Schattenjagd
kurz und klein schlug. Wir sind zu zweit reingegangen und haben gesehen, wie du dieses Vieh fertiggemacht hast. Du hast ausgesehen wie …“
Ich zuckte zusammen. Mit dem Stab in den Händen hatte ich wahrscheinlich ein ziemlich wildes Bild abgegeben, mein Haar hatte wüst abgestanden, als ich mich auf unmenschliche Art durch den Raum bewegt hatte. Und dann das Lachen. Dieses durchdringende, grässliche Lachen, das auf seinem Weg nach draußen meine Stimmbänder gequetscht hatte. „Schrecklich“, sagte ich rundheraus.
„Todbringend. Wunderschön.“ Er senkte den Blick. „Himmel, Julian. Du hättest sterben können.“
Weiß ich selber. „Ich hatte keine Wahl.“
„Für eins von Diamond Rickys Mädchen?“
Ist ja nur eine Hure, stimmt’s? Nur noch so ein Teenager, der auf den Strich geht. Ich schluckte die Bemerkung runter. Saul war nicht so. Es lag an mir, ich war … nervös. Dachte immer gleich an das Schlimmste, egal, wer was sagte. „Eine Zivilistin. Und sie hat mich um Hilfe gebeten.“
Er stieß einen knappen, grimmigen Laut aus. „Und das sind schließlich die Zauberworte, nicht?-Weißt du, auch ich könnte deine beschissene Hilfe brauchen.“
Bitte, Baby. Nicht jetzt. „Saul.“
Er drehte den Kopf und sah mir direkt in die Augen. „Jetzt hör mir mal zu. Nehmen wir mal an, du stirbst. Du weißt, was dann aus mir wird, oder?“
Ein Werwesen stirbt, wenn sein Partner stirbt. Aber ich bin kein Wer. Ich bin ein Mensch. Total verkorkst und höllenverpestet, aber immer noch ein Mensch. „Saul …“
„Ich werde mit Perry fertig. Ich werde damit fertig, dass du dich in jede Schwierigkeit bugsierst, die man in dieser verfluchten Stadt finden kann. Aber, Herrgott noch mal, Jillian, ich will dich nicht verlieren]“
„Saul.“
„Ich will, dass du meine Leute kennenlernst“, sagte er leise. „Ich will dich an meiner Seite, wenn der Mond aufgeht.“
Bei allen Göttern. Mein Mund wurde trocken. „Das ist ernst.“ Sofort gab ich mir selbst einen geistigen Tritt. Hätte ich vielleicht etwas noch Bescheuerteres sagen können?
„Sehr ernst.“ Zärtlich löste er meine Finger von seinem Arm. „So ernst es nur sein kann. Wie war’s jetzt mit einer Dusche?“
Einen Augenblick lang dachte ich, der Kloß in meinem Hals wäre zu groß zum Sprechen. „Ist das etwa ein unmoralisches Angebot?“
Er schenkte mir ein breites Grinsen und zeigte dabei jede Menge Zähne, bevor er sich noch einmal aufs Bett setzte. „Von Herzen gern, aber die Pflicht ruft. Beeil dich.“
„Wo im Barrio warst du denn?“
„Überall ein bisschen“, rief er mir über die Schulter zu, während er zum Schrank schritt. „Aber fündig geworden bin ich in einer kleinen Bar in der Nähe von Santa Croce. Eine echte Spelunke. Würde dir gefallen.“
Ich schälte mich aus den Laken, die ich vollgeblutet hatte. Blut aus der Nase und den vielen kleinen anderen Wunden, die sich bereits in rosa Narben verwandelt hatten und bald ganz verschwunden sein würden. Das Biest hatte mich ein paar Mal getroffen. Links über den Rippen, an der Schulter, am Bein. Ich konnte mich glücklich schätzen, überlebt zu haben. „Also war sie verräuchert und voller fieser Typen.“
„So wie immer eben, Babe. Eins ist jedenfalls sicher – meinen sozialen Horizont hast du entscheidend erweitert.“ Er öffnete die Schranktür, und ich verbrachte eine kleine Weile damit, seinen Hintern zu bewundern, bevor ich mich selbst aus dem Bett wuchtete.
Es gab Arbeit zu erledigen.
Vom tragbaren Telefon im Schlafzimmer aus rief ich Hutch an, aber er hatte noch immer nicht herausgefunden, was Chutsharak heißen sollte. Langsam hegte ich die Vermutung, dass wir damit nicht weiterkommen würden.
Mit dem Speer des Heiligen Antonius war es das Gleiche. Sobald ich die Zeit dafür fand, würde ich mit Gui ein ernstes Wörtchen reden müssen, was das Belügen von Jägern anging.
Dafür hatte Hutch anderes zu berichten: „Hey, in diesem Jahr begehen die Sorrow das Ende ihres dreijährigen Zyklus.“ Vor Aufregung überschlug sich seine Stimme.
„Drei-Komma-sieben“, korrigierte ich ihn, während ich die Füße in meine zweitbesten Stiefel schob. Mein Mantel war noch immer nicht geflickt, aber besser als gar nichts. Ich wackelte mit den Zehen, kam auf die Füße und nahm von Saul eine Tasse Kaffee entgegen. Es war eine dicke schwarze Brühe, und ich konnte gerade mal die Hälfte davon trinken, bevor mein Magen nach Essen verlangte, um das Koffein
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