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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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nichts erzählen, was mich schocken könnte.“ Wenn es was Menschliches ist, hab ich’s vermutlich schon zweimal erledigt, und es wenigstens einmal gekillt, wenn es zu den Nachtschatten gehört.
    Gut möglich, dass sie mir nicht glaubte, aber sie fuhr trotzdem fort. „Sie steigen in kein Auto, wenn sie den Typen nicht kennen. Keine will mehr allein raus, und jede versucht, sich die Freier zu merken, mit denen die anderen wegfahren. Aber das ist schwierig. Und … na ja, Bethie Stride ist verschwunden, und dann Mercy. Und Lucy Long, Star und Hope, und Alexis – und das sind alles Mädchen, die niemals aus der Stadt abhauen würden. Aber was noch viel gruseliger ist: Wenn eins der Mädchen schwanger wird, löst sie sich einfach in Luft auf.“
    Schwanger. Selbst mit Kondomen und Spermiziden passiert es immer wieder. Die wenigsten der Mädchen, die anschaffen gehen, können sich die Pille leisten – oder daran denken, sie jeden Tag zu nehmen. Und dann waren da noch die Zuhälter und solche Aufreißer, die extra zahlten, wenn man s ohne machte. Ein Berufsrisiko im Sexbusiness. „Wie viele der Stricherinnen sind im Moment schwanger?“
    „Nicht viele. Sie verschwinden ja alle.“ Sie riss sich ein Stück Weißbrot ab – ich hatte für sie zwei Scheiben mit Butter bestrichen.
    Schwangere Huren. Schwangere Frauen, denen sämtliche inneren Organe fehlen. Und die Augen. Stirnrunzelnd blickte ich in mein Glas, dessen bernsteinfarbener Inhalt sanft zu strudeln anfing, als ich mich darauf konzentrierte. – Und dann diese Abdrücke, zu sauber und scharf, um von Krallen zu stammen. Skalpellschnitte.
    Unter dem Lederarmreif pochte meine Narbe, und ich bekam eine Gänsehaut.
    Ein profitabler Anreiz … „Es gibt Dinge, zu denen nicht einmal ich mich herablasse, und sei der Profit noch so hoch.“ Was, wenn eins dieser Dinge der Verkauf von Organen und Stammzellen ist? „Heiliger Bimbam!“, keuchte ich. „Heilige Mutter, verflucht!“
    „Sie plant eine Beschwörung, Jägerin. Sie schürt sie an mit Mord und finanziert alles durch den Verkauf von inneren Or –“
    Und ich hatte auf Belisa geschossen, die verflucht noch mal versucht haben könnte, mir die Wahrheit ins Hirn zu pflanzen.
    Ganz großartig. Es wird immer besser.
    „Kannst du laut sagen.“ Sie schob ihren Stuhl zurück und wühlte in ihrem Rucksack. „Hier.“ Sie hielt ein dickes Paket zerknitterter, schmutziger Banknoten hoch. „Ich hab zweitausend in bar.“ Sie legte sie zwischen uns auf den Tresen. „Das meiste davon gehört mir, aber fünfhundert hab ich Ricky geklaut. Wenn ich zurückgehe, wird er mich nicht nur verprügeln, er wird mir das Gesicht zerstechen. Vielleicht würde er mich sogar töten. Es wäre nicht das erste Mal, dass er das macht.“ Ihr Blick traf meinen. „Kann ich … ich meine, es heißt, du hilfst den Leuten. Kannst du … würdest du … mir helfen?“
    Da waren sie wieder. Die Zauberworte. Kannst du mir helfen? Du bist meine letzte Hoffnung. Hilf mir. Bitte, bei allem, was dir heilig ist, hilf mir. Bei allem, was ein Jäger so zu hören bekam, war das das Gängigste. Und es war auch genau das, womit man uns jedes Mal wieder rumkriegte.
    Nun ja, es war ganz sicher nicht das verfluchte Geld, für das wir es taten.
    „Du willst aussteigen?“, fragte ich so nüchtern wie möglich. „Du bekommst genau eine Scheißchance, Püppchen, hörst du? Eine. Wenn du sie dir versaust, stehst du wieder alleine da. Mir ist egal, wie du auf dem Strich gelandet bist. Wenn du es wirklich ernst meinst, werde ich dir helfen, nicht wieder dort zu landen. Aber verkauf mich nicht für blöd.“
    „Meinst du, ich weiß das nicht?“ Sie rückte ihren Stuhl wieder an die Theke, beugte sich über den Teller und widmete sich wie ausgehungert wieder dem Essen. Ich betrachtete die Blutergüsse auf ihrem Gesicht, sah, wie widerlich frisch sie noch waren, und zuckte innerlich zusammen. „Man erzählt sich Geschichten über dich“, sagte sie zwischen zwei Bissen. „Alle möglichen Sachen. Ricky hat dich eine Hexe genannt.“
    „Nein, keine Hexe. Exorzistin, Magierin und von der Hölle gebranntmarkt, aber eine Hexe bin ich nicht.“ Ich musste mich nicht erst um einen nüchternen Tonfall bemühen. „Aber mach dir darüber mal keine Gedanken. Du bist besser dran, nicht zu viel über mich zu wissen.“ Glaub mir, und wie viel besser.
    Sie schauderte, doch ich versuchte nicht, sie zu beruhigen. Ich hatte schon alle Hände voll zu tun, nicht selbst die

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