Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
gelaufen.“
    Und wenn ich meine Nachrichten abgehört hätte, wäre wahrscheinlich eine von Jordan dabei gewesen, die mich wissen ließ, dass jemand auf dem Weg zu mir war, der Hilfe brauchte. Verdammt. „Na schön.“ Ich starrte auf die Tischplatte und malte mit dem Finger ein unsichtbares Zeichen aufs Holz. „Das Beste wird sein …“
    Ich stockte. Legte den Kopf leicht schräg. Was war das?
    Da war das Geräusch erneut. Ein Schaben, Krallen, die über kalten Beton kratzten. Weit weg, aber es kam näher, aus Richtung Osten.
    Oh, verflucht. Augenblicklich spürte ich die Gefahr, sie war greifbar und haarsträubend. Mein Kopf fuhr in die Höhe, meine Rechte griff automatisch nach einer Pistole, und Cecilia schnappte nach Luft.
    „Steh auf“, fuhr ich sie an, sprang auf die Füße und stieß mir das Knie böse an dem kleinen Tisch an. Holz splitterte, aber ich bemerkte den kurzen Schmerz kaum. „Steh verdammt noch mal auf. Komm schon.“
    „Was ist los? Was ist denn passiert?“ Sie verzog das Gesicht, und als sie die Waffe sah, riss sie die Augen sogar noch weiter auf. Ich stapfte rüber zum Sessel, der an dem kleinen Tisch stand, an dem ich die Tarotkarten las. Griff mir meinen zerschlissenen Mantel und streifte ihn über, indem ich die Kanone von einer Hand in die andere gleiten ließ.
    „Irgendetwas ist auf dem Weg hierher. Ich hab’s gerade gehört. Es wird meinen ersten Verteidigungswall erreichen und Alarm auslösen in … oh, neunzig Sekunden.“ Ich schaffte es nicht, ein dreckiges, erfreutes Grinsen zu unterdrücken. „Du meinst doch nicht etwa, dass ich hier drin sitze, ohne mich verteidigen zu können, oder? Komm schon, Mädchen. Du verkriechst dich jetzt erst mal und machst dich unsichtbar.“
    In diesem Moment kam es recht gelegen, dass sie auf unbedingten Gehorsam getrimmt war, auch wenn ich Diamond Ricky mit Freuden die Eier abgerissen hätte, dafür, dass er ein unterernährtes Mädchen verprügelte. Panisch kletterte sie die wacklige Holzleiter im Schlafzimmer hoch. Ihre geprellten Knöchel waren schrecklich dünn. Als sie oben war, blickte sie aus ihrem geschwollenen Gesicht auf mich herab.
    „Zieh sie hoch“, sagte ich und half ihr mit der Leiter. „Und jetzt machst du die verfluchte Falltür zu und verriegelst sie. Bleib da oben, bis ich dich hole – oder bis der Morgen anbricht. Falls ich draufgehe, lauf zum Polizeirevier in der Alameda Street und frag nach Montaigne. Er wird sich um dich kümmern. Ich weiß, dass du keine Bullen magst, aber er ist in Ordnung.“
    Sie biss sich auf die Lippe und nickte. Tränen rannen ihr über die blassen blauen Wangen. „Warum machst du das für mich?“
    Was zum Teufel soll das denn für eine Frage sein? Ich bin eine Jägerin. Ich beschütze die Unschuldigen. „Das ist nun mal mein Job. Und jetzt mach die Klappe zu und schieb verflucht noch mal den Scheißriegel vor!“
    Sie gehorchte. Die schwere, bleiverstärkte Falltür schloss sich. Das kleine Versteck lag absichtlich über diesem Raum, wo die vermengten Gerüche nach Werwesen, Höllenbrut und Jägerin helfen würden, den von Cecilia nach Angst und Mensch zu überdecken.
    Ich benutzte das Schlafzimmer außerdem als zusätzliches Munitionslager, und innerhalb von Sekunden, die ich eigentlich nicht hatte, lud ich silberummanteltes Blei nach und ließ jedes volle Magazin in die Schlaufen gleiten, die an meinen Mantel genäht waren. Besser zu viel Munition als zu wenig – vor allem, falls der kleine Plan, den ich mir ausgedacht hatte, nicht funktionieren sollte. Gerne hätte ich die Peitsche benutzt, aber die taugte nur für Trader. Das bisschen Distanz, das mir das Leder verschaffte, war unverzichtbar im Kampf gegen eine ausgewachsene Höllenbrut. Aber diese Waffe würde mir einen Scheißdreck nützen, wenn ich es mit etwas so Schnellem wie diesem Monstrum zu tun hatte.
    Also stürmte ich heftig atmend in Richtung Trainingsraum, schlitterte über die Dielen und erreichte ihn just in dem Moment, als die Vordertür wie unter einem gewaltigen Rammbock erzitterte. Das Ding hatte gerade einmal zweieinhalb Minuten gebraucht, um es bis zu meinem Haus zu schaffen. Ob sie es im Percoa Park oder irgendwo unten in der Lucado Street ausgesetzt hatten?
    Die Tür erbebte abermals und ich beschloss, mir die Frage für später aufzuheben. Herrlich. Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man anklopft?
    Ich rannte die Wand entlang auf das andere Ende des Raumes zu, wo unter bernsteinfarbener Seide

Weitere Kostenlose Bücher