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Schattenjäger

Schattenjäger

Titel: Schattenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Golden
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weiteren Schaden zufügen. Ich tue es nur ungern, aber ich muss.
    Das verstehe ich, erwiderte Jake. Also los.
    » Wer hätte das gedacht, dass wir ein solches Talent für Heimlichkeiten und Geheimhaltung haben « , sagte Jake in sarkastischem Ton zu Adun.
    Adun war in vielerlei Dingen bewandert, nur hatte er noch nicht genug erlebt, um einen solchen Sinn für Humor zu entwickeln, wie Jake es in den langen Jahren getan hatte. Und so nahm er etwas Anstoß an der Bemerkung. » Wir tun, was nötig ist « , sagte er. » Ich finde kein Vergnügen daran. Dies ist kein Spiel, Vetraas. «
    Nein, es war kein Spiel, doch wenn man es so betrachten wollte, weil das ganze Leben im Grunde nur ein Spiel war, dann ging es um den höchsten nur denkbaren Einsatz. Zunächst war das Konklave selbstzufrieden gewesen. Aber in letzter Zeit schien sich daran etwas geändert zu haben. Sie verlangten auf einmal mehr Beweise für die Hinrichtungen als nur Aufzeichnungen. Adun hatte sein Möglichstes getan, um sie bislang davon abzuhalten, einer Exekution persönlich beizuwohnen, aber früher oder später würden sie darauf bestehen, und dann wäre das » Spiel « aus.
    Oder nicht? Was Adun, Jake und die anderen Hochtempler mit den Flüchtlingen taten, war darauf ausgerichtet, ihnen beizubringen, wie sie sich mit verblüffender Wirksamkeit selbst tarnen konnten. Erst gestern hatte Jake, beinahe erschrocken, mit angesehen, wie Raszagal stolz ihre Fähigkeit demonstriert hatte, fast unsichtbar zu werden.
    » Du hast uns von den verhüllenden Schatten erzählt « , sagte sie zu Adun. » Wir haben fleißig gelernt, wie du es gesagt hattest. Und nun können wir das Licht brechen, um uns zu verstecken. «
    Raszagal mochte zwar die offensichtlich begabteste Schülerin sein, aber die anderen standen ihr kaum nach. Sie wussten, dass ihr Leben davon abhing, diese psionischen Fähigkeiten zu erlernen, und waren den Templern, insbesondere dem Exekutor, fast herzerweichend dankbar für ihre Rettung, und so lernten sie in erstaunlichem Tempo.
    Es bereitete Jake Sorge, wie schnell es voranging. » Wir brauchten Jahrzehnte, um auch nur zu lernen, unsere Herzen zur Gänze miteinander zu teilen « , sagte Jake zu Adun. » Du aber lernst im selben Maße, wie du lehrst, denn diese Fähigkeiten waren uns bis dato fremd. Vielleicht sollten wir es etwas langsamer angehen. «
    » Es gibt keine andere Wahl « , erklärte Adun. » Das Netz zieht sich bereits zusammen. Und weil sie vollkommen überzeugt sind, dass dies der richtige Weg ist, werden sie nicht nachgeben. «
    Jake teilte diese Befürchtung mit ihm.
    » Bald schon werden wir nicht mehr verhehlen können, was wir tun « , fuhr Adun fort. » Bis ich das Konklave überzeugen kann, dass es in dieser Angelegenheit die falsche Wahl getroffen hat, besteht der einzige Schutz der Dunklen Templer darin, sich so gut wie möglich zu verbergen. Es wäre so viel wirkungsvoller, wenn ich mich in der Khala mit ihnen verbinden könnte – aber wenn ich das könnte, wäre all dies ja gar nicht nötig. «
    Später sann Jake sorgenvoll darüber nach, dass die Ereignisse, die sich ergaben, unvermeidbar waren. Er und Adun hatten beide recht. Die sogenannten Dunklen Templer hatten in der Tat keinen anderen Schutz als diese psionischen Fähigkeiten. Aber sie versuchten zu viel in zu kurzer Zeit zu lernen.
    Jake sollte nie erfahren, was der unglückselige Dunkle Templer, der die Katastrophe auslöste, eigentlich im Sinn gehabt hatte. Denn natürlich war er nicht mit der Khala verbunden, und jeder seiner Artgenossen, die Tiere des Regenwalds und des Dschungels im meilenweiten Umkreis kamen in dem schrecklichen psionischen Sturm um, der entfesselt wurde.
    Sicher war nur, dass er oder sie zu viel zu früh versucht und eine psionische Rückkopplung ausgelöst hatte, in dem die heraufbeschworenen Mächte außer Kontrolle gerieten. Doch diese bedauernswerte Seele war nicht der oder die Einzige – andere Dunkle Templer gerieten offenbar in Panik, und die Schüler erzeugten mehr und immer mehr Stürme, waren aber nicht imstande, solche Kräfte ohne das Labsal, die Kontrolle und Disziplin der Khala zu beherrschen… und so wurden sie zu den ersten Opfern ihrer eigenen Unerfahrenheit.
     
    *
     
    »Ein psionischer Sturm?«
    »Dutzende«, sagte Zamara bitter und ernst. »Überall auf Aiur. Alle verursacht durch unerfahrene Dunkle Templer, die zu früh versuchten, zu viel Kraft aufzubieten. Stürme, die in ihrem Ausmaß verheerend waren – und

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