Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
und vor Sphärenenergie zu pulsieren.
    Wenn die zweite Opferphase ihr Ende erreicht hätte, würden die Pentagramme anfangen, sich zu drehen. In der dritten Phase würde Inez mit einem Wort die Todesenergie freisetzen, die sie ihren Opfern abgesaugt hatte und hinter ihren schwarzen Augen aufbewahrte. Ein chaldäisches Wort, das all die psychische Macht und die gesammelte Willenskraft des versammelten Sorrow-Schwarms in sich vereinte, würde die Neun Siegel und den dreifachen Kreis aufladen.
    Danach würde schließlich die letzte Sequenz beginnen, die ein Loch in die Realität reißen würde. Und ich mittendrin. Als leckerer kleiner Imbiss.
    Inez’ Stimme war weich und ohne jedes Mitleid, senkte sich in meinen Kopf hinab wie eine Bohne in die Ackerfurche. Bereit, sie sprießen zu lassen, die Saat des Zweifels. Wie Schweine hast du sie abgestochen, Bebe. Du hast gehört, wie sie um Gnade winselten, aber du hast sie ignoriert. Du warst Richter, Geschworene und Vollstreckerin in einer Person, du hast Gott gespielt.
    Und was hatte ich Saul gesagt? Ins Barrio hatte ich ihn geschickt, damit er nicht miterlebte, wozu ich fähig war. Was ich imstande war zu tun, wenn ich es für nötig hielt.
    Es war zum Verzweifeln. Hoffnungslos. Es gab keinen Ausweg mehr. Ich konnte nur noch beten.
    Halte Deinen Schild über mich. Mein Schwert möge Deine Kinder beschützen und Deine Gerechtigkeit auf Erden durchsetzen.
    Lass mich die Schwachen verteidigen und die Unschuldigen beschützen …
    Ich stockte, unter den Worten wallte Trotz auf, drängte das Gebet aus dem Weg. Die überlieferten Sätze erfüllten ihren Zweck, wenn ich mich darauf vorbereitete, Perry gegenüberzutreten. Aber jetzt klappte es nicht. Nicht jetzt. Lieber Gott, nicht jetzt, noch nicht! Ich wollte nicht auf diese Art sterben, nicht so – auf einen Altar gespannt wie in einem schlechten, muffigen Fantasy-Groschenroman.
    Ich würde sterben.
    Wut stieg in mir auf. Scheiß drauf, Julian Kismet. Scheiß auf sie alle. Du bist eine Jägerin, du hast einen Job zu erledigen und eine Stadt zu retten! Und jetzt lass dir gefälligst einfallen, wie du hier wieder rauskommst, du dummes Stück! Nicht mal Saul hast du erzählt, wo sie ihren Unterschlupf hat – wie blöd kann man eigentlich sein?! Aber wer weiß, ob Belisa Saul überhaupt am Leben gelassen hat.
    Noch einmal ein- und ausatmen, diesmal klappte es schon besser. Ruhiger, entspannter.
    Du bist nackt an einen Felsen gefesselt und gleich nebenan bringen sie ein Opfer nach dem anderen um. Und dann ist da noch diese Große Mutter, die vollkommen durchgeknallt ist. Und jeden Augenblick wird hier die Hölle los sein.
    Es funktionierte nicht. Ich wurde panisch, bäumte mich auf und schlug um mich, einmal, zweimal, die Ketten rasselten wie wild.
    Abermals hörte ich das Gluckern eines verschwendeten Lebens. Wahrscheinlich waren es die Frauen, die Inez als Reserve an diesem Ort gefangen gehalten hatte – in diesem Sorrow-Haus, das sie so prächtig in meiner Stadt verborgen hatte. So gut versteckt, dass ich absolut nichts davon bemerkt hatte -aber schließlich hatte ich seit Frühling keine freie Minute mehr gehabt, stimmt’s? So grässlich beschäftigt war ich gewesen.
    Ein rapider Anstieg von Gewalt und Verbrechen war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Sorrow Einzug hielten – aber hinterher ist man immer klüger, nicht wahr?
    Sie töteten Menschen. Bürger meiner Stadt. Meine Bürger.
    Aber warum sollte dich das kümmern? Du selbst hast letzte Nacht elf davon getötet. Keine zwölf, wie diese Schlampe behauptet – es sei denn, man zählt Perry mit, aber er ist kein Zuhälter, sondern Höllenbrut. Was in meinem persönlichen Pantheon des Bösen zwar auch nur eine Stufe besser ist, aber immerhin.
    Wieder diese Stimme, weich und verführerisch. Was geht es dich an, Jill? Warum sollte es dich interessierten, wie viele sterben werden?
    „Weil“, flüsterte ich und schottete mich gegen das Wispern der brennenden Kerzen und das plötzliche Zischen ab, als jemand erneut Weihrauch in eins der Kohlenfeuer warf. „… es meine Stadt ist. Meine Stadt.“
    Santa Luz war meine Stadt, und alle darin – vor allem alle, die eine gewisse Sorrow opfern wollte – standen unter meinem Schutz. Ich sorgte für Recht und Ordnung hier, verflucht noch mal, und wenn diese arrogante Schnepfe von einer Gottesanbeterin dachte, sie könnte einfach so mir nichts dir nichts schwangere Huren und Mafiabosse killen, dann hatte sie sich

Weitere Kostenlose Bücher