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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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gehangen hatte, während ich in die Hölle hinabstieg, um meine Ausbildung zu vollenden.
    Manchmal frage ich mich, was in ihm vorgegangen war, während er meinen leblosen Körper auf dem Altar betrachtete, den pochenden und blutenden Rubin in den Händen, mit dem er das Silberband verankert hatte. Den Rubin, den ich nun um den Hals trug. Hatte er sich gefragt, ob ich zurückkommen würde? Hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, ob ich die Reise hinab an den Ort überleben würde, den die Abkommen der Hölle ihr Zuhause nennen?
    Oder nicht? War er sich bewusst, dass er mich so gut er nur konnte trainiert und mir jede nur erdenkliche Waffe gegen die Schattenseite gegeben hatte? Und wäre ihm das tatsächlich ein Trost gewesen?
    „Verflucht, du solltest dich von hier fernhalten“, schüttelte Riverson den Kopf, während sein verschleierter Blick etwas hinter mir fokussierte. „Du stinkst nach Wer.“
    „Und du stinkst nach Hölle, Riverson. Behalte deinen weisen Rat für dich.“ Ich knallte das Glas wieder auf den Tresen, drehte mich um und machte mich auf den Weg zum Backstage-Bereich, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Mein zerlumpter Mantel schwang hin und her wie die Fransen einer Bikerjacke.
    Also, Füße, lasst mich jetzt bloß nicht im Stich.
    Weiter hinten waren die Tische voll besetzt mit Höllenbrut – sie spielten Karten, genehmigten sich in aller Ruhe ihre Drinks und unterhielten sich in Helletöng, das die dröhnende Musik durchzog. Die abgestandene Luft im Raum vibrierte. Glänzende Dämonenaugen folgten mir, als ich an ihnen vorbei und auf die schmale schwarze Eisentür ganz hinten zuschritt, die mit einer purpurnen Kordel aus Samt abgesperrt war.
    Trotz des Lärms hörte ich, wie ein Stuhl verrückt wurde. Als einer der Typen Anstalten machte aufzustehen und unter seinen flaschengrünen Samtmantel griff, zögerte ich keine Sekunde. Ehe er sichs versah, hatte ich die Kanone in der Hand und zielte auf ihn. Gebadet in warmes gelbes elektrisches Licht, erschien sein schneidend schönes Gesicht mit den feinen Zügen wie das eines leichenblassen Adonis. Zigarettenrauch wirbelte in der Luft umher. In gelben Augen funkelte die übernatürliche Wut einer Höllenbrut, und einer mächtigen obendrein.
    Hallo, schöner Unbekannter. Was haben wir denn für ein verfluchtes Problem, bist du plötzlich lebensmüde? Ich hielt die Waffe weiter auf ihn gerichtet. An meinem Handgelenk pulsierte die Narbe, hart und heiß.
    Na komm schon, liefere mir einen Grund. Nur einen kleinen Grund. Och, bitte.
    Mein Finger am Abzug machte sich bereit. Ich sah, wie sich die Sphärenenergie zusammenballte, wie schwarze, höllische Wolken der Verdammnis, die um ihn wirbelten. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Wenn er mich angreifen würde, hätte ich jedes Recht, ihn auf der Stelle zu erschießen und einfach zu gehen.
    Doch plötzlich und wie aus dem Nichts schloss sich Perrys Hand um meinen Arm. Unter dem Leder wurde die Narbe so heiß, dass ich schon damit rechnete, es würde jeden Moment anfangen zu kokeln.
    Perry schwieg, sein Griff war sanft. Seine langweilige Visage wandte sich interessiert dem Dämon zu, der mitten in seiner Bewegung erstarrt innehielt, was reichlich komisch aussah. Er war auf den Beinen, aber nur zur Hälfte, und seine Hand steckte noch immer unter seiner Jacke.
    Ohne Vorwarnung wurden Perrys Finger an meinem Gelenk zu Stahl. Er drückte so fest zu, dass die Knochen knirschten, dann nahm er mir gelassen mit der freien Hand die Pistole ab. Er legte an, spannte den Hahn und drückte ab.
    Ein lauter Schuss zerschnitt die donnernde Musik, und es spritzte schwarzes Blut. Der Kopf der Höllenbrut löste sich regelrecht auf. Wenn man einen Dämon töten will, ist der Kopf immer eins der sichereren Ziele – zumindest solange sie nicht auf dich zuspringen, die Scheißer sind nämlich ungeheuer schnell. Außerdem ist meine Munition mit Silber verkleidet. Was die Ballistik angeht, sind Silberkugeln eine Katastrophe, aber zum Glück braucht man nicht sehr viel von dem Mondmetall, um die Hülle einer Höllenbrut durchstoßen zu können. Denn dann sind sie verwundbar. Und es wirkt wie ein Gift auf sie, man schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe.
    Perry legte die Waffe zurück in meine Finger. Dann führte er meine Hand hinunter zum Gurt, um die Pistole wegzustecken, wobei sein Griff keine Sekunde von dem Lederband über dem Mal rutschte, das prickelnd und schmerzend anschwoll, um ihm näher zu

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