Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
„Auftauen“ sollten reichen. Dann vermische es im Verhältnis 50/50 mit Gatorade. Ungefähr ein Viertel davon schütte man in einen riesigen alten Pott, den man dann mit sehr starkem Baldriantee aufgießt. Michail hat dem Ganzen immer noch einen Schuss Wodka verpasst, aber Michail hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank.
    Es schmeckt unbeschreiblich widerlich, vor allem, wenn dein Magen sich ohnehin gerne über deinen Mund aus dem Staub machen würde, ganz ohne lange Abschiedsworte. Aber es funktioniert. Der Gatorade-Anteil bringt deinen Elektrolythaushalt wieder ins Lot, das Koffein und der Zucker in der Cola kümmern sich um den Blutzuckerspiegel, und die völlig wilde chemische Reaktion besänftigt den Magen. Der Baldriantee, zumindest wenn er stark genug ist, ist beinahe so gut wie Valium, wenn es darum geht, einen Jäger zu beruhigen, der durch den Fleischwolf gedreht worden war.
    Der Wodka hatte sein müssen, weil natürlich keine Medizin der Welt ohne einen Hauch dieses feinsten aller Elixiere auskam. Obwohl ich auch schon gehört hatte, dass Anja zum Beispiel ihr Gebräu gerne mit importiertem Absinth verfeinert, doch ich selbst war noch nie in den fragwürdigen Genuss ihrer Mischling gekommen. So Gott will, wird es auch nie dazu kommen.
    Ich leerte vier Tassen von dem Zeug, bevor ich Saul angiftete und mich wie wild aufführte, weil ich aus dem Bett aufstehen wollte. „Beruhige dich erst mal“, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Oder ich binde dich verflucht noch mal fest. Du dumme Kuh.“
    „Du kannst mich mal“, gab ich zurück. Mein Kopf war kurz vorm Platzen. Mein Magen kochte über. Ich fühlte mich, als hätte man mich falsch zusammengesetzt.
    „Ich hab gesagt, du sollst bei Perry bleiben, verdammte Scheiße!“
    Er hatte recht. Und er schäumte vor Wut.
    „Zi-Zi-Zi … Zivilistin? “, brachte ich es endlich heraus.
    „Es geht ihr gut. Sie ist bei Avery. Jetzt komm mal wieder auf den Teppich, Jill. Okay?“
    Ich sackte schlaff in mich zusammen und lag röchelnd da. Danke, Herr. Gott, ich danke dir.
    Saul strich mir das Haar von der klammen Stirn. „Du hättest bei Perry bleiben sollen.“ Doch diesmal lag schon weniger Zorn in seiner Stimme. Er klang besorgt.
    Ich presste die Augen zu. Fand meine Sprache wieder. „Ich konnte einfach nicht“, stammelte ich.
    „Hat ganz den Anschein. Was hat er dir angetan?“
    Was sollte ich darauf sagen? Er hat plötzlich einen Weg gefunden, Said. Er hat mich geknackt. „Nur die ü-üblichen Spielchen.“ Hastig sog ich die Luft ein und atmete wieder aus. „Saul.“ Es war so schwer, mit diesem Hämmern im Schädel zu denken.
    „Ich bin hier.“ Seine Finger verschränkten sich mit meinen. „Willst du noch mehr Kater-Gebräu?“
    Oh, Gott. Nein. „Scheiße. Nein. Was hast du rausgefunden?“
    „Einige interessante Sachen. Aber erst mal ruhst du dich aus, einverstanden?“ Seine Hand war warm, er beugte sich zu mir und küsste mich auf die Wange. „Später werde ich dir dann den Arsch versohlen.“
    „Immer diese l-leeren Versprechungen …“ Dann verlor ich abermals das Bewusstsein.
    Als ich wieder zu mir kam, ging es mir besser. Das Gebräu hatte seinen Job erfüllt, und mein Kopf fühlte sich nicht länger an, als wolle aus dem Innern meines Hirns ein Monster ausbrechen. Spätnachmittagssonne schien durchs Fenster. Ich lag noch immer in meinem Bett, um mich herum war massenhaft leerer Raum. Nichts konnte sich unbemerkt anschleichen.
    Neben mir lag Sauls warmer Körper. Er hatte den Kopf auf den Ellbogen gelegt, weil er wie üblich die Decke von sich gestoßen und das Kissen aus dem Bett gekickt hatte. Anders als sonst war er angezogen, trug Boxershorts und ein T-Shirt. Saul roch nach Wer, Schweiß und Moschus, und die Talismane in seinem rotschwarzen Haar schimmerten im Licht.
    Langsam setzte ich mich auf. Mir war etwas schwummrig und mein Körper ein bisschen wund, aber ansonsten fühlte ich mich überraschend gut. Seit ich mit Perry diesen Deal geschlossen hatte, war es das erste Mal gewesen, dass ich den Stab wieder gebraucht hatte. Trotzdem hatte ich nicht das Gefühl, von einer Dampfwalze überrollt worden zu sein.
    Gähnend reckte ich mich. Nächster Tagesordnungspunkt: diesen beschissenen Arzt finden und ihn so lange würgen, bis er anfängt zu quieken. Dann steht der Besuch bei Jimmy Rocadero an, und …
    Sauls Hand schlang sich um mein Handgelenk. Eins seiner Augen öffnete sich und er gähnte. „Wo willst du

Weitere Kostenlose Bücher