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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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als Wirt für deinen kleinen Psycho-Arsch ei …“
    Der Schlag traf mich völlig unvorbereitet, drosch auf meine Wange, sodass mir der Schädel dröhnte und ich schon wieder die Vöglein zwitschern hörte. Dann glitten ihre Finger wieder zu meinen Brüsten und umspielten sie zärtlich, massierten meine Muskeln. Warmes Blut rann über mein Kinn, und ich drehte den Kopf, um sie anzublicken. „Du beschädigst die Ware, du Miststück“, spottete ich heiser.
    „Es genügt, wenn du noch ganz bist, Beschädigungen spielen keine Rolle. Denk mal darüber nach. Einer der Alten, die Summa der Negation, in einem menschlichen Körper – dem Körper einer Frau, fähig zur Erschaffung und zur Zerstörung. Und obendrein ein Körper, der durch das Mal einer Höllenbrut übermenschliche Kräfte erhalten hat und in dem eine Seele wohnt, die die Begabung zu Mord und Verwüstung der feinsten Art hat. Ist das nicht wundervoll? Du bist in der Tat ein würdiges Gefäß, und wenn du erst gefüllt bist, wird es genug Blutvergießen und Zerstörung geben, um die Welt wieder zu dem zu machen, was sie einst war. Durch dich werden die Großen Alten wieder zum Leben erwachen.“ Ihr Lächeln war so ruhig, schön und von klarem Verstand, dass es kaum zum Aushalten war. Von einem bloßen mulmigen Gefühl in meinem Bauch konnte jetzt ganz sicher keine Rede mehr sein.
    Der letzte atemlose Seufzer der betäubten Frau nahe der Tür war zu hören. Oh, Gott. Bitte, Gott. Lass das nicht zu!
    Dann folgte eine grauenhafte Pause, in der das Messer niederfuhr, um die Halsschlagader aufzuschlitzen – und schließlich das Geräusch von gluckerndem Blut, das gemeinsam mit allem Leben den Körper verließ.
    Die goldenen Symbole an der Decke wanden sich, als sie summend neue Energie durchfloss. „Versuchs noch mal, Schlampe“, flüsterte ich. „Ich bin eine Jägerin. Deine chaldäischen Bezirzungskünste schlagen bei mir nicht an.“
    „Eine Jägerin, die eben noch ein Dutzend Männer getötet hat.“ Inez Germaine strahlte übers ganze Gesicht. Wieder und wieder streichelte sie mich zärtlich, und mir verschlug es den Atem. Ihre Liebkosungen erinnerten mich an die von Saul, und das konnte nun wirklich nicht angehen! „Wie Schweine hast du sie abgestochen, Bebe. Du hast gehört, wie sie um Gnade winselten, aber du hast sie ignoriert. Du warst Richterin, Geschworene und Vollstreckerin in einer Person, du hast Gott gespielt.“
    Das ist gelogen! „Habe ich nicht.“
    „Hast du sie etwa nicht getötet?“
    „Sie waren deine Handlanger. In Jontes Fall aus freien Stücken. Manchmal auch, ohne es selbst zu begreifen. Aber in jedem Fall waren …“
    „Wir wissen alle, was du von Zuhältern hältst, Judith.“
    Schon wieder dieser Name, der Name einer Toten. Ich war wie vom Donner gerührt. Keine Frage, Belisa hatte nicht geschludert, als sie Michails private Akten durchwühlt hatte.
    Lass das, schalt mich die Stimme der Vernunft verzweifelt. Natürlich haben sie es herausgefunden. Aber du bist nicht mehr sie. Dieses Mädchen ist längst tot, und du warst es, die aus der Hölle zurückgekommen ist. Die Vergangenheit ist gestorben.
    Doch meine Worte klangen rauchig. „Die Rädchen greifen ineinander, Miststück. Wie am laufenden Band. Du bist vorhersehbar. Kommt noch so ein Versuch, mit deinen klebrigen Fingerchen in meinem Kopf rumzupfuschen? Bei dem hier hast du nämlich versagt.“
    „Pas necessaire.“ Sie strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als hätte sie die große Erfüllung gefunden. Abermals war raschelnder Samt zu hören und ein neues leises und orientierungsloses Seufzen. Das nächste Opfer. Die zweite Sequenz.
    Der Druck auf meiner Brust ließ nach. „Das Ritual wird fortgesetzt, Cherie Belle. Und wenn du erst dem Alten gegenüberstehst, der von dir Besitz ergreifen soll, werden wir sehen, wie viel dir dein Starrsinn nützt.“ Ein letztes Mal zwickte sie leicht in meine Brustwarze, dann war sie fort, rauschte in ihrer langen Robe davon. Die Kerzen gaben ein zischendes Geräusch von sich, dann hörte man ein weiteres Mal gurgelnde Laute, als sich dampfendes Blut ergoss. Der Gestank nach Kupfer wurde immer penetranter.
    Ich sah zur Decke, wo goldene Zeichen ihren herrschaftlichen Tanz vollführten, während dicker Golddraht immer neue Kanäle in den Beton grub, sich zu neuen Formen verbog und lautlos offene Rinnsäle schloss. Und sowie Inez Germaine das Rechteck um den Altar verlassen hatte, fing auch dessen goldene Umrandung an, sich zu bewegen

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