit über acht Jahren an Zoranis’ Seite gekämpft. Nur wenige hatten im Kampf je einen eleganteren Krieger oder einen besseren Strategen gesehen. Einige hatten angedeutet, Adun sei im Laufe der vergangenen fünfzig Jahre die eigentlich treibende Kraft hinter den meisten von Zoranis’ Entscheidungen gewesen. Jake hoffte das sogar. Denn sollte es wahr sein, dann würden Zoranis’ herausragende Führungsqualitäten nicht mit ihm gestorben sein.
    Er bewegte sich gemessenen Schrittes, seine schwere, formelle Kleidung streifte über den Boden. Beiderseits der weiß gepflasterten Straße reihten sich die Trauernden. Sie standen niedergeschlagen

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