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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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seinen Huren ein Teil des besten Straßenabschnitts gehörte.
    Ein anderer Zuhälter, ein untersetzter Schwarzer mit goldenen Kronen auf den Vorderzähnen, der sich Jonte nannte, hatte allen gesagt, sie sollten das Maul halten, weil jeder von ihnen „bei diesem Deal“ reichlich Reibach machen würde. Und Ricky, „das Arschloch“, sei nicht eingeweiht oder beteiligt worden, weil er den Mund nicht halten könne. Daraufhin war Ricky frech geworden und hatte sich als Dank ein paar eingefangen. Was erklärte, warum er seinen Frust schließlich und zufällig an Cecilia ausgelassen hatte.
    Aber das Beste kam erst noch. Es war nämlich noch jemand zu dem Treffen gekommen, und zwar ein Vertreter der ortsansässigen Mafia: Jimmy Rocadero mit zwei seiner Bodyguards. Abgesehen davon, dass er Jonte zustimmte und meinte, die Zuhälter würden genug Schmiergeld kassieren, um nicht herum maulen zu müssen, hatte Rocadero nicht viel gesagt. Aber allein seine Anwesenheit genügte, um die kleinen Fische im Teich in Angst und Schrecken zu versetzen. Jeder Zuhälter in Santa Luz zahlte einen bestimmten Prozentsatz an die Mafia. So funktionierte das Geschäft nun mal.
    „Weißt du, ob die Stripclubs auch zahlen?“, fragte ich.
    Cecilia, deren schlimmste Kratzer inzwischen desinfiziert, mit Arnika gegen die Schwellung behandelt und mit Pflaster versorgt waren, sah nun wirklich nicht mehr wie achtzehn aus. Man hätte sie höchstens für zwölf gehalten, und obendrein schwer verängstigt. Sie hatte sich auf meiner Couch zusammengerollt und drückte einen abgewetzten Teddybären an sich, den sie aus ihrem Rucksack gefischt hatte. Beim kleinsten Geräusch fuhr sie erschrocken hoch. Hoffentlich waren ihre Rippen verschont geblieben – es klang grässlich, wenn sie atmete. Sie selbst hatte nichts weiter außer Miniröcken und Hotpants bei sich, also hatte ich eine farbverschmierte Jogginghose für sie rausgekramt. Sie schüttelte wieder den Kopf. „Keine Ahnung. Da hab ich nie gearbeitet. Als ich alt genug wurde, war schon klar, dass ich für Ricky anschaffen gehen würde.“
    Ich saß im Schneidersitz auf dem Boden, trug meine Lederhose und ein Prospero’s Housewives -T-Shirt und ließ mir alles durch den Kopf gehen. Es juckte mir in den Fingern, etwas zu tun, aber da gab es absolut nichts, was ich im Augenblick tun konnte, außer alles nur denkbar Mögliche aus diesem Mädchen rauszukriegen.
    Ich hatte eine Packung Oreos auf den Tisch gestellt, und die Kleine verputzte einen Keks nach dem anderen. Hoffentlich wird ihr nicht schlecht. Urplötzlich sah ich sie vor mir, wie sie über der Kloschüssel hing und ich ihr die langen braunen Haare hielt.
    Keine schöne Vorstellung.
    Dann besah ich sie mir genauer. Sie war hübsch, und clever genug gewesen, einer tödlichen Gefahr zu entgehen. Ich schätzte sie als klug, aber ungeheuer unbeholfen ein – vom Typ Cheerleader, die zur Highschool ging, um einem schlimmen Zuhause zu entkommen.
    Das ist doch wie in den Spiegel zu sehen, was, Jill?
    Ich schob diese Stimme beiseite. Es war Zeit für die unbedeutendste, aber aufschlussreichste Frage des Abends:
    „Also warum hast du Ricky sitzenlassen?“ Die Finger wie zu einem Dreieck zusammengelegt beugte ich mich leicht vor und stützte die Ellbogen auf das Kaffeetischchen. Darunterstanden säuberlich nebeneinander Sauls Hausschuhe, einen davon berührte ich mit dem Knie, was mir absurd tröstlich erschien.
    Cecilia wurde rot und senkte den Blick auf die Packung Oreos.
    Die Nachricht kam bei mir an. Ich hätte es riechen sollen, aber durch die Ausdünstungen von Höllenbrut und Wut auf meiner eigenen Haut, die sich obendrein mit ihrem Weizenbier-Aroma vermengt hatte, wäre es einem Wunder gleichgekommen, es zu bemerken.
    Großer Gott. „Okay. Jetzt sag mir bitte, dass du nicht auch schon in der Quincoa gewesen bist.“
    „Nein“, flüsterte sie. „Aber Ricky hat dort angerufen, um einen Termin für mich auszumachen. Ich habe mich geweigert, hinzugehen. Aber er …“
    „Und da ist er ausgeflippt und hat dich so zugerichtet.“ Ich nickte. Klasse. Hierherzukommen musste ihr letzter Strohhalm gewesen sein.
    „Nachdem er mich geschlagen hatte, hab ich ihm versprochen, hinzugehen. Aber ich … da gibt es Leute, die sich auskennen. Ich bin in diesen Kifferladen in der Salvador Avenue gegangen und hab denen da gesagt, dass ich nach dir suche. Dass ich Hilfe brauche. Die Frau dort hat mich hierhergeschickt. Ich bin die ganze Strecke

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