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Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
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sich die Barrieren zwischen den Menschen auf.«
    »Eine Gedankenverschmelzung?«
    Starke überlegte. »Ja, das auch, aber das war beinahe zweitrangig. Ich kann meine Gedanken mit Ihren verknüpfen. Ich kann Ihre Gedanken lesen. Theoretisch ist es kein allzu großer Schritt, einen dritten in diesen Verbund aufzunehmen. Wir sind zwar nichtin der Lage dazu, noch nicht, aber ich zweifle nicht daran, dass Ihr Vater und andere bereits fleißig daran arbeiten.«
    Valerian lächelte trocken. »Daran zweifle ich auch nicht im Geringsten.«
    »Aber in diesem Fall war es mehr als nur das. Sir, ich fürchte, Sie werden glauben, ich sei melodramatisch, wenn ich sage, es fühlte sich weniger nach einer Gedankenverschmelzung an als vielmehr wie eine Verbindung von… Seelen. «
    Starke sprach leise, seine angenehme Stimme verlieh den Worten zusätzliche Resonanz.
    Auf Valerians Armen richteten sich die Härchen auf. »Nein, Devon. Ich glaube nicht, dass Sie melodramatisch sind. Aber fahren Sie doch bitte fort… die Sache ist faszinierend.«
    Starke nickte. »Ich erfuhr die Gedanken und die Gefühle von jeder Person auf allen sechs unserer Schiffe und im gesamten Anwesen. Ich… es war, als sei ich jeder von ihnen. Alle zusammen, alle zugleich.«
    »Alle? Inklusive Rosemary und Jake?«
    Devon machte ein ärgerliches Gesicht. »Ja. Aber ich fürchte, es gelang mir nicht, mich so stark auf Ramsey zu konzentrieren, wie ich es eigentlich hätte tun sollen. Ich wurde überrascht und von der ganzen Sache überrumpelt. Ich kann mir kaum vorstellen, wie dieses Erlebnis für Nichttelepathen gewesen sein muss. Sir, ich spürte ihre Ängste und ihre Hoffnungen, kannte ihre Sorgen und Geheimnisse. Ich verwandelte mich fast in sie.«
    An dieser Stelle zögerte er. Doch dann fügte er noch hinzu: »Und… sie verwandelten sich in mich.«
    Valerian hob eine blonde Braue. »Aha. Dann weiß Ramsey jetzt also, dass ich einen Ghost auf ihn angesetzt habe.«
    »Wenn er es nicht ohnehin schon vermutet hat, dann ja, Sir, ich nehme an, er weiß es. Unser einziger Trost besteht darin, dass es Ramsey vielleicht nicht so angenehm ist, diese Informationen insich zu tragen, wie es ihm eigentlich sein sollte. Ich selbst kann Ihnen nicht mit Bestimmtheit sagen, woran ich mich erinnere, und ich wurde von Kindesbeinen an für solche Dinge geschult.«
    Valerian nickte bedächtig, nachdenklich. »Und Sie glauben, dahinter steckte eine Verzögerungstaktik? Hinter diesem… Psi-Ausbruch?«
    Starke antwortete nicht gleich. »Ja. Aber es war mehr als nur das. Es war… Verzeihen Sie, Sir, aber es war wunderbar. Zutiefst bewegend. Wenn wir alle in diesem Zustand bleiben könnten, wirklich und auf Dauer… dann gäbe es für die Existenz von Imperien keinen Bedarf mehr.«
    Obgleich es verständlich, sogar zu erwarten war, dass Starke gegen Mengsk murrte, nachdem er dem Tod aufgrund eines Befehls von Valerians Vater so nahe gekommen war, hatte der Ghost derlei Gefühlsregungen doch nie zum Ausdruck gebracht. Er wusste, dass sein Arbeitgeber mit denselben Problemen rang wie alle Kinder großer Eltern: Wie sollten sie aus deren Schatten treten, ohne ihnen ein Messer in den Rücken zu rammen?
    Er wusste, dass Valerians Interessen weniger dem Erobern als vielmehr der kulturellen Entwicklung galten. Daher überraschte es Valerian, auch nur diesen leisen Tadel aus Devons Mund zu vernehmen.
    Valerian erkannte, dass es richtig gewesen war, seinem Vater nichts von Jake zu sagen. Was Jake zustande gebracht hatte, war womöglich die stärkste mentale und emotionale Erfahrung, die die Menschheit je gemacht hatte. Und Arcturus Mengsk, so auf sein Ziel fixiert, dass er kaum etwas anderes sah, würde diese Fähigkeit als Waffe betrachten. Er würde sie einsetzen wollen, um Frieden zu schaffen, ja – aber nur zu seinen Bedingungen.
    »Wenn Sie Zeit haben, bitte ich Sie, alles niederzuschreiben, woran Sie sich erinnern können«, sagte Valerian. »Aber zunächst müssen wir Jake und Rosemary finden.«
     
    KAPITEL VIER
     
    Rosemarys Finger huschten über die Konsole und gaben, kaum dass sie im Normalraum materialisiert waren, die Koordinaten ein. Sie lehnte sich zurück, streckte sich, und endlich schien ihre Wut so weit verraucht zu sein, dass sie bereit war, Jake und Zamara zu verraten, wohin sie unterwegs waren.
    »Wir müssen das Navigationssystem ersetzen und ein paar andere Teile, die beim Sprung beschädigt wurden. Das ist nicht so schwierig, wie es sich vielleicht anhört, weil

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