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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Monty kaute zurzeit mal wieder tonnenweise Tabletten gegen sein Sodbrennen. Er war derjenige, der mit der Presse klarkommen musste, die in Horden auftauchte und nach Erklärungen verlangte.
    Und ich stand vor Frust kurz vorm Explodieren.
    „Erzähl doch mal, wie alles angefangen hat“, sagte ich nun, und Robbie warf Saul einen hektischen Blick zu.
    „Willst du nicht reinkommen und was essen?“ Saul blickte mit hochgezogenen Schultern zu Boden. Er demonstrierte offenkundig Unterwerfung, ein beinahe schockierendes Bild, wenn man bedachte, wie viel größer und stärker er war.
    Ich hatte wohl ein besonders finsteres Gesicht aufgesetzt.
     
    „Schätze, Wuma hätte was dagegen, wenn ich so blutverschmiert bei ihr auftauche“, bemühte ich mich zu scherzen. Außerdem würde sie mir wahrscheinlich Glutamat ins Essen mischen, nur um mir ihr Missfallen deutlich zu machen.
    Seine Nasenflügel hoben sich. „Du stinkst.“
    „Danke. Ich hatte einen Zusammenstoß mit etwas Großem, Pelzigem, das aussieht wie ein Wer auf Steroiden und nebenbei zum Himmel stinkt.“ Ich beobachtete den Schluckspecht Robbie, der zu zittern anfing. „Entspann dich, Robbie. Ich werde dir nichts tun. Eigentlich bin ich sogar deine neue beste Freundin. Ich werde nämlich dafür sorgen, dass du am Leben bleibst.“
    „Wie ungeheuer nett von dir“, näselte Robbie leise. Sein dunkles Haar war fettig und er roch wie Schmalzkuchen. „Was zum Teufel ist überhaupt passiert?“
    Glaub mir, Zivilist, das willst du nicht wissen. „Wem hast du von neulich Nacht sonst noch erzählt?“
    Er schlotterte und starrte mich an, als sei ich ein Gespenst. „Ein paar Leuten. Scheiße, Mann, ich war froh, das Ganze überlebt zu haben. Hast du mal ne Zigarette?“
    „Wir sollten ihn irgendwo hinbringen, wo es sicher ist“, warf Saul ein. Er stand wieder aufrecht, und seine Augen leuchteten im Halbdunkel goldgrün auf. „Mir gefällt es hier nicht.“
    „Habe ich bemerkt.“ Diese Gasse war nicht mal annähernd sicher. „Wie wäre es mit dem Micky’s? Die Bar, nicht das Restaurant vorne.“
    Er nickte, Silber wogte in seinem Haar, und die kleine Flasche mit Weihwasser, die er um den Hals trug, funkelte sommerblau. Vielleicht reagierte sie auf die Narbe, die unter dem Armband noch immer heftig pochte. Vielleicht lag es aber auch an dem Aroma von Höllenbrut, das mich einhüllte, nachdem Perry seine ätherischen Fingerabdrücke auf mir hinterlassen hatte, als er mich zusammenflickte. „Gute Idee“, sagte Saul. „Ich fahre.“
    Dagegen hatte ich nichts einzuwenden.
    Während ich mir mit feuchten Tüchern die Hände abwischte, starrte Robbie in seine Kaffeetasse. Ich hatte mich auf den Toiletten umgezogen, trug nun eine frische Hose und ein sauberes T-Shirt, die ich im Kofferraum des Impala aufbewahrt hatte. Nur auf meinem Mantel klebte noch immer Rot, und meine Stiefel trieften. Getrocknetes Blut saß unter meinen abgekauten Nägeln und in meinem Haar.
    Zum Glück war es nur mein eigenes. Wenigstens etwas: keine toten Unbeteiligten. Ich hatte es geschafft, dass alle Unschuldigen unverletzt blieben.
    Dieser Gedanke war nicht so tröstend, wie er hätte sein sollen, aber besser als nichts.
    Theron, der Barkeeper, brachte mir einen Stapel feuchter Waschlappen und ein Bier. Zufälligerweise war er ein Werpanther. Bisher hatte ich nur ein einziges Mal erlebt, dass er sich verwandelt hatte, draußen in der Chartres Street bei einem Kampf mit einem Schwärm Möchtegern-Priestern des Mittleren Pfades. Und das eine Mal reichte mir. Der Kiefer eines Panthers kann Knochen zerbeißen, und Theron war riesig. Werwesen sind in der Regel kräftiger gebaut, sowohl als Menschen als auch als Tiere. Trotzdem sehen einige von ihnen einfach zu groß aus, um wahr zu sein. Theron gab eine gute Verstärkung ab, aber er war extrem unberechenbar – niemand, den man zu Hilfe holte, es sei denn, man war bereit, nach seinen Regeln zu spielen. Trotzdem war er ein guter Kerl und ein Grund, warum im Micky s keiner aus der Reihe tanzte.
    „Hier stinkt’s“, sagte er und nickte Saul zu, dem sich sichtbar die Haare sträubten.
    „Ich weiß, Theron. Danke“, erwiderte ich.
    „Willst du einen Kurzen, Saul?“
    „Nein, danke.“ Saul war außergewöhnlich still, hatte die Schultern gestreckt und blickte mit riesigen Augen in die Runde. Theron schenkte ihm ein Lächeln, das seine Zähne zeigte, und ging wieder. In dem Dominanzspielchen zwischen den Werwesen waren Saul und Theron

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