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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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rostbraunen kurzen und soliden Teppich seines Büros. Vor der Tür wartete Saul. Perry saß in einer Limousine, die derweilen um den Block kreiste. Ich war alleine mit Montaigne, der ein guter Cop war – und, was noch wichtiger war, ein Freund. Noch nie hatte er mich im Stich gelassen.
    „Es tut mir leid, Jill“, sagte er schließlich. „Du weißt, dass ich das nicht so meine.“
    Carp und Rosie ging jede Leiche an die Nieren, die sie zu Gesicht bekamen. Selbst die Zuhälter und Nutten und Drogenbarone. Der Tod hat etwas so unaussprechlich Endgültiges an sich, irgendwie raubt er jedem seine menschliche Würde, selbst wenn er eines natürlichen Todes gestorben ist. Und auch Montaigne nahm sich das zu Herzen. Die unlösbaren Fälle, in denen der Täter nie gefasst wird, rumorten in ihm und seinen Detectives, immer und immer wieder, sie konnten nicht loslassen.
    „Das weiß ich. Dieser Fall kotzt mich nur so tierisch an.“ Es geht mir viel näher, als gut für mich ist. Ich biss die Zähne zusammen und stieß die Luft hindurch. „Es tut mir leid, Monty. Ehrlich.“
    „Du bist ein bisschen aufbrausend.“ Zickig war wohl, was er eigentlich meinte. Und ich war froh, dass er es nicht laut ausgesprochen hatte. „Willst du nicht mal Urlaub nehmen, wenn dieser Fall geklärt ist? Ich schätze, wir schaffen es, die Lage eine Weile alleine unter Kontrolle zu behalten. Vielleicht.“
    Oh, Monty. Einmal hatte er flüchtige Bekanntschaft mit der Schattenwelt gemacht und wusste daher ein wenig Bescheid. Das machte sein Angebot nur umso tapferer. „Ich habs mir fest vorgenommen.“ Als ich mich reckte, spürte ich, wie mitgenommen meine Knochen noch immer waren, wie viel der Stab meinem Körper abverlangt -hatte – um mich am Leben zu erhalten. „Entschuldige, Monty. Es tut mir ehrlich verdammt leid. Auf die Idee mit dem Organhandel hätte ich früher kommen sollen.“
    Er wedelte mit einer schlaffen, verschwitzten Hand und fuhr sich dann abermals über die Augen. „Mach dir keine Gedanken. Geh einfach nur da raus und sorg dafür, dass diese Scheiße ein Ende findet, abgemacht? Ich muss zusehen, dass ich mich endlich mal wieder zu Hause bei Margie blicken lasse. Okay?“
    „Okay.“ Ich streckte die Brust raus und zog den Bauch ein. „Ich kümmere mich augenblicklich um die Angelegenheit, Monty.“ Wenn ich es nämlich nicht tue und eine ausgebrochene Sorrow auf eigene Faust den Namenlosen beschwört, wird die Hölle über uns hereinbrechen. Und das ist nur das halbe Problem. „Willst du noch mehr wissen?“
    „Nein, um Gottes willen! Was du mir bisher erzählt hast, wird mir schon genug Albträume bereiten. Scher dich hier raus und mach dich an die Arbeit! Gib Carp und Rosie eine neue Beschäftigung, und Sullivan und Badger auch. Ich werde euch die Presse so lange wie möglich vom Hals halten. Setz dem Scheiß ein Ende, hörst du?“
    „Alles klar, Monty.“ Ich hielt inne. „Es ist klasse, für dich zu arbeiten, weißt du das?“
    Er wedelte nur wieder träge mit der Hand. Dann griff er in eine halboffene Schublade unter der Schreibtischplatte und zauberte eine Flasche Jack Daniels und ein Döschen Magentabletten hervor. „Raus mit dir, Jill, na los!“
    „Bis bald.“
    Leise schloss ich die Tür hinter mir. Saul lehnte an einer der Spanplatten gegenüber dem Büro, die die vielen Arbeitsnischen abtrennten. Er betrachtete mich aufmerksam, und ich erwiderte seinen intensiven Blick eine lange Zeit.
    „Die Sache wächst uns über den Kopf“, sagte er schließlich leise, durch den Tumult von klingelnden Telefonen und den übrigen hektischen Geräuschen des Morddezernats. „Wir brauchen Hilfe. Allein auf menschliche Polizei können wir uns nicht verlassen …“
    Was uns beiden sonst noch durch den Kopf ging, sprach er nicht aus: … auch nicht auf eine Höllenbrut, der keiner von uns über den Weg traut. Als ich von Montys Bürotür wegtrat, hörte ich deutlich meinen zerschundenen Mantel rascheln. „Was sollen wir denn tun? Eine Bande Werwesen verständigen, damit sie bei einem Himmelfahrtskommando draufgeht? Kommt nicht infrage. Zuerst einmal finden wir heraus, wie wir den Wendigo alleine loswerden können. Anders geht es nicht.“
    „Was ist mit dieser Sorrow?“ Gute Frage. Er verlangsamte seinen Schritt, um im Gleichmarsch neben mir zu laufen, und ich war auf einmal so dankbar für seinen Beistand, dass meine Augen zu prickeln anfingen. Das dumme wie das schlaue.
    „Falls Belisa die Wahrheit sagt, weiß

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