Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
auszugleichen. Ich nickte Saul dankend zu und klemmte mir das Telefon zwischen Kopf und Schulter. „Also herrscht für sie gerade die Dunkle Zeit.“
    „Sieht ganz danach aus. Obwohl, wenn du mich fragst, schlägt es bei den Arschlöchern immerzu dreizehn. Egal. Also die Dunkle Zeit – das heißt Reinigung der Häuser, Aufspüren von Abtrünnigen … und Beschwören der Großen Alten.“
    Da klingelte es bei mir. „Moment mal. Beschwörungen?“
    Saul hob die Augenbrauen.
    „Laut Miguel de Ferrar gehört es um diese Zeit des Zyklus zur Standardprozedur, dass jedes Haus seinen Patron beschwört. Eine Menge dämonische Aktivität und all so ’n Kram. Sie glauben, dass zu diesem Zeitpunkt der Vorhang zwischen dieser Welt und der Welt der Dämonen besonders dünn ist – so ähnlich wie bei Samhain und den Hexen.“
    Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und nippte am Kaffee. „Na gut. Was braucht man denn für eine Beschwörung dieser Größenordnung? Sagen wir mal, wenn eine Sorrow es zum Beispiel auf eigene Faust durchziehen will.“
    „Das ist unmöglich. Eine allein kann das nicht schaffen. Deshalb sind die Häuser ja auch immer Zusammenschlüsse. Ein ganzes Haus muss zusammenarbeiten, um eine Tür in die andere Welt lange genug aufzuhalten, damit einer der Großen Alten auch nur kurz durchgucken kann. Wir reden hier von Granitböden, in denen die Neun Siegel eingraviert sind, Kerzen aus reinem Talg, Samtroben, grauer Amber und bernsteinfarbener Weihrauch, alle neun eben. Alle neun, auch in einem Kreis ausgelegtes Gold für die Gottheit, das Opfer und die psychische Energie, um ein Loch in den Äther zu reißen.“ Hutch klang von Sekunde zu Sekunde aufgekratzter. Er liebte seine Forschung.
    Sie plant eine Beschwörung, Jägerin. Sie schürt sie an mit Mord und finanziert alles durch den Verkauf von inneren Or-
    „Also ist es ein gewaltiger finanzieller und magischer Aufwand“, sagte ich langsam. „Hutch, wie steht es in Santa Luz um einen Schwarzmarkt für Organe?“
    „Organe? Was für …“
    „Menschliche Organe. Nieren, Lebern, so was eben. Auch Stammzellen.“
    „Scheiße, keine Ahnung. Aber das kann ich rauskriegen. Fünf Minuten im Internet und …“
    „Lass gut sein. Hör mal. Welcher Patron der Alten herrscht über das Ende dieses Zyklus? Ich weiß, dass jedes Haus einem insbesondere dient, aber welcher der Neunundneunzig herrscht im Allgemeinen über diesen letzten Abschnitt?“
    Sauls Blick traf meinen. Ich nahm einen brühheißen Schluck Kaffee.
    Am anderen Ende der Leitung waren raschelndes Papier und hektisches Atmen zu hören, während Hutch in seinen Aufzeichnungen kramte. „Gerade hatte ich es noch, gerade hatte ich eine Kopie von Luviennes Chaldeans aufgeschlagen … aha. Hier haben wir’s.“ Es folgte noch mehr Geraschel. „Wollen wir mal sehen … nach dem chaldäischen Kalender … und dazu das hier … minus die Schaltjahre … und dazu der Gregorianische … okay. Der Gewinner in diesem Jahr ist … Scheiße.“
    „Was?“ Hutch, ich mag es gar nicht, wenn du Scheiße sagst.
    „Es ist der Namenlose.“ Seine Stimme hatte sich zu einem Flüstern gedämpft. „Und der Zyklus endet in vier Tagen.“
    Es fühlte sich an, als wollten alle Haare meines Körpers auf einmal aufspringen. Taten sie wahrscheinlich auch. Die Silberamulette in meinem Haar klimperten, und ich stellte meine Tasse auf das Nachttischchen. „Jesus, Maria und Josef“, wisperte ich. „Der Namenlose?“
    „Vernichter von Babys. Weltenfresser. Der, welcher belohnt, d –“
    „Halt die Klappe, Hutch.“ Ich kenne seine Beinamen. Ich schluckte. „Hör zu. Verschwinde sofort aus dem Laden. Geh zu Galina. Bleib dort, bis ich dich holen komme. Und nimm Luvrienne und de Ferrar mit, ich rufe euch später vielleicht noch dort an. Hast du verstanden?“
    „Oh, Gott“, stöhnte er. „In was hast du mich jetzt wieder reingeritten?“
    „Ich hab dich nirgendwo reingeritten, Dummchen. Ich will nur, dass du in Sicherheit bist. Besser in Sicherheit als ausgeweidet. Kapiert, worauf ich hinauswill?“
    „Scheiße, Jill. Ich hasse dich.“
    „Galina wird sich freuen, dich zu sehen.“
    „Du Miststück.“ Aber schon hörte ich mehr Papier rascheln und wusste, dass er sich fertigmachte, um meinen Anweisungen zu folgen. „Na schön. Bin schon auf dem Weg. Ich sperre alles ab. Falls du hier rein musst, versuche, nicht alles niederzubrennen, okay?“
    „Hutch!“ Diesmal klang ich wirklich schockiert. „Ich

Weitere Kostenlose Bücher