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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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in meinen Hinterkopf und meinen Hals. Und die Innenseite meines Handgelenks tat weh, ein durchdringender Schmerz.
    Oh, Scheiße. Vielleicht war ich gar nicht tot.
    Val wollte nicht die Klappe halten. Warum machst du’s denn, Baby, hä? Doch nicht, um die Welt zu retten oder irgend so nen Dreck! Soll ich dir sagen, warum du das wirklich abziehst?
    Wieder wehrte ich mich gegen ihn. Ich kannte meine Gründe, ich brauchte niemanden, der mich daran erinnerte.
    Warum bist du Jägerin geworden, Kätzchen?, brüllte Saul. Manchmal stritten wir uns mit Feuereifer, und dabei hatte er mich schon ein oder zwei Mal gefragt, warum ich so scharf darauf war, mich immer in die denkbar schlimmsten Schwierigkeiten zu stürzen. Jäger haben keine Rentenversicherung -keiner überlebt lange genug, um je in Rente zu gehen. Ebenso wenig gibt es Vorgesetzte, denen wir Rechenschaft schuldig wären, auch wenn die Kirche vielen von uns die Ausbildung finanziert. Wenn ein Jäger den Job an den Nagel hängen will, dann tut ers einfach, verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Man wird nicht zum Jäger, weil man dazu gezwungen wird oder weil man sich auf eine Stellenanzeige hin meldet.
    Nein, jeder Jäger wählt aus freien Stücken, sein eigenes Leben in die Schusslinie zu bringen. Und jede Jagd ist aufs Neue eine freie Wahl, die man ganz bewusst trifft. Niemand würde es einem krummnehmen, wenn man aufhören wollte, einen Rückzieher machen, die Waffen strecken und davonlaufen würde. Genau genommen wäre das sogar das Vernünftigste, was man tun könnte – ein Bestandteil davon, einen Lehrling zu finden, ist es, den jeweiligen Kandidaten nach Kräften davon abzuhalten, dieses Training wirklich anfangen zu wollen.
    Wir alle haben selben Grund, Milaya. Wir wollen, dass die Schreie in den Träumen stumm werden. Wollen unsere Dämonen töten. Und diese Idioten nennen uns Helden! Das war wieder Michail. Warum um alles in der Welt hörte ich Stimmen? Ich konnte ihn sogar riechen, den Wodka, den er ausschwitzte, der Geruch von jemandem, der in einem anderen Klima, in fremdartiger Dunkelheit aufgewachsen war. Konnte seine Haare riechen, wenn er sich zu mir beugte, um meine Haltung zu korrigieren, während die Kupferamulette in seinem Haar fröhlich schepperten.
    Im Innern meines Kopfes wurde sein Bariton zu einem bloßen Flüstern. Nun ist Zeit gekommen, aufzuwachen, Milaya. Wach auf.
    Ich wollte aber nicht. Ich wollte mich weiter treiben lassen. Doch das Stechen in Fingern und Zehen nahm zu, als ob sie wieder zum Leben erwachen würden.
    Als ob ich wieder zum Leben erwachen würde.
    Wenn du nicht gleich aufstehst, Milaya, muss ich dich schlagen!
    Mit einem Mal war ich bei Bewusstsein, völlig klar und wach, denn wenn Michail mir drohte, meinte er es immer ernst. Als ich aufspringen wollte, klapperte Metall – und ich wurde grob an Hand- und Fußgelenken zurückgerissen. Mein Kopf prallte auf kalten Fels. Eine Weile sah ich tatsächlich Sternchen, kleine helle Lichtblitze.
    Scheiße. So eine Scheiße!
    Ich lag auf dem Rücken und unter mir war kühler Stein, der leicht gläsern wirkte wie Obsidian. Und man hatte mich an Händen und Füßen angekettet. Wie eine Jungfrau, die geopfert werden sollte, lag ich da.
    Also, wenn es das ist, was sie vorhaben, haben sie sich eindeutig das falsche Mädchen rausgesucht. Ein hysterisches kleines Lachen quälte sich halb erstickt aus meinem Hals, ich blinzelte und atmete Luft ein, die so frostig war, dass sie brannte. Dann sah ich mich um.
    Zuerst stemmte ich mich ein wenig gegen meine Fesseln, aber sie gaben kein bisschen nach. Sie waren aus mit Oreichalkos versetztem Titanium, genau das Richtige, um eine Jägerin in Schach zu halten, der die Hölle übermenschliche Kräfte gewährt hatte. Diese Ketten waren um einiges stabiler als gewöhnlich, und wahrscheinlich hatte man die Verankerungen bis tief in den Granitboden und den Beton darunter getrieben. Ich zog so lange an allen vieren, bis ich einsah, dass ich mich nicht herauswinden konnte. Ich hatte ohnehin keine großen Hoffnungen gehabt, aber manchmal machten sogar Sorrow einen Fehler.
    Aber nicht diese. Sie war ein ebenbürtiger Feind: clever, präzise, verschlagen und nicht gewillt, Risiken einzugehen. Pech gehabt. Die metallenen Riemen saßen auch zu fest, als dass ich eine Schulter aus dem Gelenk hätte kugeln können.
    Verflucht.
    Über mir erhob sich eine gewölbte Decke aus Beton, geriffelt und wunderschön, die Proportionen waren perfekt. Darin

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