Schattenjäger
Laufe des Tages schlimmer. Der Verlust des Schiffes, das langsame Vorankommen und die stete Anspannung, ständig auf der Hut und bereit sein zu müssen, sich zur Wehr zu setzen, gegen Insekten und Schlangen am Boden sowie größerenAusführungen derselben, die sich jederzeit von oben auf sie herabstürzen konnten, laugten ihn aus.
Neben einem Wasserfall machten sie Rast. Unter anderen Umständen hätte das Naturschauspiel Jakes Aufmerksamkeit ob seiner Schönheit auf sich gelenkt, jetzt aber lockte es, weil es nass war. Rosemary scannte das Wasser mit dem Pig und befand, dass es trinkbar war. Jake soff regelrecht davon und schluckte dazu eine Handvoll Tabletten aus dem Medkit hinunter.
Rosemary beobachtete ihn. »Ich habe gehört, zwei haben dieselbe Wirkung wie sechs von diesen Dingern«, sagte sie.
»Nicht, wenn die Kopfschmerzen so schlimm sind«, brummte er. »Glauben Sie, wir können kurz hineinspringen? Mir ist so heiß.« Außerdem stank er nach Erbrochenem und Zerginnereien, und dieser Gestank wurde mit fortschreitender Zeit nicht besser. Rosemary blickte auf das Pig und nickte.
»Keine nennenswerten Wasserlebewesen. Ein paar kleinere Egel und so was, würde ich meinen –, aber wohl nichts zu Gefährliches.«
»Gott sei Dank.« Jake legte Stiefel, Rucksack und Waffe, ab, sonst nichts, dann watete er ins Wasser. Er hörte Rosemary leise lachen, und dann machte sie es ihm nach. Das Wasser war nicht kalt, aber es war kühler als die Luft um ihn herum, und er seufzte vor Wohlbehagen, während er seine verdreckte Kleidung schrubbte.
Dann spürte er eine kleine Hand auf seinem Kopf, die ihn mit überraschender Kraft nach unten drückte – und schon befand er sich unter Wasser.
Prustend tauchte er wieder auf. Rosemary grinste ihn an, und die Wasserschlacht begann. Es war ein gutes Gefühl, etwas Albernes und Verspieltes zu tun, das nichts zu tun hatte mit Todesgefahr oder Protoss und Geheimnissen. Jake hatte gerade mit der Hand ausgeholt, um Rosemary eine besonders große Ladung Wasserentgegenzuschaufeln, als ihn der Ausdruck auf ihrem Gesicht innehalten ließ.
»Verdammt!« Sie stürmte aus dem Wasser und über das schlüpfrige, matschige Ufer. Jake drehte sich um, er wollte sehen, was sie so aufgeregt hatte.
Ein kleiner Primat mit roten Streifen blickte von seinem gut zehn Meter hoch gelegenen Ausguck aus gelben Augen auf sie herunter. Erst freute Jake sich über den Anblick. Es handelte sich um einen Kwah-kai – das stand in der Khalanisprache für »Kleine Hände« –, und für einen Moment war Jake wieder Temlaa, der mit Savassan zusammensaß, ein ebensolches Tierchen betrachtete und über dessen Neugier und Possen schmunzelte.
Dann verging Jakes das Lächeln, denn in seinen kleinen Händen hielt der Khwah-kai das Pig.
Rosemary hatte sich eine Pistole geschnappt und drehte sich nun um, wollte schießen. Aber Kleine Hände war gewieft und schnell, und bevor sie auf ihn zielen konnte, hatte das Tier sie angeschnattert und das Weite gesucht – wobei es seine Beute fallen ließ, um alle vier Gliedmaßen nebst Schwanz zur Flucht nutzen zu können.
Das Pig fiel dem Boden entgegen, in Zeitlupe, wie es schien. Jake sah, wie Rosemary vorstürzte, um es aufzufangen, und wusste, dass sie zu spät kommen würde, wusste, dass das Gerät auf eine der knorrigen, moosbewachsenen Wurzeln und nicht auf weichen Boden treffen würde. Und als es das mit einem scharfen Knack! tat und Trümmer aus Metall und Plastik davonflogen und durch die wenigen Lichtstrahlen wirbelten, die durch das Laubdach zu ihnen herunter fanden, wurde Jake bewusst, dass er gerade mit ansah, wie auch ihre letzte Überlebenschance verging.
Rosemarys Flüche hätten selbst einen Marine beeindruckt. Sie scheuchten etliche Vögel auf, die flatternd die Flucht ergriffen. Jake stand im Wasser, und ihm war schlecht vor Entsetzen, während Rosemary die Teile des Pigs aufsammelte und für einen langen Moment betrachtete.
»Glauben Sie… das lässt sich reparieren?«
Sie antwortete nicht gleich. »Vielleicht. Wenn ich das geeignete Werkzeug hätte. Aber das habe ich nicht.« Jake stieg aus dem Wasser. Seine Kopfschmerzen waren wieder. Ja, zehnmal heftiger als zuvor.
Jacob… das Gerät ist zwar nützlich, aber ich weiß, wie man sich nach der Sonne und den Sternen orientiert. Und in einem gewissen Maß kann ich die Gegenwart der Zerg spüren. Müde informierte Jake Rosemary, was Zamara gesagt hatte. Sie nickte nur. Er brauchte ihre Gedanken nicht
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