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Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
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da, zitterten, und ihre Haut war gesprenkelt – das unverkennbare Merkmal ihrer Trauer. Zoranis war nicht nur beliebt gewesen, man hatte ihn geliebt.
    In der Khala gab es nichts außer Herz, und die Herzen gingen heute über. Jake ließ Respekt, Bewunderung und Gram in sich strömen und sich von ihr umspielen und mengte seine eigene, tief empfundene Trauer hinzu.
    Neben ihm schritt Adun. Jung, dynamisch, konzentriert und kraftvoll, verkörperte er das Idealbild eines Templers. Als aktiver Krieger – Jake war zu alt, um noch am Kampf teilzunehmen, aber er verfügte über ausgezeichnete taktische Kenntnisse – trug Adun seine Rüstung, und sie strahlte golden im Sonnenlicht, das sich auf ihr spiegelte. Einen halben Kopf größer und etwas kräftiger als alle anderen Templer, war er von gebieterischem Charisma. Seine Trauer war ein heller, in Reinheit schimmernder Faden, der in die Khala eingewoben war. Adun hatte Zoranis beinahe wie einen älteren Bruder geliebt. Er betrauerte seinen Tod mehr als jeder andere Templer. Er sah zu Jake herüber, und ihre Blicke begegneten sich.
    Ach, mein alter Freund Vetraas, erklangen Aduns schmerzerfüllte Gedanken, ich bin froh, dass du an meiner Seite gehst. Deine Beherrschtheit gibt mir Kraft.
    In tiefer Trauer liegt keine Schande, sandte Jake zurück. Die Toten nicht zu betrauern, bedeutet, sie nicht zu ehren. Und wir müssen dankbar sein für ihr Leben.
    Das bin ich, Vetraas. Das bin ich.
    Sie brauchten fast einen Tag für die gesamte Wegstrecke. Bei Sonnenuntergang langten sie am Tempel an, und die Ehre, den Toten zu baden, ihn anzukleiden und bei ihm zu sitzen, fiel Jake, dem Berater von Zoranis, und Adun, Zoranis’ Protege, zu. Diese Tradition hatte einst dazu gedient, den Töten vor Aasfressern zu schützen. Heute wurde der Leichnam bis zum Augenblick der Beisetzung in Stasis konserviert, doch das Ritual, die Toten liebevoll zu schützen, hatte sich gehalten.
    Jake sah auf seinen alten Freund hinab. Statt in die Rüstung, in der er den größten Teil seines Lebens zugebracht hatte, nun in schlichte weiße Kleidung gewandet, machte Zoranis einen friedlichen Eindruck. Die Kleidung verbarg die furchtbaren Wunden, die sein Leben gefordert hatte. Die großen Augen waren geschlossen, seine Haut wirkte fast wie die eines Lebenden.
    Jake wünschte, er könnte noch einmal mit Zoranis sprechen, ihm sagen, wie gut er seinem Volk gedient hatte. Wie sehr man ihn vermissen würde. Stattdessen begnügte er sich damit, die Hände des Toten zu drücken und das traditionelle Lebwohl zu denken: »Und lara khar. Anht zagatir nas«, was so viel hieß wie: »Ruhe in Frieden. Die Götter behüten dich.«
    Die Nacht senkte sich über den letzten Tag von Zoranis’ Führerschaft. Bevor die Sonne aufging, würde es, wie es die Tradition verlangte, einen neuen Exekutor geben.
    Die Kaste der Templer war, wie jede andere Gruppe, deren Angehörige sterblich waren, nicht frei von Makeln, Streitigkeiten und gelegentlicher Korruption oder internen Querelen. Diesmal aber würden die Templer sich in jene Höhen aufschwingen, die zu erreichen sie, wie er wusste, fähig waren, die Höhen dessen, was Khas im Sinn gehabt hatte, als er die Khala erschuf. Es war einer unter ihnen, der all das verkörperte, was richtig und gut war an den Templern. Einer, den alle respektierten. Einer, der, wenn er die Wahl annahm, den Morgen als Exekutor willkommen heißen würde.
    Und es war sehr gut möglich, dass Adun selbst der Einzige war, der das nicht wusste.
     
    *
     
    Jake schlug die Augen auf, als er das leise Zischen vernahm, mit dem sich die Tür wie eine Irisblende öffnete. »Eine höchst erfolgreiches Unterfangen«, sagte Rosemary. »Können Sie mir mal kurz zur Hand gehen?«
    Er drehte sich um und sah sie neben der Tür stehen, hinter ihrein weiterer Nav-Rahmen. Sie trug noch ihren Anzug, der ihr unübersehbar zu groß war. Zu ihren Füßen stand ein offener Behälter, der mit verschiedenen Dingen gefüllt war, von denen Jake nicht ein Teil erkannte, und das bedauerte er nicht einmal. Vorsichtig ergriff er das Nav-System, ein Haufen aus Mikrochips, Platinen und Drähten, und holte es in die Hauptkabine.
    »Wir sind den Spürsender nicht nur los«, sagte sie, während sie den klobigen Anzug ablegte, »er wird außerdem jeden, der seinem Signal folgt, auf die Jagd nach einem Phantom schicken. Ich habe ihn so eingestellt, dass er Verfolger hierher lotsen wird. Wir sollten uns aber schnell zurückziehen, sobald ich

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