Schattenjäger
Gehirn tobten, sie daran, auf diese Informationen direkt zuzugreifen. Aber die organischen Chemikalien, die sein Gehirn modifizierten, würden dafür sorgen, dass sich dieser Sturm in seinem Kopf legte.
Nicht ganz, aber etwas. Sie war vertraut damit, was eine übermäßige Benutzung eines Psi-Schirms bei einem Menschen anrichtete. Man hatte es ihr während ihrer Ausbildung sehr anschaulich demonstriert. Sie hatte gesehen, wie der Kandidat die Beherrschung verlor, die Rage, die Gerissenheit, die Paranoia. Sie hatte gezittert, als ihre Ausbilder zugelassen hatten, dass der arme, geistig zerstörte Ghost sich gegen die Gummiwände geworfen und Verwünschungen geschrien hatte.
Weil er kein Psi war, war Ethan weniger verletzt worden. Dennoch hatte er Schaden genommen. War vielleicht ein kleines bisschen verrückt geworden.
Doch damit konnte sie arbeiten.
Sie hatte ihn, in gewisser Weise, erschaffen – im Moment war er hilflos, litt Höllenqualen, und sein Überleben hing ganz von ihr ab. Sie hatte schon andere durch diesen Prozess gezwungen, es war eine empirische Methode, man lernte aus jedem Fehlschlag und Erfolg. Ethan würde, so hoffte sie, der Höhepunkt all dessen sein, was sie aus diesen Experimenten gelernt hatte. Wenn alles so lief, wie sie es erwartete, würde aus ihm etwas Großartiges werden, wenn auch natürlich nichts so Perfektes wie sie selbst. Sie hatte nicht die Absicht, sich einen Rivalen heranzuziehen, sondern hoffte, sich einen Verbündeten zu erschaffen, einen General, einen Krieger.
Einen… Gemahl.
*
Es blieb keine Zeit, die Schutzanzüge anzulegen. Es blieb keine Zeit für irgendetwas anderes, als den Schalter zu drücken, zuzusehen, wie sich das Schott öffnete, und aus nächster Nähe auf die beiden vierbeinigen Monstrositäten zu schießen, die sich ihnen entgegenwarfen. Zertrümmerte Chitinteile, Blut und Fleischfetzen spritzten durch den Frachtraum, spritzten auf Rosemary und Jake.
»Halte sie uns vom Leib!«, schrie Rosemary Jake zu. Er gehorchte, sein und Zamaras Wille stimmten ganz und gar überein. Er war wie betäubt vor Schrecken, hielt das Gewehr aber nach vorne gerichtet und umklammerte es so fest, dass seine Hände sich verkrampften.
Ein weiterer, kleinerer Zerg stürzte sich auf ihn, mit schnappenden Mandibeln und wie verrückt klappernd, die glänzend schwarzen Augen auf ihn fixiert. Er krabbelte ohne zu zögern über die noch zuckenden Leiber seiner sterbenden Artgenossen. Jake richtete die Waffe auf die Kreatur und schoss sie zu Brei, sich nur zu bewusst, dass da draußen noch mehr sein würden. Verzweifelt versuchte er sich in Erinnerung zu rufen, was er über Zerg wusste. Es war nicht viel dabei, was ihm weiterhalf.
Rosemary stürmte zu den Spinden und kam mit einer Handvoll runder Gegenstände zurück. »Runter!«, schrie sie, während sie einen davon in Richtung der Tür schleuderte.
Jake ließ sich fallen, kam auf der Seite zum Liegen, das Gewehr immer noch umklammernd und immer noch feuernd. Das dritte Ding war tot. Ein enormer, faulig stinkender Haufen türmte sich auf. Die Lache aus zähem Blut rann auf ihn zu.
»Kopf schützen!«
Er tat es und hörte einen furchtbaren Knall. Stücke eines toten Zerg klatschten mit leise platschenden Geräuschen auf ihn. Der Gestank war widerlich, als die Flüssigkeit in seinem Hemd zu versickern begannen.
In ihm strahlte Zamara Ruhe in sein Gehirn und Nervensystem. Es half, ein bisschen jedenfalls. Für etwa eine Sekunde war die Tür frei von Zerg – von lebenden zumindest. Aber er konnte ihre schrecklichen Laute hören und wusste, dass sie da waren. Er stützte sich auf die Ellbogen und machte sich bereit, das Feuer von Neuem zu eröffnen. Und da schwärmten auch schon vier Zerglinge herein. Sie starben, wie die anderen gestorben waren. Jake begann Hoffnung zu schöpfen, dass sie diese Sache überleben könnten.
»Wie viele sind es?«, rief er Rosemary über das Gerassel und Geklirre hinweg zu.
»Keine Ahnung!«, gab sie zurück. Dann tat sie etwas, das völlig irrsinnig schien. Sie nahm einen Armvoll Granaten auf, jagte auf die Tür zu und sprang mit einem eleganten Satz hinaus.
» Rosemary! «
Sie war ihm nie schöner vorgekommen als in diesem Augenblick, als er plötzlich überzeugt war, sie zu verlieren. Sie stand da, mit beiden Füßen fest auf dem Boden Aiurs, Strähnen ihres kurzen schwarzen Haars klebten ihr im verschwitzten Gesicht, im Arm den handlich in faustgroße Granaten verpackten Tod, die sie
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