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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Überschnappen, und sie lächelte. Direkt unter ihrem Haaransatz, über und zwischen ihren Augen prangte ihr Zeichen: die drei Kreise, die schwarze Flamme und ein farbloser Glitzer, der das Siegel einer Großen Mutter darstellte.
    Ich räusperte mich. „Inez Germaine, wie ich annehme.“ Meine Stimme klang rau, heiser und allzu menschlich im Vergleich zu ihrer. Wie das Krächzen eines Raben nach einem lieblichen Gesang.
    Lass es, Jill. Sie ist eine verfluchte Sorrow-Gottesanbeterin! Die verspeist dich zum Frühstück, wenn du nicht aufpasst. Ich schenkte ihr mein strahlendstes Lächeln. Um an meinen geistigen Verteidigungsdämmen vorbeizukommen, musste sie sich schon ein bisschen mehr Mühe geben. Ich hatte so viele Exorzismen durchgestanden, dass ich mir nicht mal mehr sicher war, ob ich überhaupt etwas in mich eindringen lassen konnte, selbst wenn ich gewollt hätte.
    Aber ich ließ es nur ungern drauf ankommen. Sehr ungern.
    Sie senkte die Hand, und ein samtener Ärmel streichelte über meine Haut, als sie die Finger um meine linke Brust legte. Ich zwang meine Miene in eine steinerne Maske, während sie immer weiter lächelte. Ein äußerst liebenswürdiges Lächeln, das nicht zu ihrem eisernen Gesicht passen wollte. Sie bewegte den Daumen ein wenig. „Inez Germaine Ayasha, um präzise zu sein.“ Sie hielt inne, um mich ausgiebig zu begutachten, von Kopf bis Fuß. Wenn ich ein Problem mit Nacktheit gehabt hätte, hätte es sich spätestens jetzt bemerkbar gemacht. Aber mit einem Wer liiert zu sein, lässt Nacktheit in einem völlig neuen Licht erscheinen – einen ähnlichen Effekt hat eine Höllenbrut, die deinen Arm abschlabbert.
    Doch nun ließ sie von meiner Brust ab und ließ die Finger über meine Rippen streifen. Scharf sog ich die Luft ein. Nein!
    Sie streichelte meinen Bauch, fuhr über alte, hutzelige Narben und die ausgeprägten Muskeln, die das Zeugnis harten Trainings waren. Eigentlich war ich zu sehnig. Es bleibt nicht viel Platz für runde Kurven, wenn man andauernd nur von einem Höllenkampf zum nächsten hetzt und zwischendurch kaum genug Zeit findet, ausreichend Proteine zu sich zu nehmen, um nicht völlig vom Fleisch zu fallen.
    Manchmal fragte ich mich, ob es Saul lieber wäre, wenn ich ein paar Pfunde mehr auf den Hüften hätte. Ein wenig weiblicher wäre.
    Mit viel leichterem Druck streifte sie über mein Schamhaar. „Tranquille, enfante“, murmelte sie. Beinahe beruhigend, liebkosend. „Ein so feines Gefäß würde ich nie zerbrechen.“
    Dann glitten ihre Finger tiefer, und mein gesamter Körper verschluss sich. Ich verdrehte die Augen bis in den Kopf und verkroch mich in meinem eigenen kleinen, ruhigen Raum dort drinnen. Hier gab es nicht viel Platz, und es war dunkel und roch wie im Kleiderschrank eines Kindes, der mit Schuhen und Kuscheltieren vollgestopft war. Böse Dinge konnten noch so heftig gegen die Tür donnern, draußen konnten Männer brüllen und toben, doch hier drin war ich in Sicherheit.
    Hierhin hatte ich mich auch lange Zeit zurückgezogen, wenn Saul mich berührt hatte. Michail hatte mich mit der Hitzigkeit des Kampfes herausgeködert, doch Saul … er hatte es mit Zärtlichkeit geschafft.
    Mit unendlicher Geduld hatte er mich gelockt, Nacht für Nacht ein Stückchen weiter, hatte mich im Arm gehalten, während ich schluchzte. Hatte mir übers Haar gestreichelt, mir gut zugeredet, mir Mut gemacht. Bis mein Körper wieder mir selbst gehört hatte. Und damit – wie mit allem, das mir gehörte -konnte ich ihn auch wieder teilen.
    Aber nicht jetzt. Jetzt wollte ich nicht teilen. Ich wurde stocksteif, schwitzte und biss die Zähne so fest aufeinander, dass ich meinen Kiefer knirschen hörte, wie er eine Klage der Pein sang. Hinter meinen Augenlidern explodierten rote und schwarze Punkte, während sie zuerst mit einem, dann mit zwei Fingern in mich eindrang.
    Ich stieß einen rauen, leisen Laut aus. Metall klirrte, während ich versuchte, mich zu wehren, meinen Kopf gegen den Steinaltar hieb und auf einmal wusste, dass ich meinen Schädel so lange gegen den Fels schlagen würde, bis einer von uns nachgab, wenn sie nicht damit aufhörte.
    Mir schwante, dass es nicht der Altar sein würde.
    Endlich richtete sie ihre schwarzen Augen wieder auf mein Gesicht, zog die Finger aus mir heraus und streichelte abermals mit der flachen Hand meinen Bauch. „Du hättest in ein Haus hineingeboren werden sollen, Cherie“, sprach sie überaus liebenswürdig und fürsorglich. „Wir

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